Kapitel 2

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Zuhause angekommen packte ich mein halbes Zimmer ein und schmiss mich danach wütend auf mein Bett.
Ich weiß noch nicht einmal wohin ich gehe.
Ich weiß nur, dass ich meine Freunde und die Gang vermissen werde. Sie sind die Familie, die ich nicht habe.
Sie sind die, die mich lieben und nicht nur vor der Kamera so tun. Die, die mich nie anlügen würden. Ich trampelte die Treppe runter und rief laut nach meiner Mutter.
"Was ist los?! Ich telefoniere gerade mit deinem Vater!"
"Das trifft sich gut, stell bitte auf Lautsprecher. Ich muss mit euch reden."
Genervt aufstöhnend lief sie zu mir und brachte das Telefon mit.
"Also, auf welches Internat schickt ihr mich?", fragte ich gespielt freundlich.
"Wieso willst du das wissen? Du wirst es noch früh genug erfahren", pampte mein Vater mich an.
Ohne etwas zu erwidern, ging ich in die Küche und sah auf dem Tresen Prospekte von mehreren Internaten liegen.Auf einem von ihnen waren mit rotem Edding ein Kreuz und "Ankunft 9:30" in der Sauklaue meiner Mutter zu sehen.
Friedrich-Schiller-Gymnasium...
In HAMBURG?! Das ist über 500 Kilometer von hier entfernt! Ich sah mir den Flyer genauer an. Wooouh, meine Eltern zahlen dafür über 12.000 Euro monatlich! Ah, ich sehe, warum sie diese Kosten auf sich nehmen: Die haben da eine FERIENBETREUUNG!
Ok, es hat einen Pool und nen Fitnessraum, Gemeinschaftsräume und Fernseher in jedem Zimmer des Internatsgebäudes, auch wenn ich außer im Fitnessraum fast nirgends sonst sein und den Pool so weit wie möglich umgehen werde, da ich seit Mikas Tod panische Angst vor Pools und Gewässern habe. Verständlich, oder?
Ich legte mich wieder in meinem Zimmer hin und starrte die Decke an. Es war klar, dass sie mich loswerden wollten, aber trotzdem verletzte es mich, ich bin immerhin ihre Tochter. Und dass ich nicht an Mikas Tod schuldig bin, wissen sie genauso wie ich, aber sie wollen, dass ich das denke. Damit sie einen Grund haben, um mich hassen zu können. Einen Grund, um mir vermitteln zu können, dass ich Abschaum bin. Unerwünscht.
Ok, ich muss mich ablenken, bevor ich hier noch sentimental werde. Pff. Das passt ja mal gar nicht - Ich und sentimental. Ich. Weine. Nicht.
Was könnte ich machen? Hmm, ich könnte nochmal in die Lagerhalle oder in den Wald gehen, wobei - es ist schon ziemlich dunkel, ich sollte mich nicht zu weit abseits der Zivilisation aufhalten, hier gibt es einige Creeps, gegen die ich leider keine Chance habe, auch mit meiner Kraft und meinen Verteidigungskünsten. Ich könnte einen - weiter kann ich nicht über mein Zeitmanagement grübeln, denn jemand klopft an meine Balkontür. Alex! Ich mache ihm die Tür auf und lasse ihn eintreten.
"Hier, dein Zeug aus dem Hauptquartier", er hält meine ziemlich dicke Trainingstasche hoch und lässt sie auf den Teppich plumpsen.
"Weißt du jetzt, wohin sie dich verbannen?", fragt er neugierig.
Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen und starre mal wieder die Decke an. Man, ist die heute interessant.
"Hamburg", antworte ich niedergeschlagen. Er lässt sich zu mir aufs Bett fallen und zieht mich in seine Arme. Er ist für mich wie ein großer Bruder, und ich für ihn wie eine kleine Schwester, wir wären die perfekten Geschwister.
"Wenn ich wieder bei mir bin, schreibe ich den Jungs vom Hafenquartier Hamburg, dass du morgen kommst und dass sie auf dich aufpassen sollen, sonst kriegen sie ein Problem", meint er bedrückt. Während ich in seiner Umarmung eingekuschelt bin, bohrt sich ein kaltes Stück Metall in meinen Rücken.
"Alex? Warum hast du deine Waffe dabei?", frage ich verwirrt. Wenn er noch zu einem Klienten müsste, würden wir hier nicht so gemütlich liegen, wie ich aus Erfahrung weiß.
"Ach ja, die Pistole wollte ich dir noch geben, bevor du gehst und ich nicht mehr auf dich aufpassen kann.
Du wirst sie hoffentlich nicht brauchen, aber trag sie bitte bei dir, ok? Ich will, dass du dich wehren kannst, wenn ich oder meine Männer nicht in der Nähe sind und du auf dich alleine gestellt bist", sagt er ernst. Ich nicke nur und er legt sie vor mir auf das Bett. Eine Glock mit Kaliber 44, meine Traumwaffe.
"Für mich? Oh, aber, ich - Danke", antworte ich verblüfft. Ich wusste, wie man mit Waffen umgeht, auch mit Schusswaffen. Alex hat mir alles beigebracht, als ich den Black Warriors beigetreten bin, er wusste, dass ich diese Glock bevorzuge, da ich sie leicht verstecken konnte. Als ich damals fragte, ob ich eine bekomme, meinte er, es wäre noch zu früh, um mir diese gefährliche Waffe zu überlassen. Dass er sie mir geben würde, wenn ich bereit wäre.
"Ich muss los, Leon will mir noch neue Kampfstrategien zeigen", sagt Alex plötzlich. Ich nicke und er zieht mich erneut in seine Arme, bevor er über den Balkon nach unten klettert.

Als ich mir meine Glock - wow, das klingt gut - näher anschaue, sehe ich, dass in goldener Farbe meine Initialen eingraviert worden sind. Danke Alex.

Nachdem ich meine Tasche ausgepackt und alles wichtige wieder eingepackt habe, fällt mir eine Gangjacke mit unserem neuen Logo auf der linken Seite in die Hände. In der Armtasche steckt ein Zettel:
Für meine blaue Prinzessin, ich hoffe du wirst die Jacke gebrauchen können♡
Alex

Also ich weiß jetzt, was ich morgen anziehe. Und übermorgen. Und überübermorgen. Und für den Rest meines Lebens.
Müde und teils glücklich, teils deprimiert lege ich mich auf mein Bett und schließe die Augen, nachdem ich mich im Bad fertig gemacht und das übrige Zeug eingepackt habe.

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Heyho, die Ritterin schreibt wieder😘
Also, mit der Glock habe ich mich gestern eingehend beschäftigt😉
[Background Credits to my class😂]
und ich muss sagen, geiles Teil.
Votes und Kommentare sind herzlich willkommen✌

Ihr habt sie vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt