Kapitel Sechs

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17.Juni Es stinkt hier. Keiner von uns beiden hat den Mut, unsere Mütter wegzuräumen oder Ähnliches. Keiner hat die Plane angefasst oder auch nur auffällig angesehen. Die Stimmung ist angspannt. Schließlich haben wir gegenseitig unsere Mütter erschoßen. Einserseits, der psychische Druck, das du einen Menschen eiskalt in den Kopf geschoßen hast. Dass wir einen geliebten Menschen verloren hatten. Andererseits, dass wir beide kaum etwas gegessen haben, geschweige denn getrunken, noch richtig geschlafen haben, macht uns zuschaffen. Er lehnt sich gegen einen Baum und sieht aus, als würde er gleich einschlafen, als ich mit dem rausplatze, was wir Beide denken. >>Wir müssen weg hier!<< Ich warte auf seine Antwort, die nicht kommt. >> Es macht uns kaputt hier. Wir können nicht neben den Leichen unserer Mütter ein halbwegs lebenswertes Leben führen!<<

>>Ist diese Scheiße hier denn überhaubt noch lebenswert? Ich meine, wir beide haben keine Eltern mehr. Du denkst doch nicht ehrlich, dass dein Vater noch kommt, geschweigedenn

noch lebt?<< In seiner rauen, schreiender Stimme liegt verzweiflung. >>Ok, wir sind 16/17. Erwachsen sind wir trotzdem nicht. Auch wenn wir früher auch so auf Erwachsen getan haben.

Wir sind hilflose Kinder, in einem Wald, die gegenseitig ihre Mütter gekillt haben und darauf hoffen, dass es wieder wie Früher wird. Es gibt kein Radio mehr. Wie kann jetzt noch alles wie Früher werden?<<

Ich stehe stumm vor ihm, gefesselt von seinen Worten. Ich vermute mal, er denkt, seine Mutter hätte überleben können und ist deswegen sauer. Aber selbst ohne die Infektion, wäre sie verblutet.

>>Wir packen unsere Sachen zusamm' und gehen die Halle suchen. Ich weiß, dass klingt absurd aber es ist besser als hier zu bleiben und zu verhungern. Wohlmöglich wird Einer vorher noch Infiziert und alleine haben wir überhaubt keine Chance mehr. Wir müssen weg hier! Lee...bitte!<< Meine Stimme wird von Satz zu Satz dünner. Er stand ganz langsam auf, kam auf mich zu

>>Ok<<.

Nervosität breitet sich in mir auf, als er immer nähr kommt. Seine Hände liegen an meiner Taille und so schnell, wie sie dort hingelangten, so schnell legt er seine Lippen auf meine. Was geht jetzt? denke ich, wehre mich aber nicht gegen seine Berührung. >>Da wir sowieso balt drauf gehen<< sagte er lächelnt, als er sich wieder von mir entfernte. Perplex stehe ich vor ihm und starre ihn an. Er lacht, geht in mein, eigendlich ja unser, Zelt und fängt an unsere Decken und Kopfkissen rauszuschmeißen.

Ich brauche ein paar Minuten, bis mich Lees Stimme zum rühren bringt. >>Dein Vorschlag. Jetzt hilf mal!<< Stimmungsschwankungen oder so? Meine Gedanken sind lauter als seine Stimme, weswegen ich auch nur >>lange fahren<< und >>essen<< verstehe. Einfach mal Ja sagen, denke ich, gebe ihm diese auf fast alles passende Antwort und helf ihm die Sachen im Auto zu verstauen.

Er fährt. Er hat einen Führerschein, mit dem er eigendlich nur mit Erwachsenen fahren dürfte, aber wer kontrolliert uns jetzt schon? Wir hatten beide einen Menschen auf dem Gewissen. Fahren ohne Führerschein ist dagegen nichts. Er setzt sich ins Auto und macht eine CD von seiner Lieblingsband, so laut an, dass man uns in 2 Killometer Umfeld hören könnte. Lee sieht mich gespielt wütend an, als ich mich ins Auto bücke und das Radio leiser mache. >>Wer weiß, wie gut diese Viecher hören können. Du lockst sie nur an!<<

Wieder eine gespielte Mimik. Ein breites Grinsen ziert sein Gesicht für kurze Zeit.  >>Jetzt steig ein Süße. Du lockst sie nur an<< hörte ich aus dem Auto in dem selben Tonfall, wie ich den letzten Satz vorhin sagte. Süße? Sollte er nicht eigendlich deprimiert, wegen seiner Muter sein? Schließlich ist er jetzt Vollweise. Villeicht kann er, wegen seines Vaters nicht mehr traurig deswegen sein. Und was ist, wenn es wegen des Kusses war?

Diese Frage beschäftig mich die ganze Fahrt über. Vorallem, als er anfängt, mit zu singen.

Nach 2 Stunden Fahrt kommen wir endlich an einem Haus an vor dem ein Auto mit blutverschmierter Frontscheibe steht, an. Lee holt ein Messer und einen Schlauch aus dem Handschuhfach und fährt neben das Auto. Mit dem Messer bricht er die Klappe vom Tank des roten PKW's auf, dann führt er den Schlauch ein, nimmt ihn in den Mund, fängt kurz danach an gelbe Flüssigkeit auf den Boden zu Spucken und schiebt das andere Ende des Schlauches, in unser Auto. Ein Blick nach Rechts, lässt mich zusammen zucken. Ein Typ, dessen bleiches, abgemagerts Gesicht mich anstarrt, luckt hinter dem Blut durch. Ich öffne das Fenster und breche mein Schweigen. >>Lee...hilf ihm. Bitte<<  Er sah zu dem Fenster. Seine Augenbrauen hochezogen, sieht mich an. >>Guck mal, Einhörner...<< sagt er mit schwere in der Stimme und zeigt auf die andere Straßenseite. Ich lasse das Fenster wieder hochfahren und siehe in die Richtung. In dem Fahrerfenster sehe ich trotzdem, wie er die Tür öffnet, der schwache Mann nach ihm greift, einen ätzenden Schrei ausstößt, den ich auch bei geschloßenem  Fenster höre und Lee ihm das Messer in den Kopf rammt. Sofort schließe ich meine Augen und öffne sie erst wieder, als ich Lee neben mir weiß.

>>Schöne Einhörner?<< Es ist herzerweichend, wie sehr er versucht, dass alles schön zu reden, obwohl er weiß, dass ich mitbekommen habe was er grade getan hat. Ich habe ihn ja schließlich gebeten.

>>Was?...Ach so. Traumhaft. Geht's weiter?<< Mein gezwungenes Lächeln kauft er mir zwar nicht ab, dafür ich ihm seine, weshab auch immer wieder, gute Laune.

It's not fairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt