Kapitel 10

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John seufzte glücklich und kuschelte sich noch näher an Sherlock. Er nahm dessen süßen Duft tief in sich auf und beobachtete ein paar kleine Vögel, die der untergehenden Sonne entgegen flogen. Der Arzt konnte gar nicht glauben, wie viel Glück er mit Sherlock hatte.

„Ich liebe dich“, flüsterte er, kaum hörbar.

„Ich liebe dich auch“, antwortete der Consulting Detective, griff nach der freien Hand seines Freundes und verschränkte ihre Finger miteinander.

Als die Sonne am Horizont verschwunden war und das Wasser abkühlte, ließen sie sich unweit des Ufers nieder und legten sich in das Gras. Die Nachtluft war immer noch sehr warm und sie lauschten dem Plätschern des Wassers und dem Zirpen der Grillen. Es dauerte auch nicht lange, bis die ersten Sterne, gefolgt von einem strahlenden Mond, den Himmel erleuchteten.

Der ehemalige Militärarzt hatte seinen Kopf auf Sherlocks Brust gelegt und dieser hatte wärmend seine Arme um ihn geschlungen. Sie betrachteten das Firmament über ihnen und fühlten die ruhigen Herzschläge des jeweils anderen. Langsam schloss John, der plötzlich von einer extremen Müdigkeit überfallen wurde, die Augen und flüsterte, während er in ein Nickerchen fiel, immer wieder die gleichen Worte: „Ich werde immer bei dir sein“

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In den frühen Morgenstunden, noch bevor die Sonne vollkommen aufgegangen war, wachte Sherlock auf. Er fluchte tonlos, als er merkte, wie feucht seine Klamotten, durch den Tau, der leicht das Gras benetzte, geworden waren. Allerdings huschte gleichzeitig ein Grinsen über sein Gesicht, als er John sah, der sich, noch immer schlafend, an ihn gekuschelt hatte und er realisierte, dass die beiden gerade wirklich unter freiem Himmel geschlafen hatten. Ohne Zelt, ohne Decke. Einfach nur im Gras. Er ließ seinen Verlobten noch ein wenig schlafen und stand leise auf. Sherlock fand sich erneut vor dem Ufer des Sees stehen. Während er einen Schwan beobachtete, der nahezu über das Wasser schwebte, dachte er über seine Zukunft mit John nach. Noch nie war er so glücklich gewesen. Um ehrlich zu sein, wusste er nicht mal, was Glück überhaupt war, bevor er John kennenlernte, doch mittlerweile reichte nur ein einziger Gedanke an ihn, um Sherlock ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Er war einfach perfekt. Perfekt für ihn.

Allerdings ging ihm die Sorge, nicht gut genug für John zu sein, nur schwer aus seinem Kopf. Doch immerhin würden sie bald heiraten! Vielleicht machte er sich einfach zu viele Gedanken. Er erinnerte sich an das Gespräch zwischen ihm und seinem Verlobten, bevor ihre Beziehung offiziell war. Es kam Sherlock fast so vor, als wäre das schon Jahre her, wobei es sich in Wirklichkeit nur um ein paar Wochen handelte. John sagte ihm damals, dass er Sherlock besser kannte, als jeder andere Mensch. Und er hatte recht. Wenn jemand Sherlock kannte, dann er. John war nicht dumm, er wusste, worauf er sich mit dem Consulting Detective einließ. Das Gefühl, geliebt zu werden, war für Sherlock einfach überwältigend.

Er wusste nicht, wie lange er dort stand und über die Liebe nachdachte, doch die Sonne war vollkommen aufgegangen, als John Sherlock plötzlich von hinten umarmte. Dieser erschrak, denn er hatte seinen Freund nicht kommen hören. Schnell wischte er sich über die Augen und drehte sich zu ihm um, um ihn in eine feste Umarmung zu nehmen.

„Guten Morgen“, nuschelte er in Johns blondes Haar. „Wollen wir baden gehen, bevor wir zurück zu meinen Eltern gehen?“

„Aber wir haben doch gar keine Bade– oh …“, John sah Sherlocks freches Lächeln und verstand. „Na gut“, lachte er.

