33. Im Badezimmer verstaut

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Montag, 13.November 2017

Zuhause

Raven

Zuhause angekommen verkrieche ich mich nach dem Essen sofort in mein Zimmer. Nachdem ich eine halbe Ewigkeit überlegt habe, was ich machen könnte, um mich nicht an meine Hausaufgaben zu setzen, habe ich mich dazu entschlossen eine Runde zu laufen. Einfach deswegen, weil ich so immer meinen Kopf frei kriege.
Nicht um abzunehmen oder sportlich zu sein. Irgendwie hat mich der heutige Tag zu sehr mitgenommen. Es ist zwar nicht etwas Unglaubliches passiert, jedoch wird es einen mit der Zeit zu viel. Was Blake die ganze Zeit mit seinen Aktionen will, würde ich nur zu gerne verstehen. Mal ist er der beste Freund, mal ist er das größte Arschloch. Also ich würde ihn nicht als meinen besten Freund bezeichnen, aber nur so zum Vergleich. Er kann Gabe halt nicht ersetzen. Wobei, er ersetzt ja meinen Bruder. Dann gibt es wieder keinen besten Freund. Hm. Bevor es Blake wird, wird es noch Drake. Warte. Es gibt ja noch Dale. Oh Gott. Scheiß drauf. An was denk' ich eigentlich immer?

Ich jogge den Gehsteig entlang bis ich zu einem Park komme. Nach dem Park befindet sich ein Waldstück in welchem ich meinen Weg fortsetze.

Gerade habe ich den Park wieder verlassen und renne den Weg zurück, wo ich her gekommen bin. Naja. Rennen? Es ist eher ein schnelles gehen.

Gut. Es ist ein langsames Gehen.

Aber besser als stehen zu bleiben.

Wirklich sportlich bin ich eben nicht. Na gut. Turnen bereitet mir keine Probleme jedoch gehöre ich nicht zu den Menschen, die in ihrer Freizeit Sport betreiben. Viel zu anstrengend. Die Menschen die jeden Tag eine halbe Stunde oder länger laufen, nein, ich kann sie nicht verstehen. So viel Ausdauer habe ich nicht. Mir war das gerade fast schon zu viel. Zum Glück wartet Zuhause noch eine Dusche auf mich.

Dusche ich komme!

Ein paar Meter vor unserer Einfahrt muss ich jedoch stehen bleiben. Vor mir bewegt sich eine Person so schleichend, als ob sie gerade was ausbrütet oder als ob sie gerade am einschlafen ist. Langsam spaziere ich der Person hinterher. Doch irgendwann packt mich die Sorge.

>>Ist alles okay?<<, frage ich. Als sein Blick in meinem Gesicht landet, stürze ich vor Schreck fast von Gehsteig.

-

In der Stadt

Drake

Unbekümmert schlendere ich die Gassen entlang. Tief in meine Jacke vergraben, mit den Händen in den Jackentaschen, kann mich die Kälte am Arsch lecken. Wie ich den Herbst und den Winter nur hasse. Kalt, nass, nebelig. Darauf kann ich gut verzichten. Tatsächlich hat's mir der Sommer mehr angetan. Das merkt man jetzt ganz genau. Langsam sollte ich echt ins Warme verschwinden. Am besten zu Brook. Er wohnt hier ganz in der Nähe. Ein bisschen Außerhalb, aber nicht allzu weit entfernt. In meiner Vorfreude auf ein warmes Plätzchen, Gott hört sich das schwul an, bemerke ich die Gestalt neben mir nicht. Erst als sie mich aggressiv angerempelt, nehme ich von ihrer Existenz Kenntnis.

>>Was ist dein Problem?<<, will ich wissen.

>>Schon lang nicht mehr gesehen.<<, entgegnet er mir.

>>Ja zum Glück. Darüber dich zu sehen freut sich so keiner.<<

>>Meinst du damit auch uns?<<, macht sich eine Person hinter ihn bemerkbar. Direkt daneben steht noch so ein Typ.

>>Ja.<<

>>Du weißt, dass wir noch eine Rechnung offen haben.<<, nimmt der, der mich angerempelt hat, das Wort in den Mund.

Scheiße.

-

Zuhause

Raven

>>Was ist passiert?<<, bin ich entsetzt.

>>Nicht wichtig.<<, versucht er es ab zu tun.

>>Nicht wichtig? Joa, sagst du das dann auch, wenn du verblutest? Du kommst jetzt mit.<<

>>So können mich deine Eltern doch nicht sehen.<<, versucht er sich zu währen.

>>Meine Eltern können dich so nicht sehen, aber auf der Straße darf dich jeder so sehen?<<, meine ich skeptisch, >>Hast du auch mal an Kinder gedacht? Die einen Typen blutüberströmt entlang laufen sehen? Ganz normal. Jetzt hab dich nicht so und komm mit.<<

Ihn stützend bewegen wir uns in Schneckentempo zur Tür. Nach einer Ewigkeit habe ich es geschafft, ihn im Badezimmer zu verstauen, ohne das es meine Eltern, weder mein Bruder bemerkt haben.

>>Wie genau ist das jetzt passiert?<<, interessiert es mich während ich ihm ein nasses Taschentuch entgegen halte, womit er sich das Gröbste an Blut im Gesicht, weg wischen kann. Er jedoch macht keine Anstalten mir es zu verraten.

>>Du willst es mir also nicht sagen.<<, stelle ich fest.

>>Das ist doch egal.<<

>>Nein. Ist es eben nicht.<<

Genervt gibt er mir das blutige Taschentuch zurück, worauf hin ich ihm ein neues reiche.

>>Gut. Dann sag es mir halt nicht.<<, gebe ich auf.

Es hat doch keinen Sinn ihn weiter unter Druck zu setzen, damit er es mir sagt. Wenn er selbst nicht dazu bereit ist soll er es halt lassen. Klar, ich kann nicht verstehen warum. Immerhin bin ich keine Person die andere deswegen umbringt. Im Normalfall. Was soll denn passieren wenn ich es weiß? Gut, es kann sein, dass er mich nirgendwo mit hinein ziehen will. Doch bei solchen Verletzungen macht man sich echt Sorgen.

Plötzlich geht die Tür auf, >>Was macht ihr hier?<<

Skeptisch steht mein Bruder in der Tür und ich kann mir gut vorstellen was er gerade denkt.

>>Siehst du doch.<<, entgegnet ihm Drake.

Mhm. Siehst du doch. Aber es ist echt seltsam wenn du deine Schwester und deinen besten Freund im Bad findest.

Mit einem fragenden Blick fordert mich Brook dazu auf etwas zu sagen.

>>Hab' ihn vor unserer Einfahrt gefunden. Er hat sich vermutlich mit irgendwelchen Typen geschlagen. Mit wem, will er mir aber nicht verraten. Vielleicht sagt er es ja dir.<<

Brook scheint mir zu glauben, zumindest als er das blutverschmierte Taschentuch in meiner Hand entdeckt.

>>Kannst ihn ja weiter verarzten.<<, sage ich und schlinge mich an meinen Bruder vorbei, >>Und wegen deinem Bein würde ich echt noch zu einem Arzt. Sieht nicht gut aus.<<

Mit diesen Worten lasse ich sie alleine und begebe mich endlich unter die Dusche.

Raven - I love you betterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt