8. Kapitel

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Rain schließt die Haustür auf und fast gleichzeitig hüpft uns Andy aus dem Wohnzimmer entgegen. Sie springt mir in die Arme und ich hebe sie lachend hoch. "Ich hab dich vermisst!" murmelt sie, ihr Gesicht an meinen Hals gedrückt.

Ich möchte ihr gerade sagen, dass sie mir auch gefehlt hat, obwohl ich nur eine Nacht weg war, als meine Mutter aus dem Wohnzimmer kommt und sich böse vor mir aufbaut. Ich verdrehe die Augen, weil ich schon weiß, dass sie mir jetzt sofort wieder eine Standpauke halten wird und bereite mich schon mal darauf vor, aber sie tut etwas ganz anderes.

Statt mit mir zu schimpfen drückt sie mich fest an ihre Brust. Etwas überfordert reagiere ich einige Sekunden später und erwidere ihre Umarmung zögerlich.

"Was machst du nur für Sachen, Winter. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!" sagt sie und ich kann es mir einfach nicht verkneifen, ihr ein "Du hast mich ja rausgeschmissen" an den Kopf zu werfen. Beschämt und verletzt sieht sie mich an und augenblicklich tut es mir Leid, sie so angefahren zu haben.

"Sorry, Mum. Mir tut es auch Leid, was ich gestern zu dir gesagt habe." flüstere ich ihr zu, als ich sie wieder in meine Arme ziehe. Sie winkt, so gut es in meinen Armen geht, ab. "Schwamm drüber!" sagt sie und lächelt mich an.

Sofort fällt mir ein Stein vom Herzen - Ich hasse es, wenn wir uns streiten.

Als wir uns aus unserer Umarmung lösen, verschränkt Andy auf meinem Arm ihre Arme vor der Brust.

Ups, hab ganz vergessen, dass ich sie noch auf dem Arm hatte.

Ich setzte sie also wieder auf dem Boden ab und sie hüpft in die Küche. Ich wende mich derweil Hope zu, die das Wort ergreift.

"Wo ist Michael?" bringt sie das Gespräch auf meinen Vater. Meine Mum neben mir verkrampft sich ein wenig und sagt dann: "Keine Ahnung, vielleicht arbeiten oder so." Sie klingt distanziert und uninteressiert. Offensichtlich möchte sie nicht über ihn reden.

Keiner antwortet etwas, alle haben gemerkt, dass das nicht das beste Thema im Moment ist. "Wollt ihr euch nicht ins Wohnzimmer setzen, ich mache euch einen Kaffee." lenkt meine Mum auf ein neues Thema und von allen ist zustimmendes Gemurmel zu hören.

Wir betreten das Wohnzimmer und alle suchen sich einen Platz auf der Couch und dem Sessel. Als ich mich umsehe, ist kein Platz mehr frei.

Also hole ich mir einen unbequemen Küchenstuhl und setze mich neben die Couch. Liam neben mir grinst mich schadenfroh an und ich schicke ihm nur einen wütenden Blick.

"Wenigstens habt ihr Wandfarbe bekommen, dann können wir morgen schon anfangen zu streichen." sagt Josh plötzlich in die Stille. Ich blicke ihn an und nicke.

Hope klatscht erfreut in die Hände. "Das wird so lustig, wenn wir morgen mein Zimmer streichen, ich freue mich schon voll!" Ihre Augen strahlen und ich grinse sie an. Ich möchte gerade etwas sagen, als meine Mutter mit einem Tablett voll dampfender Kaffeetassen das Wohnzimmer betritt.

Wir machen uns sofort darüber her und schlürfen unseren heißen Kaffee. "Netflix?" frage ich plötzlich in die Runde und alle stimmen begeistert zu.

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"Nein, bitte nicht", stöhnt Josh, "Den Film kenne ich schon auswendig!" Ich und Liam lachen ihn eiskalt aus und er wirft uns böse Blicke zu.

"Joshi-Baby, du bist leider überstimmt" gibt Rain mit Baby-Stimme ihren Senf dazu. Rain, Hope und ich grinsen ihn an und Liam zuckt nur mit den Schultern. "Sorry, Mann, aber ich gucke mir nicht schon wieder einen Action-Film an!"

Josh schnaubt und grummelt dann etwas, dass sich wie "Also schön" anhört. Ich quieke erfreut und drücke ihm überschwänglich ein Küsschen auf die Wange. Dann drücke ich den Playbutton und der Fernseher spielt meinen Lieblings-Disney-Film Alice im Wunderland.

Während des ganzen Films beschwert Josh sich über den Film und wir lachen ihn aus und ziehen ihn damit auf.

"Ihr seid doch bescheuert, euch solche dämlichen Kinderfilme reinzuziehen!" meckert er weiter und ich schmeiße ihn genervt mit einem Kissen ab. "Pshhht!" mache ich und wende dabei meinen Blick nicht von Bildschirm.

"Du kleine..." er redet seinen Satz gar nicht erst zu Ende, sondern stürzt sich sofort auf mich und beginnt, mich zu kitzeln.

Ich winde mich unter seinen Händen und kann vor Lachen kaum einen geraden Satz hervorbringen. "Josh lass... lass mich... Manno... Josh ich... Stopp... Bitte" versuche ich es, aber er kitzelt mich einfach weiter.

"Mann, jetzt lass sie doch mal!" kommt Rain mir endlich zur Hilfe. Als er ihr seine Aufmerksamkeit zuwendet, wittere ich meine Chance und drehe mich so, dass er schließlich unter mir liegt.

"So, jetzt sperr mal deine Lauscher auf! Ich will diesen Film sehen und ich liebe diesen Film. Also hör auf, dich zu beschweren oder geh!" Sage ich wütend und er mustert mich kurz. Dann zuckt er mit den Schultern und ich sehe das als Zustimmung, dass er nicht mehr redet. Ich steige also von seinem Bauch runter und wende mich wieder Alice und der Grinsekatze zu.

Den Rest des Films hat Josh keinen Mucks von sich gegeben. Als der Abspann beginnt, schalte ich den Fernseher wieder aus und werfe einen Blick auf die Uhr an der Wand über dem Fernseher und Gähne.

22:53.

"Leute, ich gehe ins Bett. Ich muss ja fürs Streichen fit sein." sage ich und stehe auf. Auch Rain und Hope sehen ziemlich müde aus und wünschen den Jungs eine Gute Nacht. Dann stapfen wir gemeinsam die Treppe hoch und umarmen uns nochmal kurz, bevor jeder in sein eigenes Zimmer geht.

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Hier das nächste Kapitel.

Lotta

Winter SongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt