|6| oder »Schmerz.«

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Ungefähr drei Tage später war ich meinem Racheplan näher gekommen. Beziehungsweise ließ sich sagen, dass ich somit auch den ersten Erfolg erzielt hatte, als ein grausamer Schrei erneut aus der Kehle des Mannes ertönte, den ich vor etwa zehn Sekunden zum Knien gebracht hatte. Es war bereits tiefe Nacht und mein Opfer hatte gerade den Besuch in seiner Lieblings-Bar hinter sich.

»Scheiße, ich hab doch keine Ahnung!«, rief er mit gebrochener Stimme.

»Das glaube ich dir aber nicht.«, zischte ich, während ich mich zu seinem Ohr hinunterbeugte und ihm den Dolch noch tiefer in den Oberschenkel bohrte.

Mit Vasilys Hilfe hatte ich in den vergangenen Tagen eine Reihe von Personen ausgemacht, die mir wichtige Informationen liefern würden, wenn ich sie nur dazu brachte. Schmerz war bekanntlich eine gewaltige Waffe, um meinen Opfern diese Informationen zu entlocken.

»Deswegen solltest du dir deine nächste Antwort nochmal genau überlegen.«, fügte ich noch hinzu.

Ich spürte, wie der Dolch immer weiter in sein Fleisch vordrang und sich Millimeter um Millimeter dem Knochen näherte. Die Kunst des Foltern war simpel - man musste langsam Qualen erzeugen und wenn man keine Mittel mehr hatte, um dabei keine ernsthaften Verletzungen zu verursachen, erforderte es drastischere Maßnahmen. Und ich war dabei genau zu diesem Punkt zu gelangen. Wenn Mr. Andrews, der vor Schmerz am ganzen Leib zitterte, nicht bald zu reden begann, würde ich ihm den ersten Knochen brechen - soviel stand fest.

»Hör zu: Wenn du nicht bald zu reden beginnst, kann ich für nichts mehr garantieren.«, raunte ich ihm ins Ohr.

Dann griff ich in seine innere Jackentasche, in welcher sich bei Büroangestellten so gut wie immer ihre Brieftasche befand - Bingo. Ich klappte diese auf und blickte nur wenige Herzschläge später auf ein Foto von einem kleinen Mädchen, das ich auf ungefähr vier Jahre schätzte.

»Deine Tochter?«, fragte ich und hielt ihm dann das Foto entgegen, während sich der Blick meines Opfers weitete. »Sie sieht eigentlich ganz süß aus, aber wenn ich muss, werde ich dafür sorgen, dass das bald nicht mehr so ist.«

Um den psychischen Druck des Mannes nochmal zu erhören, untermalte ich meine Worte, indem ich ihm weitere physische Schmerzen zufügte und den zweiten Dolch entlang seiner Kehle führte. Hätte ich auch nur etwas mehr Gewalt in meine Bewegung gesteckt, würde der Mann jetzt tot sein. Doch nun zeigte sich lediglich eine kleine rote Linie entlang seines Halses.

»Okay...okay...«, stotterte Andrews.

Blitzschnell zog ich den Dolch aus seinem Oberschenkel, woraufhin er nochmal qualvoll stöhnte.

»Er nennt sich Mister.«, sagte er leise.

Es schien so, als ob es ein Verbrechen war, allein den Decknamen meines Vaters auszusprechen.

»Das weiß ich selber.«, entgegnete ich genervt. »Sein richtiger Name - wie lautet der?«

Ich wusste zwar bereits, wie der richtige Name des geheimnisvollen Mannes lautete, doch ich nutzte dieses Wissen als eine Art Sicherheit. Wenn Andrews mir den gleichen Namen nannte, an den ich gerade dachte, konnte ich wissen, dass auch der Rest seiner Informationen stimmte.

»Ben Hawthorne.«, antwortete der Mann.

»Was plant er?«, fragte ich daraufhin mit furchteinflößender Stimme. »Warum macht er Jagd auf Verbrecher?«

Written in Blood | Captain BoomerangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt