Mehrere Monate vergingen. Mit John verflog die Zeit rasend schnell, denn es war bereits Sommer und in einer Woche würde die Hochzeit stattfinden. Sherlock hätte nie gedacht, dass diese Planung so lange dauern würde, für ihn waren die meisten Dinge nach ein paar Überlegungen schon durchdacht genug, doch John, der mit den Tagen immer angespannter wurde, Mrs Hudson und auch Sherlocks Eltern beharrten darauf, alles bis ins kleine Detail durchzuplanen. Dabei war es doch egal, welche Farben die Blumenarrangements oder die Servietten hatten, da er an diesem großen Tag sowieso nur Augen für seinen schönen Bräutigam haben würde, und was die Gäste von der Dekoration hielten, war unwichtig. Seufzend erhob sich der Consulting Detective aus seinem Sessel und wollte gerade zu John ins Schlafzimmer, als er eine SMS von Lestrade erhielt.
Wir haben eine heiße Spur. Ich melde mich später bei dir. GL
Sherlock konnte sich immer noch nicht ganz daran gewöhnen, dass er mit dem Inspector Detective nun per du war, doch Mycroft hatte darauf bestanden. In den letzten Wochen war sehr viel passiert. Die Suche nach dem Feind blieb bis dato ohne Erfolg, Greg hatte sich von seiner Frau getrennt, um nun zusammen mit Mycroft in einem geräumigen Apartment in der Londoner Innenstadt zu wohnen, Donovan saß endlich im Gefängnis und Anderson wurde, wegen intolerantem Verhalten, zwangsbeurlaubt. Die Mordrate Englands sank drastisch und auch sonst gab es keine sonderlich interessanten Aufträge für Sherlock und John, weshalb sie oft einfach nur zuhause saßen und dämliche Seifenopern anschauten, die Sherlock, zugegebener Maßen, doch besser fand, als er sich eingestehen wollte. Dass er jetzt eine SMS vom Freund seines Bruders bekam, gab ihm einen neuen Lichtblick. Seit Tagen wurden die beiden regelrecht terrorisiert, mit kleineren Briefbomben, mit Hasstiraden in den lokalen Zeitungen und mit anonymen Anrufen. Auch die ein oder andere Morddrohung war schon vorhanden. Alles wurde mit dem Kürzel JM gekennzeichnet, doch Sherlock konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es sich bei ihrem Gegenspieler wirklich um Jim Moriarty handelte, denn dieses Verhalten entsprach einfach ganz und gar nicht dessen Art. John hatte sich zunächst nichts anmerken lassen doch der Consulting Detective merkte, wie es den Arzt immer mehr belastete. John traute sich nicht mehr aus dem Haus, verließ ihr gemeinsames Schlafzimmer kaum und hatte vom vielen Weinen ununterbrochen verquollene Augen. Langsam aber sicher stieg die Situation dem Consulting Detective über den Kopf, denn er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Leise klopfte er an die Tür des Schlafzimmers und öffnete sie, als er nach ein paar Augenblicken keine Antwort bekam. Ihm stockte der Atem. Das Schlafzimmer war leer, nur das Fenster war offen. Die Vorhänge flogen im leichten Sommerwind hin und her und die Bettdecke lag achtlos auf dem Boden. Das Blut stieg Sherlock in den Kopf und er musste sich am Türrahmen festhalten, um nicht umzufallen, denn an der Wand stand eine eindeutige Botschaft in roten Lettern.
Du hast 24 Stunden Zeit, ihn zu retten. -JM
Schnell holte Sherlock sein Handy aus aus der Hosentasche und wählte Gregs Nummer. Nach dem vierten Klingeln hob dieser ab.
„Sherlock, ich habe dir –“
„Ich weiß, dass du mir eine SMS geschrieben hast, aber Greg –“
„Dein Bruder und ich haben gerade alle Hände voll zu tun, kann ich mich später melden?“
„Nein, es ist … John … er ist –“
„Sherlock? Alles in Ordnung?“, die gestresste Stimme des Detective Inspectors wurde sanfter, als er Sherlock am anderen Ende der Leitung plötzlich schluchzend hörte.
„Er ist weg, Greg. Er wurde entführt“
„Ich bin in fünf Minuten da“Wie versprochen kam Greg Lestrade sofort in die 221B gestürzt. Draußen wartete Verstärkung und sogar ein Helikopter zog schon in weiten Kreisen über die Häuser Londons.
„Was ist passiert?“, fragte er, ganz außer Atem.
„Ich saß im Wohnzimmer. Als ich zu John wollte, habe ich das Schlafzimmer so vorgefunden“, erklärte Sherlock und führte Greg in den Raum. Obwohl es sich gerade wirklich um einen Notfall handelte, fühlte es sich komisch an, mit einem anderen Mann als John hier zu sein.
„Diese Nachricht da ist wohl unmissverständlich“, bemerkte Lestrade, woraufhin er einen bösen Blick von Sherlock erntete. „Es tut mir leid, das war nicht so gemeint. Hast du irgendeine Idee, wo wir anfangen könnten, zu suchen?“
„Greg, wenn ich das hätte, hätte ich wohl keine kostbare Zeit vergeudet um dich anzurufen. Ich habe überhaupt keine Anhaltspunkte. Alles, was ich bemerkt habe, ist, dass am Fensterrahmen ein dünner Streifen Farbe war, der sich als Nagellack herausstellte und das verwirrt mich sehr. Ich möchte nicht sagen, dass Frauen nicht in der Lage sind, solche Dinge zu tun, allerdings hatte ich keine einzige Sekunde daran gedacht, dass unser Feind eine sie sein könnte“
„Was war das für ein Nagellack? Ich meine, was für eine Farbe?“
„Rot. Aber das hilft uns auch nicht weiter“
„Sherlock, wir werden John finden. Mach dir keine Sorgen, okay?“
Alles was der Consulting Detective nun tun konnte, war weinend in Lestrades Arme zu fallen. John war in Gefahr und er war nun jeder Hilfe dankbar.
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John wachte in einem feuchten Keller auf. Er merkte, wie ihm Blut von der Schläfe tropfte und er stöhnte auf. Gerade, als er sich die Hand auf den schmerzenden Kopf legen wollte, spürte er, dass er angekettet war. Wo war er? Wo war Sherlock und wieso tat ihm alles weh? Die Handschellen schnitten in seine Gelenke und würden dort noch lange Zeit Striemen hinterlassen, falls er sie irgendwann los bekommen würde. Der Raum, in dem er sich befand, war dunkel, doch als sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, wünschte er sich, doch nichts gesehen zu haben. Anscheinend befand er sich in irgendeinem Waffenarsenal, denn um ihn herum hingen die verschiedensten Gewehre, Pistolen, Messer und Schwerter an den Wänden. John schluckte, als er das hallende klack, klack, klack von Absätzen hörte, die sich ihm von außen näherten, bevor sich die Tür öffnete.
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Sherlock durchstöberte seinen Blog. Irgendwann hatte er einmal einen Eintrag über 2400 verschiedene Nagellackfarben und die Personen, die diese tragen, verfasst. John hatte sich damals über ihn lustig gemacht, doch jetzt würde ihm das vielleicht das Leben retten. Wenn der Consulting Detective durch seine früheren Studien erst einmal ein Motiv für den Täter hatte, würde das das Ausschlussverfahren erheblich vereinfachen. Doch dann wäre noch die Frage geklärt, wie jemand in die 221B hätte eindringen können, ohne von jemandem bemerkt zu werden, denn es würde wohl doch ein paar Passanten auffallen, wenn eine Person eine Hauswand hochklettern und in ein offenes Fenster einsteigen würde. Und wie hatte ihr Feind John aus dem Fenster bekommen? Ihre Wohnung lag im zweiten Stock, was bedeutete, dass sie sich einige Meter über den Boden befanden – zu hoch um herunterzuspringen, und zu steil, um herunterzuklettern, falls man so etwas nicht regelmäßig tat. Und, bei aller Liebe, John war nun mal nicht wirklich sportlich und er hatte zwei linke Füße, er wäre nie im Leben heil unten angekommen. Gänsehaut breitete sich auf Sherlocks Armen aus, würden sie seinem Verlobten weh tun? Würden sie ihn quälen?
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I Owe You So Much (Johnlock Fanfiction)
FanfictionSherlock Holmes, Consulting Detective aus London, versteht die Welt nicht mehr. Seitdem er sich darauf eingelassen hat, seine kleine 221B Baker Street mit dem ehemaligen Militärarzt John Watson zu teilen, ist nichts mehr wie es einmal war. Plötzlich...