Day 22 (Part 2)

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Es dauerte nicht sehr lange, dann hatten wir meinen Lieblingsplatz erreicht. Seufzend ließ ich mich auf einer der Bänke nieder und reckte meinen Hals hin zur Sonne, während meine Füße in den rosa Gummistiefeln über dem Boden baumelten.

Danny setzte sich zu mir und eine Weile genossen wir die warmen Sonnenstrahlen.

Doch auch wenn es ein schönes Gefühl war, hier zu sein, nicht einmal die warme Sonne schaffte es, das Eis in mir zu vertreiben. Ich zitterte immer noch. Würde ich je wieder damit aufhören?

„Gut. Machen wir jetzt weiter?", fragte Danny dann und ich nickte zögerlich.

„Willst du mir jetzt den Ort verraten, den du nicht magst?"

„Wer hat gesagt, dass es so einen Ort gibt?"

„Ich. Ich glaube jeder hat so einen Ort. Nur ist er bei jedem ein bisschen anders."

„Was ist dann dein Ort?"

„Verrätst du mir deinen, wenn ich dir meinen sage?"

„... nein."

„Okay entweder du verrätst mir den Ort, oder endlich deinen Namen."

„Nein!" Ich schrie fast. Warum wollte er das unbedingt wissen? Wieso wollte ich es nicht sagen? Und wieso war mir noch immer so unendlich kalt?

„Okay. Tut mir leid", sagte Daniel schuldbewusst und schluckte.

„Soll ich wieder gehen und dich für heute in Ruhe lassen?", fragte er dann und mit Verwunderung merkte ich, dass ich das gar nicht wollte.

„Nein. Ich will ein anderes Spiel spielen."

„Na gut. Und welches?"

Angestrengt blickte ich zur Sonne.

„Mir fällt... mir fällt kein Spiel ein", murmelte ich zerknirscht und wackelte weiter mit meinen Beinen. Eines Tages, wenn ich genug Geld hatte, würde ich mir neue Schuhe kaufen. Schönere Schuhe. Und wärmere. Und am besten auch eine Mütze dazu. Eine rote Mütze.

„Ich habe eine Idee", riss mich Danny aus meinen Gedanken. „Ich sage ein Tier und du sagst dann einen anderen Tiernamen. Allerdings muss dein Tier mit dem Buchstaben anfangen, mit dem mein Tier geendet hat. Okay?"

Ich runzelte konzentriert die Stirn und wurde dann still. Etwas bedrückt starrte ich auf meine Hände und wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Es ist nicht so schwierig. Ich kann dir ja am Anfang helfen, gut?", versuchte er mich aufzumuntern und redete dann weiter. „Fangen wir mit... hm... ‚Schildkröte' an. Das endet mit einem E. Und dann könntest du zum Beispiel als nächstes ‚Elefant' sagen. Weil ‚Elefant' mit E beginnt. Verstehst du?"

Ich nickte langsam.

„Dann bin ich wieder dran. ‚Elefant' endet mit einem T. Also suche ich jetzt ein Tier das mit dem Buchstaben T beginnt. Wie zum Beispiel ‚Tintenfisch'. Und jetzt bist du dran. Fällt dir ein Tier ein, das mit SCH beginnt?"

Kurz dachte ich nach. Ich hatte nie richtig schreiben gelernt. Aber hier ging es ja nicht darum, die Namen aufzuschreiben. Und dann fiel mir auch schon ein passendes Tier ein.

„Schnecke!", reif ich erfreut und lachte Danny an. Der wurde von meinem Lachen angesteckt und so saßen wir beide da, auf dem Hügel oberhalb der Stadt und spielten das Tierspiel. Zumindest nannte ich es so. Und wir spielten es oft. Wenn ihm oder mir keine Tiernamen mehr einfielen, begannen wir eben von vorne und so ging es einige Male hin und her, bis wir beide keine Lust mehr hatten.

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