Kapitel 4

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Nachdem ich mit der Zimmerbesichtigung fertig war, ging ich ins Bad, machte mir zwei Buns aus meinen braunen Haaren mit den blauen Strähnchen und zog mich um, da ich bequeme Sachen für die Zugfahrt angezogen hatte.
Als ich wieder in meinen Teil des Zimmers ging, fiel mir auf, dass Lucy nicht mehr da war und stattdessen einen Plan des Schulgeländes liegen lassen hat. Auf meinem Zimmer ist ein rotes X eingezeichnet. Während ich ihn mir genauer ansehe, fällt mir auf, dass zwischen dem Fitnessraum und dem Innenpool nur eine Sauna - wtf - ist.
Okay, fällt nicht auf, wenn ich den Gang dahinter vom Pool weg nehme, oder?
Nur wenn ich an diese Wassermassen denke, die Mika verschluckt, sie mir genommen, einfach getötet haben, wird mir schlecht, ich bekomme Panik und spüre, wie mir eine Träne die Wange hinunter rennt.
Sie war Alles für mich.
Um mich zu beruhigen, nehme ich mir mein Handy und meine Kopfhörer, gehe aus dem Zimmer und erkunde den Fitnessraum näher.
Irgendwann bin ich bei den Boxsäcken hängen geblieben und jetzt schlage ich seit 17 Minuten auf den schwersten Boxsack ein und höre dazu Deutschrap.
"Hundert Sniperschützen zielen auf Ferris' Fotzenkopf mit Lasern, bis er mehr Reddots als Diegos Sommersprossenface hat."
Ich will gerade wieder zuschlagen, doch plötzlich wird der Boxsack von irgendeiner Misset weggezogen und ich stolper nach vorne.
"Was zur Hölle?!" Okay, wer auch immer mich gerade unterbrochen hat, er wird Bekanntschaft mit meiner Glock machen. Ich muss sie immerhin noch ausprobieren.
"Das ist aber nicht sehr damenhaft, Süße"
Er hat mich nicht gerade "Süße" genannt, oder?!
"Ich zeig dir gleich was Undamenhaftes, Macho!"
Mit diesen Worten drehte ich mich zu ihm um und erkannte, dass das wohl der selbst ernannte Möchtegern-Badboy sein musste.
"Du schlägst auf den Boxsack wie ein Kerl, warum?"
"Geht dich nicht das Mindeste an, du Möchtegern-Badboy!", gab ich bissig zurück.
Wetten, er hat sich noch nie mit irgendwem geprügelt, sondern hat - wenn überhaupt - seine Handlanger ran lassen?!
"Du weißt wohl nicht, mit wem du sprichst?", sagte er nun bedrohlich mit einem Unterton, der leicht eingeschnappt klingt.
"Gleichfalls. Und wenn du jetzt bitte den armen Boxsack los lassen würdest, mein Gott, der muss sich ja echt bedrängt fühlen in deiner Gegenwart", antwortete ich nun gelassen.
"Okay Kleine, ich hab versucht nett zu sein, aber offensichtlich hilft das bei dir nicht. Wenn du dich nicht benehmen kannst, muss ich dir wohl Manieren beibringen", meinte er mit einem Zwinkern und einem perversen Grinsen.
Angeekelt verziehe ich mein Gesicht.
"Nein danke, auf deine Manieren kann ich getrost verzichten, viel Spaß noch im Kindergarten, Kleiner."
Ich wuschelte ihm einmal durch die Haare, nahm meine Sachen und ließ ihn verdattert, immer noch mit dem Boxsack im Arm, im Fitnessraum stehen.
In meinem Zimmer ziehe ich mich in Rekordzeit um, nehme meinen Rucksack mit Axt und Messern und gehe nach draußen in den nahegelegenen Wald.
Ich laufe ein bisschen herum und erkunde die Umgebung, bis ich einen besonders großen Baum entdecke, der auf einer kleinen Lichtung steht.
Mit meiner Axt haue ich ein paar Markierungen hinein und wiederhole meine Wurftechniken. Zum Schluss ritze ich ganz unten, nahe der Wurzeln, ein M und ein B in einem Herz in den Baum.
Ich bleibe noch eine Weile sitzen, bis mir einfällt, dass ich noch von Alex Informationen zu meinen "neuen" Ganganführern brauche. Also rufe ich ihn an und rede eine Weile mit ihm über das Internatsgebäude und den Idioten aus dem Fitnessraum, bis ich ihn frage, wer der Leader hier im Quartier ist und wann ich ihn treffe.
Alex lacht. "Also, dein Alpha heißt Simon und der Beta heißt Nick. Wenn du willst, schreib ich ihnen, dass du dich mit ihnen gleich vor dem Haupteingang triffst und sie dich in die Lagerhalle mitnehmen sollen, okay?"
"Jaaaaaa, danke Großer", antworte  ich glücklich.
"Gerne, Kleine", sagt er und legt auf.
Ich setze mich dann auch in Bewegung und gehe zurück Richtung Internat.
Vor dem großen Tor sind ein paar Holzbänke, auf die ich mich nun setze. Einfach nur die Ruhe genießen.
"Ey Kleine, deine Aktion vorhin ging zu weit, ich hoffe das weißt du! Freu dich auf meine Revanche."
Och neee, nicht schon wieder DER!
"Hast du nichts Besseres zu tun, als mich zu nerven?", frage ich gelangweilt.
"Doch, aber ich hab dich hier so einsam sitzen sehen und dachte mir, ich könnte dir ein wenig Gesellschaft leisten", meint er gespielt freundlich, während er mir langsam näher kommt.
Womit hab ich das verdient?!
"Hey, ich warte hier auf jemanden, also wenn du bitte wieder gehen könntest, wäre mir das sehr recht."
Ich stehe auf und laufe ein Stück weg von ihm Richtung Tormauer.
"Ouuh, wartet die kleine Maus etwa auf ihren Freund? Tja, dann wollen wir den mal ein bisschen eifersüchtig machen, findest du nicht?"
"Nein, ganz sicher nicht. Komm mir zu nahe und du kannst dich von deinen Eiern verabschieden."
Er springt mit einem Satz vor mich und packt mit beiden Händen meine Oberarme, meine Beine hat er mit seinen Knien gegen die Mauer gedrückt.
Er beugt sich gerade zu mir runter, als wir hören, wie ein Auto mit quitschenden Reifen zum Stehen kommt und der Perversling mich verwirrt los lässt.
"Was zum?! Was macht Nick denn hier?"
Schnell nehme ich Abstand, um wieder klar denken zu können.
Warte mal - hat er gerade Nick gesagt? Ok, in Hamburg gibt es vermutlich mehr als einen Nick, aber der a) hier ist und b) gerade jetzt?
Unwahrscheinlich, dass das nicht mein Beta ist.
"Jo Adrian, was geht?" begrüßt Nick den Schweinehund.
"Nick, altes Haus, was machst du hier?"
WARTE MAL, diesen Nick kenne ich doch?!
"Simon hat mich geschickt, ich soll irgend so eine Neue abholen, Anweisung von Alex."
Oh, das bin ja ich. Nick hat mich noch nicht entdeckt, was auch gut so ist, denn ich will ihn überraschen.
Nick und ich waren früher zusammen im Kindergarten und in der Grundschule und auch sonst ziemlich gut befreundet, aber in der vierten Klasse musste er umziehen und der Kontakt ist abgebrochen.
Ich trete hinter dem Bastard vor.
"Hey Nick, lange nicht gesehen, oder?"
Verblüfft starrte er mich an.
"Blue?! Was - ? Warum bist du - ? Scheiße, jetzt komm schon her!", stammelte er und schloss mich in seine Arme. Ich genoss seine Umarmung und murmelte in seine Schulter, wie sehr ich ihn vermisst habe.
"Also, was machst du hier?"
"Du sollst mich abholen, schon vergessen?", fragte ich ihn lachend.
"Nein, Simon meinte eine aus der Gang - WARTE WAS?! BLUE, WAS HAST DU MIT ALEX ZU TUN?!", er wurde wütend.
"Ich erklär dir alles auf dem Weg, ok?"
Er war zwar noch wütend, nickte aber geschlagen.

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Yay, endlich fertig mit dem Kapitel. 1100 Wörter💪😆
Wenn es euch gefällt, dann votet gerne, Kommentare sind natürlich auch sehr erwünscht.
Byye💋

Ihr habt sie vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt