Day 23 (Part 1)

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Ich keuchte. Blieb stehen. Rannte wieder weiter. Minute um Minute, Stunde um Stunde irrte ich allein durch die große Stadt. Es war ein neuer Tag. Ein grauer Tag. Ein dunkler Tag. Und ich rannte einfach weiter.

Die Kälte ließ mich nicht mehr los. Wieso hatte er das gemacht? Wieso hatte er all diese Dinge gesagt? Die Dinge, die die Kälte in meinen Körper holten und mich traurig machten. Wieso?

Ich hasste Danny. Er war kein guter Mensch. Er hatte mich traurig gemacht.

Wieder vergingen Stunden, in denen ich durch die Straßen lief. Nicht auf den großen Straßen mit den vielen Autos und Menschen. Ich lief lieber in den kleinen Gässchen herum. Da hatte ich meine Ruhe. Da war ich allein.

Aber war es nicht genau das, was ich vermeiden wollte?

Unschlüssig stand ich auf dem Gehsteig herum. Dann wanderte mein Blick zu einem Schaufenster. In dem Geschäft dahinter gab es alle möglichen Dinge. Alte Lampen und Stühle. Kästen und auch moderne Geräte wie einen Fernseher. Und auch ein paar Figuren.

Mein Blick fiel auf ein kleines Objekt, das aus Keramik oder so zu sein schien. Es war ein kleines Häuschen, bunt bemalt und wunderschön. Wie gerne hätte ich es gekauft. Aber ich hatte kein Geld. Und ohne Geld hatte ich kein Haus. Kein Zuhause.

Tapfer schluckte ich die Tränen hinunter und ging weiter die Straße entlang. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch es wurde langsam dunkler.

Immer weiter trugen mich meine Beine und meine pinken Stiefel, bis ich in einer bekannten Nebenstraße stehen blieb. Wie immer waren fast keine Leute oder Autos hier unterwegs. Wehmütig betrachtete ich die Stelle am Gehsteig, an der ich so oft gesessen hatte. Und den kleinen Spalt oberhalb davon in der Hauswand.

Nur eine Sache war anders als sonst.

Als Danny mich sah, stand er vom Boden auf und ging langsam auf mich zu. Ich wollte zuerst weglaufen, doch aus irgendeinem Grund entschied ich mich doch anders. Ich blieb einfach stehen, bis er bei mir angelangt war.

„Es tut mir leid, Lu. Ich wollte dir gestern nicht wehtun. Ich... Ich hätte dich nicht so drängen sollen."

Ich sagte nichts. Starrte ihn einfach nur an. Und dann brachen die Tränen wieder aus mir heraus.

„Ich will nicht böse auf dich sein. Ich will... Ich will mich nicht so fühlen... ich will nicht mehr, dass mir kalt ist und ... und dass ich Angst habe... Ich... Ich..."

Ich schluchzte und schluchzte und Danny stand vor mir und ließ mich gewähren.

„Ist schon in Ordnung. Alles wird gut. Ich verspreche es dir. Alles okay", versuchte Danny mich zu beruhigen und nach einigen Minuten fing ich mich wieder.

„Es tut mir leid. Ich weiß, es ist schwer. Es tut weh."

Ich nickte und schniefte.

„Es ist so kalt..."

„Ich weiß."

„Und mir wird einfach nicht warm."

„Ich weiß."

„Warum ist das so? Warum ist es so kalt? Ich will nicht nach Hause. Ich kann nicht nach Hause..."

„In dein neues Zuhause?"

„Ja."

„Was fühlst du, wenn du an dein neues eigenes Zuhause denkst?", fragte er dann vorsichtig und sah mich abwartend an.

Schlagartig wurde mir noch kälter. Es war, als würden kleine eisige Stacheln sich von innen in meine Haut bohren und auch sonst überall in meinen Körper.

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