It's not fair

Kapitel Zwei

Ende Mai... Ich bin jetzt 16. Fühlen tu ich mich nicht anders. Gefeiert hab ich auch nicht. Lee war natürlich da, aber gefeiert habe ich nicht. Wie auch? Wir sind in einem Wald, weit weg von zu Hause. Es wurde bereits nach zwei Wochen schlimmer, weshalb meine Mutter mich in der Nacht, ohne jede Vorwarnung, aus dem Bett zog und mich zum Packen zwang. Das Erste was ich zu ihr sagte war >>Ohne Lee geh ich nicht!<<. Sie versuchte mir zu erklären, dass wenn mehr Leute mitkommen, würde uns das Essen schneller ausgehen. Es war mir relativ egal und ging ohne ihr Wissen zu Lee und seiner Mutter rüber, um ihnen zu sagen, dass sie mit sollten. Meine Mutter fand meine Handlung nicht gerade gut, weswegen sie mich sechs Stunden Autofahrt ins nirgendwo anschwieg. Sie ignorierte jeden von uns. Im Auto war nur der Radiosprecher zuhören, der ab und zu mal was über die Infizierten berichtete. Ihr ignorantes Verhalten störte mich nicht wirklich, da sie, obwohl sie wusste wie wichtig mir Lee ist, ihn Daheim gelassen hätte, wo er infiziert worden wäre. Dort hätte er wahrscheinlich seine Mutter getötet und sogar ihre Innereien gegessen. Ich versuchte die Vorstellung, die sich wie ein Video in meinem Kopf abspielt, zu verdrängen.

Die Infizierten fingen irgendwann an auf den Straßen rumzulaufen. Sie waren nicht schnell, aber wenn sie dich bissen oder gar kratzten, warst du infiziert und dein Schicksal besiegelt. Manchmal war es amüsant zusehen, wie verpeilt sie rumliefen, bis dann jemand kam und sie mitnahm. Ich denke, sie wurden getötet. Von meinem Vater wussten wir, dass ein Heilmittel noch Jahre dauern könnte. In der letzten Zeit ohne Strom in einem Wald 'eingesperrt' zu sein und sparsam mit Essen umzugehen, lässt den Druck, der nachts auf meinem Brustkorb ist, schlimmer werden. Ich schlage immer wieder vor, zu Schulen oder Lagerhallen zu fahren, damit wir ein Dach über den Kopf haben. Das einzige was meine Mutter darauf antwortete ist >> Wir sind nicht die Einzigen, die überleben wollen.<< Übersetzt heißt das so viel wie >>Es sind noch zu wenig Menschen gestorben. Wir könnten leer ausgehen.<<