12. Kapitel

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Mit einem riesigen Schokomuffin in der Hand schlendere ich zurück zur Schule. Liam steht nicht mehr auf dem Hof, der im Allgemeinen ziemlich leer zu sein scheint.

Ich steigere mein Tempo etwas und komme genau zur gleichen Zeit wie unser Mathelehrer im Klassenraum an. Er wirft mir einen strengen Blick zu und deutet mit einem Nicken in Richtung meines Platzes.

Ich setze mich schnell und wende den Blick zur Tafel. Neben mir ist ein Platz frei, weswegen ich mich anders hinsetze und meine Füße auf den freien Stuhl hochlege.

Unser Lehrer ergreift grade das Wort und beginnt mit dem neuen Thema, als sich die Tür schwungvoll öffnet und Liam selbstbewusst den Raum betritt. Genervt verdrehe ich die Augen.

"Hey, ich bin Liam. Ich bin neu hier, wo kann ich sitzen?" redet er einfach drauf los. Etwas verwirrt blickt sich unser Lehrer um und deutet auf den freien Platz neben mir und sagt noch: "Und nächstes Mal bitte pünktlich!"

Liam nickt abwesend und grinst mich an. Dann zwinkert er mir zu und macht sich auf den Weg zu mir.

Neben dem freien Stuhl bleibt er stehen und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich mache keine Anstalten, meine Füße von dem Stuhl, auf dem er sitzen soll, runterzunehmen. Liam zuckt nach einer Weile mit den Schultern und hebt meine Beine mit Leichtigkeit hoch.

Er lässt sich auf den Stuhl fallen und legt meine Beine auf seinem Schoß ab. Ich wende mich der Tafel zu und versuche möglichst desinteressiert auszusehen, was mir vermutlich nicht besonders gut gelingt, weil es mich irgendwie nervös macht, wenn meine Beine auf seinem Schoß liegen.

Nach einiger Zeit spüre ich eine leichte Bewegung an meinen Füßen und wende meinen Blick in diese Richtung. Liam grinst mich kurz an und verknotet dabei die Schnürsenkel meines rechten Schuhs mit denen des linken Fußes.

Ich schlage ihm gegen den Oberarm und ziehe meine Füße von seinen Oberschenkeln. dann beuge ich mich zum Boden runter, um meine Schnürsenkel wieder zu entknoten.

Als ich die extrem festen Knoten endlich wieder gelöst habe, setze ich mich wieder anständig hin und murmele so laut, dass nur Liam es hören kann:" Arschloch!"

Er lacht ein leises glucksendes Lachen und ich kann nicht anders als auch zu grinsen. Ich schüttele leicht den Kopf, dann höre ich in der Reihe hinter uns ein leises Flüstern.

Ich drehe mich um und zwei Mädchen sehen mich ertappt an. Fragend sehe ich sie an und die eine deutet mit einem Kopfnicken Richtung Liam und wird rot.

Entgeistert blicke ich die beiden an, während sie die Köpfe senken. Dann drehe ich mich wieder nach vorne und lasse meinen Blick einmal durch den Raum schweifen. Alle Mädchen in diesem Raum haben ihre Köpfe zusammen gesteckt und tuscheln, dabei werfen sie mir und besonders Liam immer wieder seltsame Blicke zu.

Mein Kopf schießt zu Liam der die Arme hinterm Kopf verschränkt hat und nur stumm vor sich hin grinsend zur Tafel blickt.

Ist das jetzt sein scheiß ernst?! Alle starren uns an und er findet das auch noch gut?

Als Bestrafung dafür, dass er die Aufmerksamkeit genießt, schlage ich so fest ich kann gegen seine Brust.

Ich glaube, ein leises Raunen durch den Klassenraum gehen zu hören, wende mich dann aber zu Liam, der sich über die Brust reibt und mich fragend anguckt.

"Du bist doch bekloppt! Wie kannst du es nur so genießen im Mittelpunkt zu stehen?" zische ich, leider lauter als beabsichtigt, weshalb unser Lehrer mich mit einem strengen Blick straft.

"Wenn du mal für einen Moment aufhören würdest, mir Beleidigungen an den Kopf zu werfen, würdest du vielleicht eine Antwort bekommen, aber angesichts der Tatsache, dass du mich schon den ganzen Tag beleidigst, bekommst du keine Antwort, Prinzessin!" grinst er und ich schlage ihn direkt nochmal.

"Miss Smith, wenn sie dann so weit wären, würde ich gerne mit dem Unterricht fortfahren. Und hören sie auf, ihren Sitznachbarn zu verprügeln!" motzt mein Lehrer mich an und ich sehe aus dem Augenwinkel, wie Liam mich innerlich auslacht.

"Entschuldigen sie, aber ich darf das", dann wende ich mich zu Liam und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf, "Er ist nämlich mein Bruder."

Liam grinst immernoch und unser Lehrer wendet sich erneut der Tafeln zu.

Die ganze restliche Stunde versuche ich, mich auf den Unterricht zu konzentrieren und Liam zu ignorieren, was sich allerdings als ziemlich schwierig herausstellt, weil er mir immer wieder total auf die Pelle rückt und mich in die Seite pickst.

Als es endlich klingelt stürze ich mit schnellen Schritten aus dem Raum und laufe zu meinem Geschichtsraum. Auf noch eine Pause mit Liam an einem Tisch habe ich wirklich keine Lust.

°°°°°

Marco habe ich den ganzen restlichen Tag in der Schule nicht mehr gesehen, dafür ist mir aber Liam ungewöhnlich oft über den Weg gelaufen. Er war irgendwie überall, wo ich war. Eigentlich echt gruselig.

Auf dem Nachhauseweg stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und denke über Liam nach.

Wie kann man so ein Arschloch sein? Und noch dazu so aufmerksamkeitsgeil?

Während ich meinen Gedanken nachhänge, versuche ich in möglichst wenige Pfützen zu treten, die nächtliche Regenschauer hinterlassen hat.

Zuhause angekommen knalle ich die Tür hinter mir ins Schloß und schleudere meine Schuhe von meinen Füßen.

"Hallo?" brülle ich durch das Haus und bekomme eine Antwort von Hope.

"Hey!" schreit sie aus dem oberen Stockwerk zurück. Ich sprinte die Treppenstufen, immer zwei aufeinmal nehmend, nach oben. Dann platze ich in Hopes Zimmer.

Hope sitzt am Schreibtisch und grübelt über eine Matheaufgabe. Auf ihrem Bett liegt Lauren und starrt an die Decke.

Verdattert sehe ich zuerst Hope an, dann Lauren und zum Schluss wieder Hope. "Lauren hat ein Problem, dass ich hiermit an dich übertrage, liebste beste Schwester-Freundin!" sagr Hope feierlich und deutet zur Tür.

"Worum geht's?" frage ich. Lauren antwortet mir nicht. Statdessen ergreift Hope mit gelangweilter Stimme das Wort, während sie wie eine bekloppte auf die Tasten ihres Taschenrechners einhämmert. "Es geht um Liam. SIe findet ihn gut."

Mein Blick schießt zu Lauren, die immer noch der Decke ihre Aufmerksamkeit schenkt. Ich setze mich zu ihr aufs Bett.

"Findest du ihn gut oder stehst du auf ihn? Oder bist du sogar verliebt in ihn?" frage ich sie ernst. Endlich regt sie sich.

"Gibt es da nen Unterschied?" fragend sieht sie mich an. Heftig nicke ich. "Die unterste Stufe ist das Gut-Finden, dann kommt das verknallt und verliebt sein und als letztes kommt die Liebe. Also?" erkläre ich.

"Ich.. Also... Ich schätze, ich.. finde ihn nur gut?"das klingt mehr wie eine Frage als eine Feststellung.

Erleichterung macht sich in mir breit, warum auch immer.

"Wieso siehst du so erleichtert aus?" fragt Lauren und beäugt mich mistrauisch.

Denk dir was aus, denk dir was aus!

"I-ich glaube, weil... weil er ein totaler Badboy und Herzensbrecher ist. Er würde dir das Herz brechen, denke ich. Aber solange du keine höhere Stufe erreichst, musst du dir keine Sorgen mchen." erfinde ich eine Geschichte, die wahrsheinlich nicht mal falsch ist.

Etwas enttäuscht sieht Lauren mich an und ich zucke nur unbeholfen mit den Schultern.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum ich erleichtert war, dass Lauren noch nicht in Liam verliebt ist. Vermutlich, weil sie meine Freundin ist und ich nicht will, dass er sie verletzt. Ja, das wirds sein.

"Ich muss dann los, noch Hausaufgaben machen. Danke für... Eure Hilfe." sagt Lauren nach einer Weile des Schweigens. Ich nicke und stehe ebenfalls vom Bett auf.

Ich begleite Lauren zur Tür, umarme sie kurz zum Abschied und laufe - nachdem die Tür geschlossen ist - Die Treppe wieder nach oben, um an meinen eigenen Hausaufgaben zu arbeiten.

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Hey, es kam jetzt lnger kein Kapitel mehr, weil ich im Urlaub war und nicht wirklich zeit hatte, zu schreiben. Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel.

Lotta

Winter SongWo Geschichten leben. Entdecke jetzt