Kapitel 8 - Düstere Iris

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"Wenn ich fragen darf, wie heißen Sie, junge Dame? Es wäre doch reichlich unpersönlich, sich nicht beim Namen nennen zu können. Finden Sie nicht auch ?", riss er sie, mit unerkennbaren Unterton, aus ihren Gedanken an seinen nahenden Tod.

Unpersönlich?

Aber gut, sie wusste, sie musste das Spiel jetzt auch bis zum Schluss mitspielen.

Sie setzte ein kokettes Lächeln auf und ließ zu, das er ihr eine dunkle Locke hinters Ohr schob.

"Evelin Lancaster."

Das war sogar nur halb gelogen.

Normalerweise, nahm sie bei jeder ihrer Aufträge einen anderen Namen an.

Es war nicht so, das sie sich für ihren Namen schämte, oder gar hasste, aber es war einfach sicherer, unter falschen Namen zu handeln.

Bekam jemand etwas mit, war die Chance geringer aufgespürt zu werden.

Da sie aber ganz spezielles Interesse an diesem Wesen, das ihr nötige Informationen liefern konnte, hatte, reizte es sie, ein bisschen waghalsiger und offener zu sein.

"Hm? Tatsächlich ?", murmelte er."Nun... schöner Name." In seinen Augen blitzte etwas auf und seine Stirn kräuselte sich leicht.

Nur kurz, aber deutlich erkennbar, ehe sich seine Züge wieder glätteten.

Mit einem Mal wurde sie Misstrauisch.

Hatte sie etwas falsches gesagt?

Verhielt sie sich zu offensichtlich?

Wenn er Verdacht schöpfte, musste sie schnell handeln.

"Danke", gab sie deshalb unbeirrt von sich.

Die Hand, die immer noch auf dem Oberschenkel ruhte, schloss sich um das Glas, von dem mittlerweile kleine Kondenzwasserperlen den Weg nach unten suchten, und führte es an ihren Mund.

Die kalte Flüssigkeit ran ihren Hals hinunter und lockerte sie etwas auf.

"Schmeckt es Ihnen?"

"Ja, ist das eine neue Mischung ? Es schmeckt...ich bin mir nicht ganz sicher...nach Zitrone ?"

"Fast. Limette", korrigierte er mit einem Lächeln, als sie das Glas wieder ansetzte, und begierig weitertrank.

Schluck um Schluck.

Tatsächlich, er hatte recht. Es schmeckte ungewohnt und schien die Wirkung des Alkohols noch zu intensivieren; berauschend und köstlich.

"Noch einen ?" Er hatte die Augen nicht von ihr abgewandt, wie sie jetzt bemerkte, und folgte jeder ihrer Bewegungen.

Sie blickte auf ihr leeres Glas hinunter. Es war wirklich schon leer.

Ein bisschen peinlich berührt nickte sie einmal und lobte daraufhin ihren Köper; das perfekte Schauspiel.

"Ja, bitte."

Seine große Hand streckte sich dem Barkeeper entgegen, welcher umgehend zu ihnen eilte und befreite sie damit ungewollt wenige Augenblicke aus seinem Blick, nachdem es in seinen Augen kurz amüsiert aufblitzte.

Mir doch egal, dachte sie nüchtern, soll er mich ruhig für eine Säuferin halten. All zu lange hat er sowieso nicht mehr, um darüber nachzudenken.

"Noch einen, für die junge Dame hier", bat er und wandte sich ihr umgehend wieder vollständig zu.

"Bitte schön."

Red Death - der rote TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt