Kapitel 17

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Nick fuhr herum und wurde leichenblass. "Was zur Hölle ist hier los?", keuchte ich fassungslos. Krümel war rot wie eine Tomate und wies Mirko an, sie loszubinden.
"A...also das ist nicht, wie es aussieht. Wir haben Finja nicht entführt! Und wir wollten sie auch nicht umbringen! Es ist . kompliziert", stammelte Nick offensichtlich beschämt.
"Dann erklär es mir, ich hab Zeit. Ich bin sowieso schon die halbe Nacht durch den Wald geirrt", antwortete ich genervt. Ein paar Sekunden später stolperte Krümel vollständig angezogen auf mich zu und meinte zu den Jungs, dass dies ein Gespräch sei, das sie mit mir alleine führen sollte. Wir setzten uns in Mirkos Auto, während Nick mit seinem Auto und Mirko wegfuhr.
"Ich schwöre, ich wollte es dir sagen. Ich wusste nur nicht, wie . und wann erst recht nicht. Ich meine, wie soll man einem supertollen Mädchen, das man gerade erst kennengelernt hat, erklären, dass man was mit ihrem besten Freund und dessen besten Freund hat und dass die beiden auch noch damit einverstanden sind, auf all ihre Wünsche einzugehen und sie mitten im Wald zu vögeln?!" Sie redete wie ein Wasserfall, nur zehntausend Oktaven höher, sodass ich sicher war, einen Tinnitus erleiden zu müssen. Mit jedem Satz, der ihren Mund verließ, wurden meine Augen größer und ich konnte nicht verarbeiten, was sie mir da zu vermitteln versuchte. Sie und Nick? UND Mirko?! Fast bekam ich selbst nicht mit, wie ich hysterisch anfing zu lachen und wild meinen Kopf schüttelte.
"Du willst mich doch wohl verarschen. Scheiße man, ich dachte, du nimmst Drogen!" Sie bekam einen Hustenanfall und schüttelte langsam den Kopf.
"Ach Krümel, das tut mir leid, dass ich da jetzt reingeplatzt bin. Ich hoffe, ich habe damit keine zukünftigen Abende ruiniert", gab ich mit einem Zwinkern von mir. "Im Endeffekt ist es dein Liebesleben, da habe ich nichts drin rum zu pfuschen. So lange du nicht zu der eifersüchtigsten Freundin der Welt mutierst und ich noch mit meinem besten Freund Zeit verbringen darf, habe ich kein Problem damit. Außer, wenn sie dich schlecht behandeln, dann reiß ich ihnen den Schwanz ab, darauf kannst du dich verlassen."
Ihr Lächeln kam zurück und sie sprang fast schon über die Kupplung, um mir um den Hals zu fallen. "Oh Blue, ich bin so froh, dass du kein Problem damit hast. Denn wenn es so wäre, hätte ich mich für dich entschieden. Ich hatte noch nie eine beste Freundin und die will ich nicht verlieren. Die Jungs stehen ja auch nicht einmal in der Schule zu mir, aber daheim oder irgendwo alleine sind sie echt süß, richtige Gentlemen. Aber jetzt erzähl mal, wieso warst du so spät noch im Wald?"
Mit einem genervten Stöhnen unterbrach ich sie und startete den Wagen. "Das erzähl ich dir, sobald ich etwas zu essen im Bauch habe, ich hab seit heute Morgen nichts gegessen, das ist nicht gut für meine Muskeln."
Als wir eine halbe Stunde später in einem Restaurant saßen und Lasagne aßen, erzählte ich ihr von dem anstrengenden Besuch im Krankenhaus, von Nicks plötzlichem Aufbrechen und meinem Umherirren. Sie rutschte auf der Bank zu mir rüber und nahm mich still in den Arm. "Hey, mach dir keine Sorgen, mir geht's ja gut. Aber Nick schuldet mir mehr als eine simple Erklärung, der kann sich auf was gefasst machen." Sie sah schüchtern auf ihr Pizzabrot und atmete tief durch. "Ein paar Fragen habe ich allerdings doch noch über die ganze Sache. Liebst du einen von ihnen? Oder beide? Und wie ist es eigentlich dazu gekommen?" Jetzt wird sie auch noch rot, na klasse.
"Naja, also heiß sind die beiden ja schon und ich denke, gewisse Gefühle sind auf jeden Fall da. Aber ob das Liebe ist? Ich denke nicht, es ist eher körperlich, wir reden auch nicht viel über uns oder machen so Pärchendinge. Eigentlich ist es ganz einfach, wir mussten vor ein paar Monaten zum Schuljahresbeginn ein Gruppenprojekt über seismische Aktivitäten im Pazifik erarbeiten und weil mich niemand in ihrer Gruppe haben wollte, hat mich Herr Siebmeyer zu Mirko eingeteilt. Als wir uns dann zu der Recherche getroffen haben, sind Adrian und Ashley gar nicht erst aufgetaucht und weil es ziemlich voll war, sind wir hoch in sein Zimmer und haben da gearbeitet, bis mein Handy angegangen ist. Er hat mich auf mein Hintergrundbild angesprochen, auf dem ein Mädchen eben etwas mit zwei Typen hatte. Wir sind uns dann nähergekommen und haben angefangen rumzumachen, bis Nick plötzlich in der Tür stand und gefragt hat, was wir da treiben. Mirko hat es ihm einfach gerade heraus gesagt und gefragt, ob er mitmacht . am Anfang dachte ich noch, dass es sowieso bald vorbei sein würde, aber jetzt geht das eben schon fast ein halbes Jahr so."
Nach ihrer langen Rede musste ich erstmal schlucken, so hatte ich die Jungs nicht wirklich eingeschätzt. Offenbar steckte wohl wirklich in jedem etwas Bisexualität. "Okay, das ist irgendwie krass. Aber im Ernst, du kannst doch nicht im Januar nachts halbnackt im Wald stehen, dann nehmt euch wenigstens ein Zimmer, sonst habe ich wirklich noch was dagegen!", lachte ich leicht verschreckt und sie lachte mit mir.
Als ich später in meinem Bett lag, war ich so müde, dass ich auch tot umfallen hätte können, aber aus irgendeinem Grund konnte ich nicht schlafen. Es ging einfach nicht, ständig fiel meinem Kopf eine andere Situation ein, die ich noch nicht verstanden hatte. Nur konnte ich unmöglich in dieser Nacht jedes Rätsel lösen, das meinem doofen Kopf einfiel. Ich brauchte eine Übersicht, doch dazu war ich dann doch zu müde. Mit dem Gedanken, morgen früh auf jeden Fall ein Stück Papier und einen Hektoliter Kaffee zu benötigen, fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Wie ich am nächsten Morgen feststellte, musste ich wohl wirklich sehr tief geschlafen haben, denn Ashley konnte unmöglich leise gewesen sein, so viel, wie sie ins Klo gekotzt hatte. Angewidert drückte ich auf die Spülung und machte mich so schnell wie möglich frisch, um den Gestank nicht länger ertragen zu müssen. Beim Frühstück bekam ich keinen Bissen runter, weil mir der Porridge einfach zu sehr nach Ashleys Erbrochenem aussah. Ekelhaft, ich hol mir einfach bei Nick was, der bringt sowieso gleich noch Mirko zur Schule. Zur Not klaue ich ihm sein Pausenbrot.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 11, 2021 ⏰

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