Auf dem Ponyhof

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„Da steht es: Einfahrt Ponyhof Blumenfeld!" Louisa rutscht aufgeregt auf dem Sitz hin und her und weist auf das große Schild am Straßenrand.

„Das wurde auch langsam Zeit", brummt Pascal, für den die Fahrt wie eine Ewigkeit vorgekommen war.

„Ach was, so lange war das doch gar nicht, Brüderchen", ruft Louisa fröhlich. Von ihrem schlechtgelaunten Bruder wird sie sich sicherlich nicht die Laune verderben lassen! Sie sind endlich da! Wie lange Louisa diesem Moment entgegengefiebert hat.

Aber trotz aller Freude, macht sich gerade ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch bemerkbar. Eine Woche so ganz ohne Mama und Papa und Pascal. Wie das wohl werden wird? Ob die anderen Mädchen nett sind und ob sie Heimweh bekommt? Louisa versucht nicht weiter darüber nachzudenken und genießt die letzten Meter zum Hof. Endlich da.

Louisa kann sich nun kaum noch auf dem Sitz halten vor lauter Zappeligkeit. Wie wohl die Zimmer aussehen werden?

Sie springt, kaum dass ihr Vater gehalten hat, aus dem Auto und jubelt. „Wir sind da! Wir sind endlich, endlich da!"

Sofort kommt ihnen eine junge, hübsche entgegen.

„Guten Tag! Mein Name ist Lisa. Du machst Ferien bei uns?", wendet sie sich an Louisa.

Louisa nickt. „Ich heiße Louisa."

„Dann werde ich dir mal dein Zimmer zeigen."

„Meine Tochter kann es kaum erwarten ihr Zimmer zu sehen", meint Louisas Mutter.

Lisa führt die Familie in das große alte Bauernhaus. Louisa staunt, überall an den Wänden hängen Fotos von wunderschönen Turnierpferden.

„Neben dem Gemeinschaftsraum ist das Büro. Dort müsst ihr euch anmelden", sagt Lisa. „ Es sind schon einige Kinder da."

Louisa schaut sich um. Ein paar andere Kinder stehen ebenfalls mit ihren Eltern im Raum und warten darauf, ihr Zimmer zugewiesen zu bekommen.

„Wie ist der Name ihrer Tochter?", wendet sich eine Frau hinter dem großen Schreibtisch an Louisas Mutter.

„Louisa Bergmann", antwortet Mama und schiebt Louisa etwas vor.

„Louisa, Louisa", murmelt die Frau und schaut suchend auf ihre Liste. „Ah ja, da steht es. Louisa! Du bist mit einem anderen Mädchen in Zimmer Susi. Ihr ward die letzten zwei Mädchen bei der Anmeldung, deswegen habe ich euch das Zweierzimmer gegeben. Ich heiße übrigens Karen und wir werden sicher viel Spaß miteinander haben."

Louisa ist enttäuscht. Zu zweit in einem Zimmer?! So hat sie sich das nicht vorgestellt. Sie hatte sich ein hübsches Vierer- oder Sechserzimmer gewünscht, mit Trubel und vielen netten Mädchen. Unter vier oder sechs Mädchen wäre sicher eine Freundin für sie dabei gewesen. Wenn nun ihre Zimmernachbarin nicht nett ist?

„Na komm, dann wollen wir uns dein Zimmer einmal anschauen", muntert Mama Louisa auf und zieht sie zur Treppe. Etwas bedröppelt folgt Louisa ihrer Mutter in die zweite Etage.

Hier herrscht bereits aufgeregtes Treiben. Türen werden auf und zugeschlagen, Koffer über den Flur geschliffen, gelacht und geredet. Mädchen verabschieden sich von ihren Eltern.

„Zimmer Susi, hier ist es." Papa öffnet die Tür und betritt als erster den Raum. „Sieht doch nett aus", meint er und setzt den Koffer ab.

Louisa schaut sich neugierig um. Das Zimmer ist klein. Es gibt ein Hochbett, einen Schrank, ein Waschbecken, zwei Hocker und einem Schreibtisch. Das obere Bett ist bereits mit Bettwäsche bezogen, ein paar Anziehsachen liegen auf dem Schreibtischstuhl und am Waschbecken steht ein Kulturbeutel. „Maike" steht in großen Buchstaben auf dem Zahnputzbecher. Maike heißt also das zweite Mädchen.

„Dann lass uns mal deine Sachen einräumen", kommt Mama, wie immer ganz im Sinne für Ordnung, zur Sache und öffnet den Koffer. Louisa lugt in den Schrank. Viel Platz ist da nicht, aber für sie wird es schon reichen. Das andere Mädchen hat ihre Habseligkeiten bereits ordentlich gefaltet in die eine Hälfte des Schrankes einsortiert. Louisa packt sich einen Stapel T-Shirts aus dem Koffer und pfeffert sie mit Schwung in das oberste Regal. Socken und Unterwäsche werden ebenfalls einfach nur in eines der Regale unsortiert hineingeschmissen.

„Louisa, bitte lege deine Sachen ordentlicher rein. Ich habe nicht umsonst gebügelt", mahnt Mama und verzieht ärgerlich das Gesicht. Dann durchkramt sie die Socken. „Warum zum Teufel hast du die Socken nicht zusammengelegt und einfach nur in den Koffer geworfen?"

„Ich konnte die Paare nicht finden", grinst Louisa.

Seufzend stapelt ihre Mutter die T-Shirts auf den Schreibtisch und legt sie ordentlich gefaltet zurück in den Schrank. Währenddessen packt Louisa ihre Sachen in ihre Nachttischschublade die neben ihrem Bett steht. Sie schläft unten. Das Mädchen namens Maike hat eines Regal an der Wand oben. Allerdings ist diese Maike nicht zu sehen.

„Können wir jetzt los!", drängelt Pascal und zupft an Papas T-Shirt.

„Ja gleich, aber wir wollen uns doch noch von Louisa verabschieden", lacht Papa.

„Louisa und ich sind auch schon mit auspacken fertig", strahlt Mama und hängt ein letztes Handtuch an den Haken neben dem Waschbecken in der kleinen Waschecke. Louisa begleitet ihre Eltern und Pascal zurück auf den Hof. „Tschüss Louisa, pass gut auf dich auf." Mama gibt ihr einen Kuss.

„Ja mache ich", nickt Louisa eifrig und gibt Papa auch noch einen Abschiedskuss. Dann umarmt sie Pascal ganz schnell. „Tschüss Louisa", kräht Pascal bevor er ins Auto hüpft. Dann sind die drei weg.

Louisa winkt ihnen noch lange nach, bis sie um die Ecke biegen. Louisa ist gar nicht traurig, dass ihre Familie schon weg ist. Sie ist sogar ein bisschen erleichtert endlich alleine zu sein. Eine Woche ganz ohne nervigen Bruder! Wie fabelhaft! Sie freut sich schon sehr auf die süßen Pferden und Ponys. Darauf hat sie so lange gewartet und gespart. Ihr ganzes Geburtstagsgeld und Omas Taschengeld hat sie für den Ponyhof weggelegt, denn Mama und Papa wollten die Ferien eigentlich nicht erlauben. Aber dann hat Louisa so lange gespart und gebettelt, bis sie es schließlich doch erlaubt haben. Ob wohl ihr Traumpferd zwischen all den Ponys auf sie wartet? Ein schöner, schwarzer Rappen wäre ihr am liebsten. Fröhlich lachend rennt Louisa Richtung Pferdestall.

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