Dieser Oneshot wird eher Eriks Kindheit bei Sebastian Shaw/Klaus Schmidt beleuchten.
Name: Erik Lehnsherr "Magneto"
Kräfte: Kontrolle von Metall
Äußerliche Auffälligkeiten: Zifferncode von Auschwitz auf Unterarm
Psychische Auffälligkeiten: Kindheitstrauma
Familie: Mutter (gestorben), Vater (unbekannt), 1. Sohn Peter/Pietro Maximoff "Quicksilver" (gestorben), 2. Tochter Wanda Maximoff "Scarlett Witch" (lebend), 3. Tochter Lorna Dane "Polaris" (lebend), 4. Tochter Nina Lehnsherr (gestorben)
Sprachen: fließend Deutsch, Englisch, Polnisch, beherrscht außerdem Spanisch und Französisch
Untergebene und Anhänger: Raven Darkhölme "Mystique",,Jetzt wissen wir also, wie wir deine Gabe heraufbeschwören können ... Wut ... und Schmerz."
Der dreizehnjährige Erik Lehnsherr saß mit angezogenen Beinen auf der schmalen Pritsche in seiner winzigen Kammer und ließ die silberne Münze mit seinen Kräften um die Finger kreisen.
Er hatte die Augen geschlossen. Er spürte die harte Matratze unter sich.
Es befand sich nicht viel in seinem Zimmer: Ein Bett, ein Stuhl und ein Schrank. Alles war weiß und metallisch und steril. Wie in einem Labor. Und Erik war das Versuchskaninchen.
Er spannte unwillkürlich seine Muskeln an, als die Verzweiflung und die Wut über seine Situation ihn für einen Moment übermannten. Er würde hier nie wegkommen. Schmidt würde ihn nicht gehen lassen. Niemals.
Die Münze drehte sich weiter in der Luft.
Erik seufzte und spürte das mittlerweile vertraute Stechen in seinem Unterarm. Eigentlich sollte er nicht schmerzen, die Brandmale waren längst verheilt. Es war mehr so etwas wie ein Phantomschmerz. Ein Schmerz in seiner Psyche.
Mehrere Ziffern waren in seinem Arm eingeätzt. Der Beweis für seine Vergangenheit im KZ. Allein schon der Gedanke ließ alte Erinnerungen in ihm aufsteigen, die er nur zu gern verdrängen würde: Der beißende Geruch nach Krankheit, die Rufe der Nazi-Soldaten, wenn sie einzelne Insassen nach draußen schleppten, die danach nie mehr gesehen wurden, die Gräber, die sie schaufeln mussten und die ihre eigenen sein könnten ...
Er gab ein wimmerndes Geräusch von sich und vergrub das Gesicht in den Armen. Jetzt saß er da, zusammengekauert und durchlebte seine schlimmsten Erinnerungen erneut.
Die Münze drehte sich weiter.
Wie er im Dreck hockte, zitternd und bibbernd vor Kälte, die Klamotten klebten ihm nass von Regen am Körper ...
Die Reduzierung von sich auf eine sechsstellige Nummer, die ihm jede Identität raubte ...
Die stumpfen Blicke der anderen Juden, die mehr Knochen als Fleisch am Leib, und deren Köpfe größere Ähnlichkeit mit Totenschädeln hatten ...
Seine Mutter ... für einen Augenblick sah er sie lächeln.
Die Münze verlor ein wenig an Höhe.
Aber jetzt war sie tot. Wegen ihm. Wegen seinen Kräften. Weil er sie nicht beherrschen konnte! Er hätte sie retten können, wäre er doch nur besser gewesen!
Er biss die Zähne zusammen und spürte wie sie mit einem Schaben aufeinanderstießen. Sein ganzer Körper war angespannt. Er schmeckte Blut. Wahrscheinlich war seine Zunge wegen den Zähnen leicht aufgerissen.
Und er schmeckte Salz. Eine Träne. Er weinte.
Trotzig wischte er sie weg. Er durfte nicht weinen. Nicht hier. Nicht jetzt.
Die Münze drehte sich weiter.
Er dachte an das schwere Eisentor zurück, dass er vor beinahe schon drei Jahren mit seinem bloßen Willen, mit seiner bloßen Wut verbogen hatte. Damit hatte alles angefangen. Hätte er sich kontrolliert, hätte er Schmidt nicht auf sich aufmerksam gemacht, wäre seine Mutter vielleicht noch am Leben. Es ist alles meine Schuld!
Wut auf sich selbst. Das setzte ebenfalls seine Kräfte frei.
Denn die Münze drehte sich weiter.,,Das machst du gut, mein Junge", meinte eine ruhige Stimme. ,,Du kannst jetzt aufhören."
