14. Stiller Tag

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Als ich um 6 Uhr von meinem Wecker geweckt werde, spüre ich die Anspannung der letzten Nacht noch in meinen Knochen.
Tyler ist Mama's neuer Patient.

Stöhnend stehe ich auf und schlürfe ins Bad. Ich schaue in den Spiegel. Ew. Wie sieht's du denn aus. Mein Blick wandert an meinen Hals. Der Knutschfleck ist immer noch da und so intensiv wie am ersten Tag. Naja, ist ja auch erst der zweite.
Da ich, aufgrund der letzten Nacht, ziemlich schlecht gelaunt bin, habe ich keine Lust mich groß herauszuputzen. Ich wasche mein Gesicht, putze meine Zähne, springe unter die Dusche und mache meine Haare anschließend in einen einfachen tiefen Dutt. Ich verzichte auf Make-up. Auch was mein Outfit betrifft, bin ich heute einfallslos. Mom Jeans, einen Oversized Hoodie in weiß, dazu meine weißen Air Force.
Schulterzuckend betrachte ich mich im Spiegel, während mein Bauch mir grummelnd mitteilt, dass er Fütterungsbedarf hat.

Da Mum gestern Nacht erst gegen vier Uhr nach Hause kam, weiß ich nicht, ob sie noch schläft, weshalb ich die Treppe leise herunter gehe. Zu meiner Überraschung ist sie schon wach. Sie sitzt in ihrem Morgenmantel mit einem Kaffee am Esstisch und blättert durch eine Akte, die vor ihr liegt. Tyler's Akte?

„Guten Morgen." sage ich.
Sie blickt auf und lächelt leicht. Man sieht ihr die Müdigkeit an.
„Guten Morgen, mein Schatz. Hast du gut geschlafen?" Ich schaue sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Mama, was war das letzte Nacht?"
„Das, mein liebes Kind, nennt man Arbeit." Sie steht auf und streichelt mir über den Kopf.
Ich verdrehe die Augen. „Schon klar, aber es kam noch nie vor, dass eine MEINER Freunde mich anruft und nach dir verlangt. Und das mitten in der Nacht. Wegen eines Patienten."
Mama sagt daraufhin nichts mehr. Gut, dann muss ich halt Celine fragen. Denke ich mir und fange an mir mein Frühstück vorzubereiten.

****

Als ich später am Morgen das Klassenzimmer betrete, bemerke ich, dass noch keiner meiner Freunde da ist. Celine nicht und auch Tyler nicht, was mich aber nicht sonderlich überrascht.
Ich setze mich auf meinen Platz. Die werden bestimmt noch alle kommen.

Aber sie kommen nicht.

Weder sehe ich Celine den Tag über, noch höre ich etwas von ihr. Sie geht nicht an meine Anrufe und antwortet nicht auf meine Nachrichten. Ich habe ein ungutes Gefühl im Bauch, also beschließe ich nach der Schule zu ihr zu fahren.

****

Ich stehe bestimmt zwanzig Minuten vor ihrer Tür und klingele durchgängig, aber keiner macht auf. Komisch. Von Außen sieht alles normal aus. Das Auto ihrer Mutter steht in der Einfahrt.
Nach weiteren zehn Minuten gebe ich auf und gehe wieder zur Bushaltestelle, um nach Hause zu fahren.

Als ich in meine Straße einbiege, laufe ich beinahe in Alex rein.
„Hey, immer ruhig mit den jungen Pferden."
„Oh. Hi. Wo kommst du denn her?" fragt er.
„Ich war bei Celine, sie war heute nicht in der Schule, daher dachte ich ich sehe mal nach ihr."
„Oh. Aber ist alles gut?" Ohne eine Antwort zu erwarten redet er direkt weiter. „Tut mir leid ich muss gehen. Wir müssen uns aber auf jeden Fall die Tage mal wieder sehen." Mit einer winkenden Handbewegung läuft er in Windeseile an mir vorbei, in die Richtung aus der ich komme. Relativ perplex bleibe ich einige Sekunden stehen, bevor auch ich mich wieder in Bewegung setze.

Mum ist nicht Zuhause, weshalb ich mir was Ungesundes in den Ofen schiebe und dann nach oben in meine Zimmer gehe.

Nachdem ich Celine noch mindestens fünfhundert weitere Nachrichten schreibe, lege ich mich in meine Bett und fange an wahllos durch die Apps zu wechseln.
Während ich immer wieder durch Instagram scrolle, zu Snapchat wechsele, dann TikTok öffne, nur um nach ein paar Minuten bei WhatsApp reinzuschauen, ob Celine mittlerweile geantwortet hat, und schließlich das Ganze wiederhole, ploppt plötzlich eine Nummer auf, die ich nicht eingespeichert habe. Ich überlegte einen Moment, ob ich annehmen oder einfach warten soll, bis der Anrufer auflegt, entscheide mich schlussendlich aber fürs Annehmen.
„Hallo?"
„Hailey. Gut, dass du abnimmst."

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Das Kapitel ist ein wenig ereignisloser als die Anderen. Bald wird es (hoffentlich) wieder spannender.

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