Kapitel 8

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„Ich kann das nicht.“, sagte Jimin und sah den Teller vor sich an. „Ich kann das einfach nicht.“

„Wieso nicht? Du hast doch Hunger, oder nicht?“, fragte Jungkook geduldig.

„Ja, aber es- Es geht einfach nicht, verstehst du?“

„Versuch es einfach.“

„Einfach? Einfach? Das ist nicht einfach!“

„Das wollte ich auch gar nicht sagen. Es ist nur so, dass du wirklich wieder etwas essen musst.“

Bedrückt sah Jimin auf das Essen. Es war nicht viel, aber zu viel.

„Du verstehst das nicht. Ich kann es einfach nicht, es geht nicht!“, meinte er mit zitternder Stimme. „Du hast keine Ahnung, wie es ist, in den Spiegel zu schauen und-“, er brach ab. Eine einzige Träne lief seine Wange herunter. „Du würdest mich sowieso nicht verstehen...“

Jimin wagte es nicht, Jungkook ins Gesicht zu sehen. Es war ihm einfach zu peinlich, weil er so eine Schwäche vor ihm zeigte. Was musste er jetzt wohl denken?

„Natürlich verstehe ich es nicht, wenn du es mir nicht erklärst. Das musst du auch nicht. Aber wenn du reden willst, dann sag es einfach, ich bin immer nur ein Zimmer weiter.“

Jimin wagte es immer noch nicht, dem jüngeren ins Gesicht zu sehen. Sicher war er enttäuscht- Verständlich. Er hatte so viel für ihn getan und er konnte nicht einmal was essen oder mit ihm reden. Wieso musste er auch immer alle enttäuschen? Konnte er nicht einmal etwas richtig machen?

Jimin holte tief Luft. Er wollte nicht auch noch Jungkook enttäuschen. Er hatte die Worte in seinem Kopf schon so oft gesagt, aber jetzt war er wie leergefegt. Er wusste nicht, was er sagen wollte, nur, dass er das Gefühl hatte, dass seine Kehle zugeschnürt wurde.

Eine Weile lang herrschte Stille, ehe sich Jimin endlich überwand, etwas zu sagen- Auch wenn es so leise war, dass er fürchtete, Jungkook würde ihn nicht hören.

„Ich- Ich weiß einfach nicht, wie... Wie ich das beschreiben soll...“, er legte eine kurze Pause ein, in der er zitternd Luft holte. „Ich...“

Mehr konnte er nicht sagen. Es war so, als hätte jemand ihm die Sprache geraubt. Es war so, als wäre ihm jedes einzelne Wort von einem Niemand gestohlen worden. Er konnte einfach nicht darüber reden.

„Es geht einfach nicht...“

Seine Worte waren kaum mehr als ein Hauch.

„Kannst du bitte gehen?“

Er wusste es zu schätzen, dass Jungkook für ihn da sein wollte, aber jetzt brauchte er einfach Zeit für sich.

Ohne ein Wort zu sagen, stand der jüngere auf und verließ das Zimmer.

Und mit jeder Sekunde, die verging, wuchs das erdrückende Gefühl in Jimin, Jungkook enttäuscht zu haben.

Jimin wollte raus, einfach raus, raus aus dem Dorm, raus aus der Idol-Welt. Alles schien ihn zu erdrücken, er brauchte nur etwas frische Luft und Zeit für sich.

Kurzerhand zog er sich seine Schuhe und seinen üblichen Kram, damit man ihn nicht erkannte, an und verließ das Gebäude.

Einfach weg.

Währenddessen saß Jungkook in seinem Zimmer und dachte nach. Er hatte inzwischen ein eigenes bekommen, was ein Segen, aber manchmal auch eine Last, war.

War er vielleicht zu aufdringlich gewesen?

Sicher wollte er Jimin helfen, aber er wusste einfach nicht, wie er das anstellen sollte- Wie sollte er vorgehen, worauf musste er achten- Wie ging sowas überhaupt?

Er hatte keine Ahnung von irgendwas und trotzdem spielte er sich wie ein Psychiater auf- Und langsam hatte er das Gefühl, dass er selber einen brauchte.

Seufzend fuhr er sich durch die Haare.

Er hatte es wohl einfach auf die leichte Schulter genommen. Ihm hätte klar sein müssen, dass es nicht einfach nur ein paar Worte brauchte, um-

„Du siehst ziemlich bedrückt aus.“ Namjoon.

„Es ist nichts, ich bin nur müde.“

Der ältere kam rein und setzte sich neben Jungkook auf's Bett.

„Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder?“
Jungkook blieb still und starrte weiter geradeaus.
Ungeachtet der Tatsache, dass Jungkook so tat, als würde er ihn ignorieren, sprach Namjoon weiter.

„Weißt du, ich bin ja kein Experte, was sowas angeht, aber ich denke, ich erkenne, wenn dich etwas bedrückt.“, er legte eine kurze Pause ein, „Natürlich musst du nicht mit mir darüber reden. Es ist deine Entscheidung, aber du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du Hilfe brauchst.“

Jungkook sagte immer noch nichts.

„Ich würde vorschlagen, du gehst die Sache langsam an. Wenn du willst, dass jemand sich dir öffnet, dann musst du erst sein Vertrauen gewinnen. Wenn du das geschafft hast, ergibt sich der Rest von alleine- Sei aber vorsichtig. Eine Person, die einem wichtig ist, kann einen durch eine kleine Geste zum glücklichsten Menschen der Welt machen aber auch komplett zerstören.“

Namjoon stand wieder auf und war schon fast durch die Tür verschwunden, als Jungkook doch noch die Stimme erhob.

„Und wie soll ich das machen? Wie bring ich ihn dazu, mir zu vertrauen?“

„Lass ihm Zeit, geh es langsam an und sei nicht zu aufdringlich. Irgendwann kommt er dann von alleine an. Es ist aber wichtig, dass du immer daran denkst, dass er ein Mensch ist- Wie könnte man dein Vertrauen gewinnen? Vertrau einfach auf dein Bauchgefühl.“

Damit war Namjoon schließlich verschwunden.

Wie machte er das nur? Wären sie in einer Serie, wäre Namjoon der weise, alte Mann, der immer weiß, was man denkt und immer weiß, was man tun soll- Er wäre so ein richtiger Dumbledore.

Das war wohl auch der Grund, wieso er der Leader war- Jungkook hatte enormen Respekt davor. Er würde es niemals hinbekommen, sich um alle zu kümmern und den Überblick zu behalten, wo er doch schon mit Jimin überfordert war.

Aber er durfte nicht so hilflos sein.

Er wollte Jimin helfen, also musste er sich darauf konzentrieren und sein Bestes geben.

Wie auch immer das funktionierte.

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*hust* Ja, das Kapitel war scheiße. Ich muss wohl einfach wieder reinkommen, damit die nächsten wieder auf meiner Standardqualität sind.

Und es kam wieder dreißig Jahre lang nichts *seufz*. Sorry dafür.

Naja, ich verpiss mich jetzt wieder und schreib irgendwo weiter, damit das nächste etwas früher kommt.

Born Singer | JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt