Kapitel 5 - Wilde Entschlossenheit

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Sie machte sich bereit. Spielte alles im Kopf einmal durch.

Bereit jedem Schlag, jedem Satz, jeder Bewegung entgegen zusetzen.

Auch wenn sich ihr Körper von ihrem letzten Kampf noch nicht vollständig erholt hatte (gemeint ist der Kampf, in dem ihr Bruder starb), hatte sie sich nie stärker als in diesem Moment gefühlt. Nie war sie mit einer derartigen Willenskraft einem Kampf entgegengetreten.

Sie setzte alles auf diesen einen Abend. Der Abend, der ihrem Bruder den Frieden und ihr die Erfüllung ihres Schicksals näher bringen würde.

Als sie das Hotel verließ, dämmerte es bereits. Leise, weit entfernte Stimmen drangen an ihr Ohr und wirkten der aufkommenden Stille angenehm entgegen.

Ihr Griff, um den Tragriemen ihrer Tasche verstärkte sich. Diese Stimmen wiesen ihr den Weg. Sie musste sich von ihnen entfernen, sie konnte es nicht erlauben, das ihr irgendjemand bei ihrem Vorhaben dazwischen kam. Um ihren und vor allem deren Willen.

Würde jemand ihnen zu nahe kommen, wäre alles vorbei.

Hatte sie ihren Feind erst soweit bekommen, das er in seiner Schnelligkeit und Kraft geschwächt war, brauchte es nur einen Menschen in der Nähe geben.

Er wäre sofort Tod.

Mit pulsierendem Herzschlag, blutdurchträngten Adern oder auf der Schwelle kurz vorm Tod diente er ihren Gegnern in mehr als nur einer Weise als Möglichkeit, sich am Leben zu erhalten.

Ohne diese Gefahr jedoch, brauchte es nur wenige gezielte Treffer, um dem ganzen ein ende zu setzten.

Doch sie machte sich was vor.

Natürlich gab es auch weitere Dinge die es erst einmal auszuschließen galt. Alter, Stärke und Erfahrung waren dabei nur nebensächlich.

Das wichtigste war: Hunger.

Waren sie hungrig, war es für sie selbst zwar um ein wesentliches schwieriger sich eine Verteidigung zu errichten. Doch umso stärker, war ihre Aggressivität und ihre Konzentration darauf, dich leiden zu lassen. Zu dieser Zeit waren sie bereit, dich jede Sekunde deiner Qualen in vollem Bewusstsein miterleben zu lassen. Dann waren sie stärker, weniger schnell zu erledigen.

Waren sie es nicht, hatten sie eine starke Verteidigung, aber damit ließ es sich leichter umgehen, als mit ihrer Agressivietät.

Hatten sie keinen Hunger, waren sie auf absurde Weise mitfühlend und gestatteten dir einen schnellen Tod.

Aber das war es nicht, was sie wollte.

Sie wollte in diesem Kampf eintauchen, vollends darin aufgehen. All ihrer Wut wollte sie freien Lauf lassen.

Und waren sie nicht hungrig, würde sie Wege kennen sie dennoch zu der gleichen Agressivität und Rücksichtslosigkeit zu treiben, wie es anders der Fall gewesen wäre.

Zum ersten Mal war sie froh, das sich Schattenwesen ausschließlich Jägern so brutal gegenüber zeigten. Sonst war sie froh, wenn sie einen Auftrag innerhalb von Minuten hinter sich bringen konnte und hätte in diesen Augenblicken gern auf ihr Jägerdasein verzichtet.

Es zögerte das ganze nur unnötig raus.

Wäre sie keine gewesen, hätten sie es alle in jedem Falle,- waren sie nun hungrig oder nicht- kurz gemacht.

Weites gehend schmerzlos.

Sie hatten ihnen gegenüber keinen solch intensiven Hass, wie die Jäger auf sie. Erst wenn diese begannen, sie anzugreifen.Und da es das war, was sie vorhatte, konnte sie mit dieser Wut nur rechnen.

Früher hatte sie sie im Stillen immer verteidigt.

Hatten sie keinen Hass auf uns, wieso griffen wir sie dann an?

Deshalb hatte sie, anders als ihre Familie, auch die Zuneigung ihres Bruders zu einem Schattenwesen nie als etwas derart schlechtes angesehen.

In dem Sinne waren sie für sie nie etwas anderes gewesen als Menschen mit ein paar zusätzlichen Fähigkeiten.

Wesen, die sowohl gut als auch böse sein konnten. So wie Menschen auch zu beidem fähig waren, ohne das man sie gleich auf die Listen setzten.

Tatsächlich, landeten auch nur die dort, die wirklich etwas unverzeihliches getan hatten.

Doch es war ihr nie gelungen, sie im allgemeinen zu hassen.

Bis jetzt.

Sie würde sie töten.
Für den Mord an ihrem Bruder.
Dafür, das sie ihn genommen hatten.
Natürlich wusste noch ein kleiner Teil in Ihrem Inneren, das es absurd war dem Beispiel ihrer Familie zu folgen und auf Grund des Fehlers eines einzelnen eine gesamte Rasse zu verurteilen, doch in ihrer Verzweiflung und dem brodelnden Hass in ihrem Herzen, war sie nicht mehr in der Lage die kleine Feinheit zu beachten.
Und so hasste sie sie.
Für Ihre vergangenen und zukünftigen Verbrechen.
Sie würde sie auslöschen.
Alle miteinander...

Red Death - der rote TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt