Lars
Das schrille Klingeln meines Weckers ließ mich ruckartig auffahren. Shit. Schon wieder ein neuer Tag, der wohl wie üblich mit Demütigungen und vielen Schlägen auf den Hinterkopf ausgestattet war. Und zu allem Überfluss auch noch ein Dienstag. Das hieß acht Stunden Unterricht.
Ich stöhnte laut auf. Vielleicht sollte ich einfach meinen Eltern etwas von Kopfschmerzen und Übelkeit erzählen und ein bisschen krank tun. Na ja, es würde wahrscheinlich nicht mehr funktionieren. Das mit dem Krankheiten-vorspielen hatte ich schon zu oft angewandt, als dass es noch irgendeine Wirkung zeigen würde. Ich brauchte unbedingt eine neue Ausrede.
Oder du erzählst ihnen einfach die Wahrheit, dass du in der Schule wegen deines Gewichts gemobbt wirst, meldete sich eine nervige Stimme in meinem Kopf. Als ob das etwas geändert hätte. Hauptsache ich schrieb gute Noten. Das war alles, was meine Eltern interessierte. Anders als andere Kinder bekam ich nie die Frage gestellt, wie mein Tag gewesen sei und was ich gemacht habe. Das Einzige was für meine Eltern zählte war, dass ich einen guten Abschluss machte und an ein hochangesehenes College kam. Privatleben gab es bei ihnen nicht. Arbeit war das A und O in ihrem Leben. Und dadurch automatisch auch das A und O meines Lebens.
"Lars! Du kommst zur spät zur Schule, wenn du jetzt nicht aufstehst! Beeil dich, oder willst du etwa einen Eintrag riskieren?", drang in diesem Moment die Stimme meines Vaters aus der Küche.
"Nein nein, Dad. Ich bin schon fast fertig." Was für eine Lüge. Ich bräuchte mindestens noch eine ganze halbe Stunde, um meinen Körper aus meinem Bett zu hieven, mich ins Bad zu schleifen, zu duschen und mich in viel zu enge Schulkleidung zu zwängen. Und dann musste ich ja auch noch frühstücken. Das würde mir auch mindestens noch einmal eine halbe Stunde meiner wertvollen Zeit rauben.
Vielleicht sollte ich das Duschen wegfallenlassen, überlegte ich und entschied schließlich, dass dies eine gute Idee sei. Ich glaube ich hatte erst vorgestern geduscht. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es nun auch nicht an. Und außerdem war es draußen heiß und jeder schwitze, also wäre ich nicht der Einzige, der nicht wie frisch aus der Parfümerie riechen würde.
"Dad? Kannst du Mom fragen ob sie bitte mein Frühstück schon mal vorbereiten kann?", schrie ich durch unser Haus, während ich die Decke zur Seite schlug und meine Beine weniger schwungvoll als beabsichtigt über die Kante meines Bettes schwang.
"Es ist schon alles fertig", kam es von unten zurück.
Diese fünf Worte beflügelten mich und ließen mich meine morgendliche Routine in Rekordzeit beenden.
In der Küche angekommen, stieg mir ein wunderbarer Geruch in die Nase. Baked Beans, Speck und Eier.
Mein Vater versteckte sich wie immer hinter der Morgenzeitung und meine Mutter stand am Herd und briet die Spiegeleier, die gleich in meinem Magen landen würden.
"Guten Morgen, ihr beiden", begrüßte ich meine Eltern. Ich ging zu meiner Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Das riecht toll, Mom."
"Jaja, danke Lars. Setz dich bitte und iss schnell dein Frühstück. Ich möchte nicht, dass du zu spät zur Schule kommst. War nicht heute der Tag, an dem ihr die Leistungskontrolle in Mathe schreiben solltet?"
Ich rollte mit den Augen. "Nein, Mom. Die ist erst für nächste Woche angesetzt und außerdem ist es nur ein kleiner Test. Keine große Sache. Du brauchst dich deswegen also nicht verrückt machen."
"Rede nicht so mit deiner Mutter, Lars!", fuhr mein Vater mich an.
Wa- "Ich habe doch gar nichts gesagt?"
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Geeks
Teen FictionEin Autounfall, ein One-Night-Stand, ein paar Kilo zu viel auf den Hüften und ein perverser Stiefvater - all das wird ihnen zum Verhängnis. Sam, Georgia, Lars und Alexis sind vier Jugendliche, die es nicht ganz so leicht in ihrem Leben auf der High...