Eriks Schultern sackten vor Erleichterung herab und er öffnete seine vor Tränen verklebten Augen einen Spalt breit. Er war unsicher, was nun kommen würde. Sein Herz klopfte schneller und ein Kloß bildete sich in seiner Kehle. Er hatte Angst.
Die Münze schlingerte unheilvoll, bevor sie mit einem leisen Klirren zu Boden fiel. Sie rollte über den glatten Stein, bis sie gegen einen glänzend geputzten Schuh stieß und umkippte. Sie zeigte auf Zahl.
Zögerlich hob er den Blick.
Schmidt sah ihn lächelnd an. Wie ein Vater seinen Sohn.
Er trug wie immer einen tadellos sitzenden Anzug und seine halbmondförmige Brille. Auf dem Schoß lag ein Klemmbrett mit fein säuberlich geschriebenen Notizen. Er blickte für einen Moment auf seine Taschenuhr und schrieb die entsprechende Zeit ordentlich auf ein Blatt.
,,Dreiundzwanzig Minuten und Einundfünfzig Sekunden, Erik. Ich bin stolz auf dich."
Erik wusste, dass er das durchaus ernst meinte. Schmidt machte keine Scherze.
,,Sag mir, an was hast du gedacht?", fragte Schmidt dann.
Erik zuckte leicht die Schultern und blickte zu Boden. Er wollte nicht darüber sprechen.
Schmidt seufzte. ,,Erik, all das, was ich tue, hat einzig und allein den Zweck dir zu helfen. Deine Kräfte zu kontrollieren. Dich zu stärken." Seine Stimme klang eindringlich, aber auch ein wenig enttäuscht. Das machte Erik immer Angst. Wenn Schmidt enttäuscht war, gab es immer einen neuen "Test" für seine Fähigkeiten, wie Schmidt es nannte. Für Erik war es pure Folter.
Erik schloss zitternd die Augen. Wut und Schmerz. Das war alles, was er stets fühlte. Was er stets fühlen durfte.
Jeden einzelnen Tag.
Nur diese Emotionen entfesselten seine Kräfte und so durchlebte er jeden einzelnen Tag seine schlimmsten Erinnerungen und die Wut ... Erik schluckte schwer. Auch davon fühlte er genug. Schmidt hatte ausreichend Taktiken, die dafür sorgten.
,,Ich- ich habe an das Konzentrationslager gedacht", meinte er leise und sah hinunter auf seine Fußspitzen, bevor er den Blick hob.
Schmidt machte sich eine erneute Notiz, bevor er Erik einen mitleidigen Blick schenkte. ,,Noch etwas?"
,,Nein", log Erik. Er wollte nicht über seine Mutter sprechen. Nicht mit ihrem Mörder.
Ein Teil von ihm wollte Schmidt seit ihrer ersten Begegnung töten. Es wäre so einfach ... Er könnte die silbern schimmernde Münze durch die Stirn in seinen Schädel fliegen lassen. Schmidt wäre augenblicklich tot.
Aber ... er konnte es nicht. Er hatte es von Anfang an nicht gekonnt. Seine Kräfte versagten einfach, als hätte jemand den Stecker gezogen.
Was wäre er ohne Schmidt? Er war der einzige, der Eriks Kräfte kannte, der ihm half sie zu kontrollieren. Wenn irgendjemand anderes Eriks Kräfte entdeckte, würde man ihn sicherlich einsperren. Oder Schlimmeres.
Schmidt beschützte ihn in gewisser Weise vor der Welt da draußen.
Er wusste nicht, was er ohne diesen Mann war oder sein würde. Schmidt war die einzige Konstante in seinem Leben, die einzige Bezugsperson. In gewisser Weise brauchte er diesen Mann.
Und das ekelte Erik mehr an als alles andere.
Doch Schmidt war auch der einzige, der wusste, was er war: Eine schreckliche Anomalie, ein Monster. Ein Monster, zu dem Schmidt ihn gemacht hatte, als er Eriks Mutter vor seinen Augen erschossen hatte.
Es braucht ein Monster, um ein anderes Monster zu erkennen.
Weil Schmidt selbst ein Monster war, war er einzige, der ihn verstand.Erik Lehnsherr aka Magneto ist einer der - meiner Meinung nach - besten Charaktere in X-Men und wird von Michael Fassbender gespielt (der auch einer meiner Lieblingsschauspieler ist).
Wie ihr merkt, fängt die Geschichte schon sehr fröhlich an und was Erik anbetrifft, wird sich da vermutlich nicht viel ändern.
DU LIEST GERADE
Schurken "Villains" OneShots (german/deutsch)
Fiksi PenggemarBösewichte, Antihelden, Schurken, "Villains": Charakterisiert als narzisstisch, sadistisch, wahnsinnig und doch Genies in ihrem Gebiet - wer hat nicht eine heimliche Schwäche für sie entwickelt? (Das war übrigens eine rhetorische Frage, die mit unte...