Die erste Reitstunde

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Gleich ist es soweit! Die erste Reitstunde! Vielleicht hat Louisa ja doch Glück und kommt in Gruppe zwei.

„Los wir holen die Pferde von der Weide!", ruft Alex über den Hof.

Endlich! Aufgeregt folgt Louisa den anderen Kindern zur Weide. Oddie steht ganz hinten. Louisa muss ganz schön weit laufen. Die anderen haben ihre Pferde schon am Strick. Endlich ist Louisa bei ihrem Pony.

„Da bist du ja", flüstert sie Oddie zärtlich ins Ohr. „Na komm!" Oddie schnaubt und folgt ihr. Aber ziemlich langsam. „Nun komm schon Oddie! Ein bisschen schneller!", meint Louisa ungeduldig und zieht am Führstrick. Aber Oddie geht gemütlich weiter. Die Kinder striegeln schon längst ihre Pferde, als Louisa mit Oddie auf den Hof kommt.

„Wo ist denn Oddies Stall", fragt Louisa Alex, die gerade einen Jungen erklärt, wie man Hufe auskratzt. Da hinten in der Scheune." sagt Alex und deutet zum Gebäude.

„Okay danke", Louisa bringt Oddie in die Scheune. Dort ist es viel gemütlicher als in der engen Stallgasse. An einem Stall steht in großen Buchstaben ODDIE. Louisa bindet Oddie an einem der Gitterstäbe seines Stalls fest. Dann läuft sie in die Sattelkammer und holt ihre Chips und ihr neues Putzzeug, dass sie sich zuhause von ihrem Taschengeld gekauft hat. Das Putzzeug ist mit kleinen Blümchen bemalt und es ist alles fürs Pferd drinnen. Außerdem hat Louisa dazu ein kleines Köfferchen. Sie hat sich sogar eine riesige Tüte Leckerli gekauft. Oddie hält ganz still, als Louisa mit dem Striegel über seinen Rücken fährt. Louisa streichelt Oddie und gibt ihm ein Leckerli. Oddie schließt genussvoll die Augen. Aus seinem stumpfen und dreckigen Fell wird eine glänzende Fläche. Die Mähne ist auch kein Problem für Louisa. Aber der Schweif ist ganz verknotet. Außerdem legt Oddie die Ohren an, wenn Louisa versucht die Knoten raus zu machen. Louisa lässt denn Schweif so wie er ist.

„Mist!" flucht Louisa. Der Sattel hängt ganz oben auf einem Balken. Warum müssen ausgerechnet Oddies und Balous Sättel ganz oben hängen?

Sie gibt dem Sattel einen Schubs und der fällt endlich runter, allerdings auf ihren Fuß.

„Aua, Schit!", jault Louisa. Der Sattel ist nicht mehr der neuste, das Leder ist abgewetzt und die Satteltasche ganz staubig. Louisa hebt den Sattel mühsam auf und schleppt ihn in die Scheune zu Oddie.

„Puh, ist der Sattel schwer!", stöhnt Louisa und fällt fast hin. Louisa nimmt sich vor, den Sattel zu putzen. Endlich ist Oddie nach langer Arbeit gestriegelt, aufgetrennt und gesattelt. Louisa hat auch Helm und Reiterstiefel an.

„Na, dann wollen wir mal", meint Louis und führt Oddie zum Reitplatz.

Die anderen Kinder warten schon. „Louisa, endlich, da bist du ja. Wo warst du so lange?" Alex schaut sie vorwurfsvoll an.

„Tschuldigung...", nuschelt Louisa und senkt den Kopf.

Maike führt nun ein geschecktes Pony am Zügel. „Oh, wie süß", schwärmt ein Mädchen aus der Gruppe.

„Dann kommt mit, Gruppe eins!" Alex führt die Kinder zum Reitplatz. Schon sitzt Louisa auf. Auf einmal kommen ein paar Mädchen der Gruppe zwei, der fortgeschrittenen Gruppe, auf den Reitplatz. Sie haben Führstricke in der Hand! Louisa wird schlecht. Auf keinen Fall will sie geführt werden! Schon kommt ein Mädchen auf sie zu. „Ich nehm dich jetzt an den Strick", meint sie freundlich.

„Nein, ich kann schon alleine reiten."

„Aber du bist Anfängerin", protestiert das Mädchen.

Aber Louisa lässt sich nicht überreden. Sie wehrt sich so heftig, bis das Mädchen den Führstrick seufzend sinken lässt. „Na gut, dann probieren wir es ohne."

„Abteilung Marsch!", gibt Alex das Kommando zum Start.

Louisa streckt ihren Rücken durch, greift nach den Zügeln und versucht sich so gut wie möglich zu konzentrieren. Sie sieht, wie Maike ängstlich auf den Boden starrt. Dabei sitzt sie auf dem kleinsten Pony. Dennoch krallt sie sich verkrampft in der Mähne des Ponys fest.

„Leichttraben", ruft Alex und schon setzen sich die Ponys in Bewegung. Das kann Louisa gut: rauf, runter, rauf, runter, einfach nur im Rhythmus sein. Die anderen Kinder scheinen mehr Schwierigkeiten zu haben, denn sie rutschen fast vom Sattel.

„So, ich werde euch jetzt mitteilen wer, in Gruppe 1b kommt und wer ihn Gruppe 1a kommt", Verkündet Alex und rattert die Namen auch schon runter. „In Gruppe 1b kommen Lena, Julia, Lina, Maike, Sophie, Lina und Kara", zählt Alex auf. „In Gruppe 1a kommen die restlichen und etwas bessere von euch." Louisa weiss nicht ob sie sich freuen soll. Wird sie jetzt am Führstrick geführt oder nicht? Louisa seufzt. Heute Mittag in der zweiten Reitstunde wird sie es erfahren.

Oddie ist ganz nass geschwitzt, als die Reitstunde zu Ende ist. Louisa fährt besorgt über Oddies Hals. Er ist ganz feucht. Da kommt Alex zu Louisa gelaufen.

„Louisa du bist sehr gut geritten. Super!", lobt sie. „Heißt das, ich komme in Gruppe 2?", fragt Louisa hoffnungsvoll. „Naja eigentlich nicht. So gut bist du noch nicht und wie du siehst ist Oddie schon alt und der Unterricht ist auch für ihn sehr anstrengend." Alex streichelt Oddie über den nassen Rücken.

Louisa ist enttäuscht.

„Aber geführt werden, musst du wirklich nicht", meint Alex und lacht.

Louisa fallen tausend Steine vom Herzen. „Nicht? Hurra!"

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