Schlaflose Nächte

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„Beweg dich nicht", haucht mir Christian leise ins Ohr und lässt dabei seine Hüften quälend langsam hinter mir kreisen. Ich keuche, winde mich unter dieser Marter und strecke ihm fordernd meinen Hintern entgegen.

Das tiefe Knurren in seiner Brust, zeigt mir deutlich seine Missbilligung meiner Aufsässigkeit, aber das ist mir jetzt völlig egal. Ich will ihn tiefer in mir spüren, will endlich die Erlösung meiner Qualen, auch wenn ich dafür später einen hohen Preis bezahlen muss.

„Ana!", faucht Christian und packt mich noch fester an den Hüften, zieht mich näher zu sich und stößt mit aller Kraft in mich hinein. Immer schneller, tiefer und härter finden seine Stöße meinen Schoß und lassen meinen ganzen Körper erbeben. Überwältigt von der Wucht seiner Stöße, kann ich endlich loslassen und ergebe mich den Wellen des tosenden Orgasmus, der meinen Körper überschwemmt.

„Christian", wimmere ich und wache erschöpft und schweißgebadet auf. Es ist dunkel, mitten in der Nacht und alles um mich herum ist ruhig. Nur mein wild pochendes Herz, schlägt von innen schwer gegen meinen Brustkorb. Es tut so weh. Jede Nacht derselbe Traum, derselbe Schmerz, immer und immer wieder.

Heiße Tränen fließen über meine Wange und tropfen lautlos auf mein Kopfkissen. Die Wellen der Ekstase, die immer noch meinen Körper überfluten und das wohlige Gefühl in meinem Unterleib, können mich nicht darüber hinweg täuschen, dass ich allein bin. Er ist nicht bei mir, wird es nie wieder sein. Allein...

Zusammengerollt gebe ich mich den schmerzlichen Erinnerungen hin und schlafe erst kurz vor Morgengrauen wieder ein.

Bohrende Kopfschmerzen und das nervtötende Piepen des Weckers zwingen mich zum Aufstehen. Langsam drücke ich mich mit beiden Händen aus den Kissen, schiebe erst das eine, dann das andere Bein träge über die Bettkante und bleibe dann erst einmal so sitzen. Auch nach 5 Minuten Löcher in die Luft starren, haben sich meine Kopfschmerzen nicht gebessert. Also erhebe ich mich und schleiche mit zusammengekniffenen Augen, auf der Suche nach einer Kopfschmerztablette, ins Badezimmer.

Nach einer ausgiebigen Dusche und zwei Tabletten fühle ich mich schon viel besser. Mit nassen Haaren und mit einem um den Körper geschlungen Handtuch, stehe ich vor meinem Spiegel und schaue mich nachdenklich an. Das Gesicht der jungen Frau, die mir aus dem Spiegel ein müdes Lächeln zuwirft, ist mir vertraut und doch so fremd.

Die großen blauen Augen kenne ich schon mein ganzes Leben lang aber den platinblonden Pagenkopf, finde ich immer noch befremdlich. Ich glaube blond steht mir nicht. „Vielleicht sollte ich es einmal mit rot versuchen", mache ich mir seufzend Mut und tapse mit nackten Füßen zurück ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen.

Die Freude am Tragen von heißer Unterwäsche habe ich nie verloren. Meine Schublade quillt über von Spitze, Seide und anderen edlen Materialien. Ich fühle mich schön, wenn ich sie trage, auch wenn es niemand, außer mir, zu Gesicht bekommt. Heute entscheide ich mich für einen türkisen Spitzen-BH und passendem Slip. Dazu schlüpfe ich in ein graues Kostüm und schicke schwarze Slingpumps.

Den Versuch meine geschwollenen, blutunterlaufenden Augen irgendwie mit einer dicken Makeup-Schicht zu überdecken, lasse ich gleich bleiben. Um diese Katastrophe zu kaschieren, brauche ich schon eine ganzen Malkasten. Also nur ein wenig Ruge und Lipgloss.

Die bohrenden Fragen meiner lieben Kollegen habe ich schon im Ohr und stöhne bei dem Gedanken, mir wieder irgendeine Geschichte, warum ich nicht schlafen konnte, auszudenken. Sie sind alle so nett zu mir und machen sich Sorgen, wenn sie mich so sehen. Es wiederstrebt mir sie anzulügen, aber die Wahrheit kann ich ihnen unmöglich anvertrauen.

Noch ein letzter prüfender Blick in den Spiegel und der Tag kann kommen.

In der Küche habe ich am Vorabend schon das Frühstück für uns vorbereitet. Eine Müslischale für mich, ein Micky Mouse Teller für meinen kleinen Schatz Christian und ein Futternapf für unser neues Familienmitglied, Kater Ole.

Shades of grey - Bittersüße EinsamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt