Der heutige Tag schien weniger grau und neblig. Die Luft war reiner als sonst und meine Lungen genossen den frischen Sauerstoff. Plötzlich spürte ich wie mich von hinten etwas berührte, unsanft nach vorne schob und ich stolperte unbeholfen nach vorne, fiel aber nicht. Ich schaffte es noch rechtzeitig mein Gleichgewicht wieder zu finden.Hinter mir hörte ich jemanden Lachen und ich musste ebenfalls grinsend die Augen verdrehen. Ohne mich umzudrehen, wusste ich wer hinter mir stand, doch tat ich es trotzdem. Rose stand dort und kicherte. „Was sollte das?", fragte ich gespielt verärgert aber das war ich nicht. Es war schon seltsam. Ich habe sie erst vor einigen Wochen hier auf der Burg kennen gelernt und ich konnte mich ihr gegenüber richtig wohl fühlen. Es war so lange her, das ich so eine Beziehung zu einem Menschen aufbauen konnte.
„Tut mir Leid, aber du hast mich nicht bemerkt und das hat mich verführt.Du bist doch nicht wirklich böse auf mich, oder?", sie lächelte immer noch doch merkte ich, dass sie wirklich Sorge hatte. Ich schüttelte den Kopf und ging weiter. Rose lief neben mir her. Trotz ihrer Blindheit wusste ich, dass die wusste wie ich mich bewegte und ich wusste auch, das sie alles in ihrem Umfeld mitbekam. Ich habe sie vor einigen Wochen schon mal gefragt wie sie sich so gut zurechtfindet. Schließlich war ich mir sicher, das irgendwas besonders dabei war. Sie antwortete mir damals, dass die Götter sie führten.Ich konnte das nicht ganz verstehen aber ich hatte mich mit der Zeit an das Göttergerede gewöhnt.
„Bist du auf dem Weg zum Training?", Rose brach nach einiger Zeit die entstandene Stille. Es war keine unangenehme Stille. Das war sie nie mit Rose. „Ja.", ich verzog mein Gesicht und musste an das letzte Mal denken. Meine Rippen schmerzten immer noch. Ich trainierte täglich mit vielen anderen. Einige waren jünger als ich und andere älter. Einige waren schon Jahre am trainieren und wurden nicht besser und andere beherrschten die Kampfkünste der Ritter sofort.Und zu meinem Unglück war der Leiter dieses Trainings kein geringerer als Rupert. Rose schien meine Gedanken zu lesen: „Mach dir keine Sorgen. Ich glaube Rup meint das nicht so." „Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Er versucht mich bei jeder Gelegenheit zu erniedrigen und zu verletzen!", ich wurde etwas lauter aber atmete dann tief durch um mich zu beruhigen.
„Ja ich weiß. Aber das tut er nicht weil er dich nicht mag. Er möchte doch nur, das aus dir eine gute Kämpferin wird.", ihre Worte waren beschwichtigend und ich beließ es dabei. Ich hatte schließlich einen anderen Eindruck von ihm. Er war unfreundlich, zynisch und zuguter Letzt fand er das Leid anderer scheinbar amüsant. Er ging aber nur mit mir so um. Sobald Rose in der Nähe war, war er ein völlig anderer Mensch.
Wir kamen bei der Trainingshalle an und Rose verabschiedete sich. Sie war eine der wenigen, die nicht mit den anderen trainierten. Rose hatte spezielles und eigenes Training. Das Training das speziell für Propheten ausgerichtet war. Ich nahm sie mittlerweile als normales Mädchen wahr aber es gibt immer wieder diese seltsamen Momente in denen ich bemerkte, das sie anders war. Sie wurde respektiert und auf ihren Rat wurde immer vertraut. Ihre Ausstrahlung war beruhigend und schlichtend. Ich glaube das war auch der Grund wieso Rupert sich ihr gegenüber anders verhielt.
Ich ging langsam in die Halle und erwartete Rupert schon vor mir, doch war er noch nicht da und ich atmete tief durch. Ein Junge, er war etwas jünger als ich, kam auf mich zu gerannt. „Kiara! Wie geht's dir? Der Schlag von Rupert gestern, sah echt schmerzhaft aus.",Tyler war etwa 2 Jahre jünger als ich. Er war kleiner als ich und hatte blonde Haare die ihm ins Gesicht fielen. Seine Augen waren schmal und hübsche braune Rehaugen ließen ihn beinahe mädchenhafter scheinen. Er war schmächtig für sein Alter, doch kämpfen lernte er schnell. „Danke, Tyler. Es geht aber schon. Sah schlimmer aus als es ist.", ich lächelte ihn an. Er sah beruhigt aus, doch veränderte sich sein Gesichtsausdruck schnell wieder in besorgt und ich bemerkte hinter mir diese unangenehme aber mittlerweile bekannte Präsenz hinter mir.
„Du stehst im Weg.", Rupert hatte seine dunklen Haare nach hinten gestrichen und sah mich wie immer mit einem genervten Blick an. Ich antwortete nicht und ging einige Schritte zur Seite.
Ich hatte nur Respekt vor dem was dieser Mann konnte aber nicht vor seinem ekelerregendem Charakter. Er war der einzige Mensch auf der heiligen Burg, den ich nicht leiden konnte.
Das Training fing an und alles schien wie immer. Ich machte dieses Training seit drei Wochen und ich merkte, dass es tatsächlich etwas brachte. Wir meditierten die erste halbe Stunde, dann wärmten wir uns mit Kampfbewegungen auf. Zum Abschluss zeigten und Rupert oder Kain Techniken, dir für den Nahkampf gebraucht werden können. Das ganze Training war darauf spezialisiert um uns für einen Kampf mit den Dämonen vorzubereiten.
Kain, ein Mann mittleren Alters mit Falten um seine grauen Augen und langen, braunen Haaren, hielt einen Holzspeer in seiner Hand. Sein breit gebauter Körper stand gerade. „Ich werde euch heute einige Techniken im Speerkampf vorführen. In den nächsten Stunden werden wir dies vertiefen und auch andere Waffen einführen, bis jeder seinen Stil gefunden hat und die Möglichkeit hat, sich im Ernstfall zu verteidigen.", seine Stimme war tief und eine gewisse Disziplin und Strenge war darin zu hören.
Er bewegte sich und ging in Position. Seine Knie waren leicht gebeugt und er hatte einen festen Stand. Den Speer hielt er in beiden Händen und mit der Spitzen Seite nach vorne. Er bewegte sich ruckartig nach vorne. Ich als ein Leihe fand es faszinierend. Es sah aus als hätte er die Luft gespalten, dann drehte er sich und schon wieder. Ein Schein umhüllte die Klinge des Speeres.
In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so einen Kampfstil gesehen.Ich war wie hypnotisiert von seinen Bewegungen. Das erste mal seit langem wollte ich das können was andere konnten. Das erste mal in meinem Leben hatte ich das Verlangen überhaupt etwas zu können. Ich wollte kämpfen. Und zwar genauso wie Kain.
Seine Vorführung endete leider viel zu schnell und ich fand mich wieder in der Halle mit den vielen verschiedenen Menschen. Ich hatte das Gefühl, das nur ich von Kains Kampftechnik hypnotisiert wurde. Alle anderen hatten nämlich den selben verausgabten Blick wie immer. Ich schluckte und sah wieder zu Kain der wieder anfing zu reden.
„Lasst euch nicht täuschen. Egal wie einfach das gerade aussah, diese Technik erfordert sowohl Leichtfüßigkeit als auch Stärke. Die Bewegungen sind ein Fluss und abgehakte Bewegungen würden den ganzen Kampf behindern. Rup und ich verteilen gleich an jeden einen Stock.Echte Speere wären zu gefährlich. Versucht meine Bewegungen dann nach zu ahmen."
Ich gab wirklich mein Bestes. Aber an Kain kam es nicht ran. Aber dieser Stil ist meiner, das spürte ich ganz deutlich. Nicht ich hatte den Speer gewählt sondern der Speer erwählte mich.
Kain nachahmend stach ich nach vorne und drehte den Speer in einer, leider nicht so flüssigen Bewegung um mich herum. Es war wirklich nicht so leicht wie es aussah. Der Stock war lang und bei meinen Bewegungen,schien er in der Luft zu wackeln. Ich verlor mein Gleichgewicht und stolperte nach hinten. Starke Arme hielten mir an meinen Schultern fest und mein Stock fiel mit einem lauten Geräusch nach vorne.
„Es tut mir Leid, Rupert.", ich beeilte mich schnell wieder fest aufmeine Beine zu stellen. Diese sah mich mit einem prüfendem Blick an.„Sei vorsichtiger, sonst verletzt du nicht nur dich sondern auch die Menschen in deiner Umgebung.", Rupert ging weiter und sobald er mir seinen Rücken zu mir gedreht hat, hielt ich meine Zunge raus und zog eine Grimasse. „Und ich erwarte etwas mehr Respekt von einem so jämmerlichen Mädchen wie dir."
Ichzog meine Augenbrauen zusammen. Woher wusste er das ich meine Zungeheraus streckte?
Das heutige Training verlief entspannter als die letzten Tage.Schließlich mussten wir uns an unsere neue Waffe gewöhnen. Rupert ignorierte mich den Rest der Stunde und Tyler und ich saßen gemeinsam auf dem Hallenboden und atmeten schwer. Meine schwarzen Haare klebten an meinem schweißnassen Gesicht. Ich ignorierte dies und genoss diese momentane Ungezwungenheit.
Ich war glücklich und ich hatte endlich ein Ziel vor Augen. Ich werde zu einem echten heiligen Ritter werden und mit dem Speer kämpfen. Und ich werde stark sein!
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Hallo ihr Lieben!
Dieses Kapitel fiel mir ungewöhnlich schwer. Ich war mit den ersten 2 Versionen soo unzufrieden, dass ich es tatsächlich noch ein 3. Mal neu geschrieben habe. xD
Aber nun bin ich etwas zufriedener und ich hoffe ich mögt mein neues Kapitel.
Lasst doch ein Kommentar da <3
LG Myu
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Befallen
FantasyEine Welt ist vom Untergang bedroht. Die Dämonen haben sie heimgesucht und verderben die Umwelt und alle Lebensbedingungen für die Menschen. Nur die Heiligen Ritter, die mit der Magie des Himmels kämpfen, haben eine Chance. Kiara, ein junges Mädchen...