Sie warteten noch ein wenig, bis sich der See aufwärmte, dann zogen sie sich aus, warfen ihre Klamotten rücksichtslos auf den Boden und rannten lachend in das Gewässer hinein. Das Wasser war immer noch ein wenig kühl, aber angenehm. Sie fühlten sich so frei, als sie sich gegenseitig untertauchten und mit dem Wasser bespritzten, womit sie ein paar schöne Stunden verbrachten.

Einige Zeit später lagen John und Sherlock erneut auf der Wiese und warteten darauf, dass die Sonne sie trocknete.

„Wollen wir wieder nach Hause gehen? Also, ich meine … zu uns nach Hause“, fragte Sherlock, während er träge und gedankenverloren ein paar Gänseblümchen pflügte.

„Sehr gerne. Mrs Hudson macht sich bestimmt schon schrecklich Sorgen, wir hatten ja nicht einmal Zeit, uns von ihr zu verabschieden, bevor wir gegangen sind“, lachte John.

„Ich vermisse die Baker Street“

Der Arzt lächelte und küsste seinen Freund.

„Dann nichts wie los. Wir holen unsere Sachen bei deinen Eltern und sagen Tschüss. Dann rufen wir ein Taxi, okay?“

„Oh, wie ich das Taxifahren vermisst habe“, schwärmte der Consulting Detective, woraufhin beide kichernd aufstanden.

Nachdem sie sich angezogen hatten, gingen sie durch das verträumte Dorf zurück zu ihrem Käfer. Die Rückfahrt verlief nicht minder lustig, als die Hinfahrt, Sie lachten ausgelassen und sangen erneut vollkommen schief zu Liedern mit.

„Du solltest öfters der Fahrer sein. Das ist viel amüsanter als in einem Taxi“, rief John gegen den Fahrtwind und die laute Musik an.

Sherlock lachte erneut auf und brachte John so zum Grinsen.

Als sie bei Sherlocks Elternhaus angekommen waren, schienen Martha und Paul schon wieder nicht da zu sein.

„Deine Eltern gehen wirklich oft spazieren“, kommentierte John das totenstille Haus.

Sherlock zuckte nur mit den Schultern. „In dem Alter hat man nun mal nicht mehr so viele Hobbys“

Lachend betraten sie Sherlocks Zimmer, wobei sie sich erst über das herrschende Chaos bewusst wurden. Überall lagen ihre Klamotten herum, bedeckten den Fußboden und teilweise auch die Regale.

„Waren wir das?“, fragte John eher rhetorisch.

Sie brauchten eine gute Stunde um ihre Klamotten zu ordnen oder überhaupt erst zu finden.

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Fertig bepackt liefen sie die Treppe hinunter, als Martha und Paul gerade zur Tür hereinkamen.

„Ihr wollt schon abreisen?“, fragte sie mit einem leicht bedrücktem Gesicht.

Wenn Sherlock die 221B Baker Street nicht so sehr vermissen würde, hätte er fast Mitleid mit seiner Mutter bekommen, die wirklich traurig aussah. Auch sein Vater schien nicht allzu glücklich zu sein.

„Ja, wir müssen wieder arbeiten gehen“, gab der Consulting Detective schlicht zurück.

„Lasst euch umarmen“, rief Martha und schlang ihre Arme um die beiden.

„Wir sehen uns bestimmt bald wieder! Spätestens bei der Hochzeit“, lächelte John seine zukünftigen Schwiegereltern an.

Vor dem Haus wartete schon das Taxi, das sie vorher bestellt hatten, weswegen sie sich endgültig verabschiedeten, sich hinaus begaben und ihr Gepäck im Kofferraum des Wagens verstauten.

Endlich im Auto, winkte Martha ihnen ein letztes Mal zu und sie winkten zurück.

„Wohin soll es gehen?“, fragte der Fahrer freundlich.

„221B Baker Street, London“, antworteten Sherlock und John wie aus einem Mund.

I Owe You So Much (Johnlock Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt