Der Oneshot spielt ein paar Wochen nach Age of Ultron und ist ein kleiner Crossover von The Avengers und X-Men.Ich muss es ihm sagen. Fünf Wochen war es nun schon her. Fünf Wochen, seit ihr Zwillingsbruder erschossen worden war. Fünf Wochen war es nun schon her, und noch immer zog sich ihr Herz vor Trauer so schmerzhaft zusammen, dass ihr die Luft wegblieb.
Sie ballte die Faust und spürte rote Energiewellen, die um ihre Finger herum Kreise zogen.
Mehrere Passanten sahen sie erschrocken an. Es war ihr egal.
Pietro, ihr Bruder war tot. Er war der einzige Mensch gewesen, der ihr etwas bedeutet hatte, der ihr ganzes Leben schon für sie dagewesen war, der sie beschützt hatte, mit dem sie alle Gefahren durchgestanden hatte.
Wanda Maximoff blinzelte die Tränen weg, die in ihren Augen aufstiegen und beschleunigte ihre Schritte.
Wie würde ihr Vater auf diese Nachricht reagieren? Würde er den Tod eines weiteren Kindes überhaupt verkraften? Er hat schon einmal ein Kind verloren ...
Ihr Bruder hatte ihr erzählt, dass man die Leichen der Mörder seiner jüngsten Tochter in einem polnischen Wald gefunden hatte. Durchbohrt von Metall.
Wanda musste schlucken.
Nur zu sehr erinnerte sie sich nun wieder wie Pietro gestorben war. Sie hatte es gespürt. Obwohl sie räumlich von ihm getrennt gewesen war, hatte sie gespürt wie Schwärze Pietros Geist geflutet hatte und dann- ... Nichts mehr.
Das war das Schlimmste gewesen.
Seit sie denken konnte, hatte sie immer Pietros Präsenz wahrgenommen, sie war ein Teil von ihr gewesen. Wie ein Organ in ihrem Körper. Vertraut wie ihr eigener Herzschlag. Sie hatte seinen Geist immer gespürt, egal ob bewusst oder unbewusst. Es war so normal und so natürlich wie Atmem gewesen. Und dann ... wurde er ihr entrissen. Mit Gewalt von ihr entfernt.
Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie allein gewesen. Es war als hätte ihr Herz aufgehört zu schlagen. Nein. Als hätte man ihr das Herz herausgerissen. Genau das hatte sie später mit Ultron getan.
Und es hatte sich gut angefühlt.
Sie unterdrückte einen Schauder.Wie würde also ihr Vater reagieren?Sie wusste es nicht. Sie kannte Erik nicht so gut wie Pietro ihn gekannt hatte.
Ein weiterer Grund, warum es ihn umso härter treffen wird.
Ein kalter Schauer rieselte über ihren Rücken und sie schlang die warme Jacke fester um sich. Ihre roten Schuhe klackerten über den Asphalt, der aber zu polierten Stein wurde, als sie das Pentagon betrat.
Bereits jetzt galten höchste Sicherheitsmaßnahmen. Sie musste mehrmals ihren Ausweis zeigen und wurde auf Pistolen und Messer hin untersucht. Anschließend musste sie gründlich ihre Mutation erklären und eine Bescheinigung vorlegen, dass sie Mitglied der Avengers war und ihre Kräfte somit keine Gefahr darstellten. Nach dem letzten Ausbruch hatte man wohl dazugelernt.
Danach wurde sie von zwei Wachmännern zum Aufzug eskortiert, der sie meterweit nach unten fuhr.
Hier lagen die Gefängniszellen von Leuten, die allerschärfste Bewachung benötigten. Im Moment war nur eine Zelle belegt.
,,Ab hier kein Metall", meinte einer der Wachmänner und deutete auf ihre Ringe. Er selbst trug eine Pistole aus Plastik am Holster.
Seufzend legte Wanda jedes noch so kleinste Teil ab, das irgendwie aus Eisen war. ,,Zufrieden?"
Sie wurde mehrmals gescannt. ,,Sie können weitergehen."
Ein anderer Wachmann legte ihr ein Dokument vor. ,,Unterschreiben Sie hier. Das ist die Bestätigung, dass wir das Gespräch per Kamera aufnehmen dürfen, um ein besseres Bild von Lehnsherrs Psyche zu bekommen."
Sie zögerte für einen Moment, bevor sie ihre Initialien auf das Blatt setzte.
,,Darf ich jetzt zu ihm?", fragte sie knapp. Der Mann nickte. ,,Kommen Sie mit."
Er führte sie durch einen weißen Flur und hielt vor einer schweren Tür inne. Sie erkannte, dass er merklich schluckte. ,,Hören Sie ... Ich ... ich weiß nicht, in welcher Beziehung Sie zu Lehnsherr stehen, aber ... passen Sie auf sich auf. Der Kerl ist einer der mächtigsten und gefährlichsten Männer dieses Planeten."
Sie lächelte ihn an. ,,Danke für die Warnung."
Der Mann öffnete die Tür und sie trat hindurch. Hinter ihr hörte sie ein Klicken, als diese hinter ihr abgeschlossen wurde.
Die weiße Zelle war spartanisch eingerichtet: Eine Matratze, zwei Stühle, die um einen Tisch mit einem Schachbrett standen. Sonst nichts.
Erik Lehnsherr lag auf der Matratze, entspannt, mit geschlossenen Augen. Seine Hände waren säuberlich auf dem Bauch gefaltet. Er drehte den Kopf, als die Tür geschlossen wurde. Er schien kurz überrascht zu sein, lächelte sie jedoch sanft an und stand auf um sie zu begrüßen. ,,Wanda. Wie geht es dir?"
Das Haar ihres Vaters war dunkler und schütterer geworden und neue Falten hatten sich in seine Stirn gegraben. Seine blauen Augen schimmerten jedoch aufmerksam.
Sie ignorierte den Schmerz, der mit dieser Frage kam. ,,Den Umständen entsprechend." Sie deutete auf das Schachbrett. ,,War Charles da?"
Eriks Mundwinkel hoben sich. ,,Ja, vor ein paar Tagen. Er behauptet immer, er würde meine Gedanken nicht lesen, aber trotzdem scheint er immer jeden meiner Züge vorauszusehen."
Er strich sich durch das Haar. ,,Was war die letzten Monate über los? Du schienst gar nicht da zu sein. Warst du mit deinem Bruder auf einer Mission?"
Sie nickte stumm. ,,Darf ich mich setzten?"
Er deutete auf den Stuhl und lächelte reuig. ,,Verzeih mir ... Ich bekomme hier unten so selten Besuch, dass ich teilweise die Regeln der Höflichkeit vergesse. Bitte setz dich."
Sie ließ sich auf einem Stuhl nieder. Ihre Hände zitterten leicht. ,,Also ... Pietro und ich waren auf einer Mission ... mit den Avengers. Kennst du sie?"
Ihr Vater nickte nachdenklich und Wanda glaubte seine Augen aufblitzen zu sehen. ,,Sie haben beeindruckende Kräfte, findest du nicht? Ich bin gespannt, wie sie sich gegen die X-Men schlagen würden."
,,Die Mission ging gegen Ultron, eine Art ... metallenen Roboter, der über künstliche Intelligenz verfügte. Er war ein gescheitertes Projekt von Stark und unsere Aufgabe lautete ihn unschädlich zu machen, bevor er den Planeten vernichtet. Dabei ist Pietro ..." Ihre Stimme versagte für einen Moment und Tränen schossen ihr in die Augen. ,,Er ist tot. Man hat ihn erschossen."
Das Gesicht ihres Vaters wurde starr. Dann vergrub er das Gesicht in den Händen. ,,Tot?", wiederholte er. Seine Stimme klang kratzig.
,,Ja", flüsterte sie und jetzt waren alle Empfindungen, die sie versucht hatte zu verdrängen wieder da. Der Schmerz, die Trauer, die Wut, die Einsamkeit. Sie vermisste Pietro. Sie vermisste ihn so sehr.
Sie stolperte zu ihrem Vater und umarmte ihn. Dabei spürte sie, wie sie immer wieder von Schluchzern geschüttelt wurde. Sie vergrub das Gesicht an seiner Schulter und ließ ihren Tränen zum ersten Mal seit Sokovia freien Lauf. ,,Es ist meine Schuld", schluchzte sie, ,,hätte ich besser auf ihn achtgegeben ..."
Ihr Vater strich ihr durch das Haar, eine seltsam schützende, väterliche Geste. ,,Schhhht", murmelte er sachte, doch sie hörte wie seine Stimme beinahe brach. ,,Du- du sollst dir deswegen ... d-deswegen keine Vorwürfe machen. Du hattest nichts ... nichts damit zu tun."
Sie drückte sich weiter an ihn und er hielt sie weiter fest und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
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Schurken "Villains" OneShots (german/deutsch)
FanfictionBösewichte, Antihelden, Schurken, "Villains": Charakterisiert als narzisstisch, sadistisch, wahnsinnig und doch Genies in ihrem Gebiet - wer hat nicht eine heimliche Schwäche für sie entwickelt? (Das war übrigens eine rhetorische Frage, die mit unte...