Kapitel 3

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Am nächsten Morgen weckt mein Vater mich unfreundlich um 5 Uhr in der Früh.
"Blue, in einer dreiviertel Stunde kommt dein Zug, beeil dich, ich bin extra wegen dir früher aufgestanden", blufft er mich an.
"Ja, ist ja gut, bin ja schon wach", gebe ich schnippisch zurück.
Ich mache mich im Bad fertig und esse mein Lieblingsmüsli, als mein Vater gemütlich aus dem unteren Badezimmer kommt und da wird mir bewusst, dass ich mit meinem riesigen Koffer und meinem fetten Rucksack und meiner monströsen Trainingstasche ALLEINE zum Bahnhof gelangen sollte.Meine Eltern verfluchend zog ich mir meine Schuhe an, nehme mein Handy von der Garderobe und gehe los in Richtung Bahnhof. Sind ja nur 800 Meter bis dahin, schaff ich ja locker in - ähm scheiße - 13 Minuten!!
Gehetzt komme ich am Gleis an und sehe, wie mein Zug gerade einfährt. Schnell hole ich mein Ticket hervor und suche im ICE nach meinem Platz. Oh wow, wer hätte es gedacht, ich darf es mir auf den ganz billigen Plätzen gemütlich machen. Juhu.
Beim dritten Anlauf schaffe auch ich es, mein Gepäck im Gepäcknetz zu verstauen. Ich lasse mich erschöpft auf den harten Sitz sinken, hole meine Kopfhörer und mein Handy raus und mache eine Playlist mit all meinen Favoriten an.
Während der viereinhalb stündigen Zugfahrt lasse ich meine Gedanken um alles Mögliche kreisen, was sich als Fehler herausstellt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass meine Eltern bescheuert sind, Alex der Beste ist und ich Zoey verdammt vermissen werde. Als ich aus der engen Bank aussteigen will, stoße ich mir prompt den Kopf und fluche vor mich hin, während ich mein Gepäck herunter hole. Am Bahnhofbistro angekommen, kaufe ich mir erst einmal einen Cappuccino und ein Schinken-Käse-Croissant. Wie mir mein Vater gütigerweise noch verraten hatte, war das der Treffpunkt, den meine Mutter mit der Sekretärin des Internats ausmachte.
Nach einer Weile gucke ich auf mein Handy und bin augenblicklich ungeduldig und nervös, das Treffen war vor 17 Minuten.
In dem Moment kommt eine kleine, etwas dickliche Frau mittleren Alters abgehetzt in das kleine Café gestürmt. Als sie sich umblickt und nur mich entdecken kann, kommt sie zu mir gelaufen und spricht einfach drauf los:
"Bist du Blue? Hallo, ich bin Lucy. Du, es tut mir schrecklich leid, dass ich zu spät bin, aber wir hatten bis 9 Uhr 30 große Pause, ich bin die einzige Sekretärin für Internat und Schule und muss mich um alles kümmern und da war soviel zu tun und -"
Lachend unterbreche ich sie, weil ich es zu süß fand, wie sie während sie sprach mit den Armen wedelte.
"Ja, ich bin Blue. Ich habe kein Problem damit, dass Sie zu spät sind, so konnte ich wenigstens noch ausgiebig frühstücken. Können wir los?", frage ich mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Während wir im Auto sitzen, bietet sie mir an, dass ich jegliche Fragen zum Internat stellen könne, sie würde sie beantworten. So fand ich heraus, dass das Internat erst 14 Jahre alt ist und von einem ehemaligen Schüler wieder aufgebaut wurde, da das alte Gebäude vor 19 Jahren nach einem Brand in den Semesterferien abgerissen werden musste.
Außerdem erzählte sie, dass ihre Eltern sie hierher geschickt hatten, als sie 13 Jahre alt war, weil sie das sooo toll fanden, da sie auch auf diese Schule gegangen sind.
Die Schule selbst war deutlich älter, an die 60 Jahre, die letzte komplette Renovierung fand vor 3 Jahren statt.

Circa 20 Minuten später stehen wir auf dem Parkplatz der Schule und sie meint, ich könnte die Koffer erstmal hier lassen, weil es kürzer ist, zuerst in das Sekretariat zu gehen und dann auf mein Zimmer.
Als wir auf das Gebäude zu gingen, blieb mir der Mund offen stehen, da die Schule echt groß und protzig aussah und eher wie eine Burg als wie eine Schule.
Im Sekretariat gibt sie mir meinen Stundenplan, die Hausordnung, einen Gebäudeplan und den Zimmerschlüssel.
"Die Ruhezeiten fangen Sonntag bis Donnerstag um 22 Uhr an, Freitag, Samstag und während den Ferien- und Feiertagen um 24 Uhr. Für euren Schlaf seid ihr selbst verantwortlich, darum kümmern wir uns nicht, Ruhezeit heißt lediglich, dass ihr leise sein müsst und das Haupttor geschlossen wird, die Nebeneingänge sind offen. Zimmerkontrolle wird nur bei einem gemeldeten Bruch der Regeln durchgeführt. Ausgehzeit ist unter der Woche von 14:00 Uhr bis 19:00 Uhr, andernfalls 8:00 bis 23 Uhr. Frühstück gibt es während der Schulzeit von 6:30 Uhr bis 7:10 Uhr und sonst von 7:30 Uhr bis 10 Uhr. Mittagessen immer von 13:00 Uhr bis 14 Uhr. Abendessen kann variieren, in der Regel jedoch zwischen 18 und 20 Uhr. Wer zu anderen Zeiten etwas essen möchte oder zu spät kommt, muss sich selbst um seine Nahrung kümmern, ihr seid schließlich groß genug. Kleinigkeiten und Snacks  findest du rund um die Uhr in der Cafeteria oder im Foyer des Hauptgebäudes. Partys in den Gemeinschaftsräumen oder auf den Zimmern sind nicht gestattet, weder in der Schulzeit noch in den Ferien. Gemischte Zimmer gibt es nicht, falls dir jemand auffällt, der sich nicht an die Regeln hält, hast du es umgehend zu melden, noch Fragen?", rattert sie runter, während wir wieder auf den Parkplatz zugingen. Überfordert schaue ich sie an. Offenbar sieht das sehr witzig aus, da sie anfängt, schallend zu lachen.
"Keine Sorge Schätzchen, das steht alles nochmal hier drin", beruhigt sie mich und deutet auf den Blätterstapel in meiner Armbeuge.
Erleichtert atme ich auf. "Puh, nochmal Glück gehabt", sage ich und lache nun auch.

Als ich die Zimmertür aufmache, klappt mir erneut die Kinnlade runter. Das Zimmer ist RIESIG! Es hat zwei Türen, hinter einer Tür befindet sich meine noch fast kahle Zimmerhälfte mit nichts als "nur" einem großen Einzelbett, einem riesigen Kleiderschrank, zwei Großraumkommoden, einem Monster-Schreibtisch und dazu einem passenden Schreibtischstuhl. Oha. Als ich dieses Zimmer, oder besser gesagt diese zwei Zimmer Wohnung, weiter besichtige, entdecke ich ein Badezimmer mit Badewanne und Dusche und ein Wohnzimmer, in dem Fernseher, Couch und ein kleiner Tisch stehen.

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Boom, Kapitel hat 1000 Wörter, viel Spaß beim Lesen und Votes und Kommis werden willkommen geheißen❤❤
@nxghtknxght

Ihr habt sie vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt