"Das könnte sogar funktionieren", meinte ich. Ein schelmisches Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Den Blick immer noch auf die Haarnadel gerichtet, hievte ich mich vom Boden hoch. "Lass uns keine Zeit verlieren", sagte ich zu der jungen Frau, "Ich knacke die Schlösser, du kümmerst dich um die Kameras."
Sie nickte verunsichert. "Und du glaubst wirklich, das klappt?" Als sie mich ansah glaubte ich, in den Tiefen ihrer ozeangleichen Augen einen Funken Zweifel zu erkennen, der mit jeder ungenutzten Sekunde, grösser zu werden schien.
"Es muss", wisperte ich und schloss meine kühlen Finger um ihre kleinen, warmen Hände, die vor Angst leicht zitterten.
"Wenn ich allerdings sagen würde, dass alles gut werden wird, würde ich lügen.", gab ich mit pochendem Herzen zu. Bevor ich mich von ihr abwendete, sog ich ein letztes Mal den frischen Duft ihrer Haare ein. "Das weiß niemand. Aber wenn wir es nicht versuchen, finden wir es nie heraus." Das kleine, metallene Stück wanderte von meiner rechten in die linke Hand, wo ich es zwischen Zeigefinger und Daumen festklemmte. Ich schluckte schwer.
"Mein Vater hat mir früher beigebracht, wie man Schlösser knacken kann, ob es hiermit allerdings geht, kann ich dir nicht sagen." Mein Blick war fest auf das glänzende Objekt gerichtet, als ich mit sicheren Schritten auf die Tür zutrat. "Aber wenn wir es nicht versuchen, finden wir es nie heraus." Ich machte eine kleine Pause bevor ich zögernd fortfuhr. "Außerdem - was haben wir schon zu verlieren, hm? Wir stehen das gemeinsam durch. Als Team. Du und ich. Egal was kommt."
Es klang wie ein Abschied. So endgültig. Dass es auch einer sein würde, war mir in diesem Moment noch nicht bewusst. Tränen traten mir in die Augen obwohl ich dagegen ankämpfte. Ich zwang mich, ruhiger zu atmen und nickte kurze Zeit später in ihre Richtung.
Sie hob etwas vom Boden auf. Sie schoss es. Dann klirrte es. Es war ein Klirren, das mir ein Schaudern über den Rücken laufen ließ. Wie in Trance führe ich die aufgebogene Haarnadel in das erste der beiden Schlösser hinein. Mein Herz pochte laut. Ich konnte ihre Augen spüren, die sich wie zwei brennende Punkte in meinen Rücken bohrten. Ich ignorierte sie und bog das dünne Metall so lange, bis es passte. Nun ließ das Schloss sich herumdrehen und sprang mit einem Klacken auf. Erleichterung durchfloss mich.
Doch ich fuhr fort, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.
Erneut splitterte Glas. Einige der Scherben trafen mich, doch das Adrenalin berauschte meine Sinne sodass ich den Schmerz nicht wahrnahm.
Wenig später ließ sich auch das zweite Schloss öffnen. Das Gitter schwang beiseite. Der Weg war frei.
Wie paralysiert stand ich vor der offenen Tür bis mich ein schrilles, ohrenbetäubendes Pfeifen zurück in die Gegenwart brachte. Der Weg war frei!
Blut rauschte in meinen Ohren, während ich Naomis Hand ergriff und mit ihr durch den offenen Durchgang rannte. Viel Zeit blieb uns nicht, doch ich wusste, wo sich der nächste Notausgang befand.
Je näher wir einem der vielen Notausgänge kamen, desto sicherer wurde ich mir, dass wir es schaffen würden. Es musste einfach sein - die Freiheit war so nah!
Als wir dann schließlich vor dieser, alles entscheidenden, Tür standen, und diese nicht einmal verriegelt war, machte mein Herz einen riesen Satz nach vorne. Gleich war es soweit! Ich konnte die frische Luft förmlich riechen, doch genau im Moment in dem wir die Tür aufstoßen wollten, überkamen mich plötzlich Zweifel. Das Ganze erschien mir zu einfach. Noch immer sah ich keine Männer, obwohl sie längst hier sein müssten. So dumm waren selbst die nicht. Vielleicht warteten sie bereits draußen - das Risiko wollte ich auf keinen Fall eingehen.
Gerade als ich Naomi von meinem Verdacht berichten wollte, wurde die Tür mit einem Ruck geöffnet und eine Horde bewaffneter Männer, sowie ein kühler Luftschwall trat in das Gebäude ein. Den Weg nach draußen versperrte man uns.
"Na na na", spottete einer der Männer, wo wollten wir denn so eilig hin? Ohne eine Antwort abzuwarten, stieß er uns tiefer in den muffigen Gang hinein, wo man uns brutal packte und auseinander zog. Es gelang mir nicht, Naomi festzuhalten.
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Der Fluch der Unsterblichkeit #ProvisorischerTitel
Short StoryEine fantasievolle Kurzgeschichte, ohne Klappentext und Cover, die demnächst überarbeitet werden soll und die mit einem Wortlimit geschrieben wurde. Einmal durchzulesen dauert nicht allzu lange, da bleibt sogar Zeit, um mein bescheuertes Geschreibse...