Georgia

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Georgia

Da war es und lächelte mir frech ins Gesicht - das große böse Plus. Das große, böse Plus, das so vielen Teenagern das Leben zur Hölle machte. Das große, böse Plus, vor dem meine Eltern mich immer und immer wieder gewarnt hatten. Das große, böse Plus, auf das so viele warteten und gleichzeitig Angst davor hatten. Und letztendlich das große, böse Plus, das mir nun anzeigte, dass ein kleines Wesen in meinem Bauch anfing zu wachsen.

"Und? Hast du das Ergebnis?", schrie meine Freundin mir durchs Handy ins Ohr. "O mein Gott, Georgia, jetzt sag es doch endlich. Ich bin so aufgeregt. Wäre das nicht toll? Du und ein Baby? Oooooooh mein Gott wie würde es dann wohl heißen? Hm ... Als Junge vielleicht Kevin. Oder nein! Viel besser - Jacob! Und als Mädchen? Wie wär's mit Elizabeth? Da kann man total süße Spitznamen draus machen. Lizzie und Elli und Liza und ..."

"Mein Gott, Emma, jetzt halt doch mal die Luft an! Das ist ja kaum auszuhalten."

"Ich versuche doch nur die Zeit zu überbrücken, bis du mir endlich sagst, ob du jetzt verdammt nochmal schwanger bist oder nicht!", verteidigte sie sich. Als ich darauf nichts erwiderte und es einen Moment still war, begann sie wieder mich vollzuquatschen. "Weißt du eigentlich wer der Vater ist? Also es wäre natürlich schon besser, wenn du's wüsstest. Und wann ist es eigentlich passiert? Ich meine davor warst du noch Jungfrau, oder? O Mann, ich kann es nicht fassen, dass du mir das nicht früher erzählt hast. Ich würde dir auch sofort von meinem Ersten Mal erzählen. Ich finde einfach das gehört dazu, wenn man eine beste Freundin hat. Du etwa nicht? Na ja, wahrscheinlich nicht, sonst hättest du es mir natürlich gleich erzählt, nachdem es passiert ist. Weißt du, das verletzt mich wirklich. Aber als Entschädigung akzeptiere ich die Information, wer der Vater ist. Das wäre doch nur fair, oder?"

Ich stöhnte laut auf. Das war typisch Emma. Alles quetschte sie aus einem heraus, nichts konnte man vor ihr geheim halten. Früher oder später würde sie sowieso herausfinden wem das Baby gehörte, also wieso sollte ich es ihr nicht sagen? Ich nahm all meinen Mut zusammen und gestand: "Ja, ich bin schwanger und das Baby ist von ... von Kyle."

Stille. Dann: "WAAAAAAAAS?! KYLE?! DER KYLE?! GEORGIA IST DAS DEIN ERNST?! O! MEIN! GOTT! DAS KANN NICHT WAHR SEIN. NIEMALS!!!"

"Doch, es ist wahr. Leider."

Ich hörte wie Emma empört einatmete. "Leider?", fragte sie ungläubig, "Was ist daran leider?"

"Ehm, Emma, falls du es noch nicht mitbekommen hast: ich bin 17 und bin schwanger. Was ist daran nicht leider?"

"Stell dich nicht dumm. Weißt du noch, wie wir früher Kyle hinterhergeschmachtet haben?"

"Du hast ihm hinterhergeschmachtet."

"Das ist unwichtig. Tja, also wie es aussieht, schmachtet ihm jetzt gut die Hälfte der Mädchen unserer Schule hinterher. Und du, meine Liebe, hast es geschafft ihn flachzulegen. -" als sie weitersprach war ihre Stimme gut eine Oktave höher "- Jackpot, Süße!"

"Okay, toll. Denkst du, das macht mich jetzt glücklich? Verdammt, erkennst du gar nicht den Ernst der Lage? Wie soll ich es denn meinen Eltern sagen? O Gott, wie soll ich es Kyle sagen?"

"Keine Sorge, Schatz. Das wird schon. Hab Vertrauen."

Ich war zwar nicht sehr überzeugt, versuchte aber trotzdem einiger Maßen so zu klingen, während ich ein "Okay" ins Telefon hauchte.

Ein paar Sekunden war es still, dann entschuldigte Emma sich bei mir und sagte, sie müsse zu Abend essen. Wir verabschiedeten uns und sie sprach mir noch einmal Mut zu, dann hörte ich ein Klicken am anderen Ende der Leitung.

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