5. Kapitel

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-Kate-

Als ich aufwachte, dauerte es kurz bis ich realisierte wo ich war.

Dann kamen auch die Erinnerungen vom vorherigen Abend wieder.

Ich musste an Alec denken, wie nett und liebevoll er war.
Und nicht dieses arrogante Arschloch wie sonst. Sein Lächeln war ehrlich gewesen.

Aber bestimmt hatte nur der Alkohol aus ihm gesprochen.
Ich seufzte und setzte mich auf.

Die ersten Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster und tauchten alles in ein mattes Licht.

Plötzlich hörte ich Schritte auf der Holztreppe, die näher kamen.

Alec trottete verschlafen die Treppen herunter. Seine Haare waren durcheinander. Also mehr als sonst.

Er trug nur Boxershorts, somit hatte man freien Blick auf seine Bauchmuskeln.

Schnell sah ich in sein Gesicht. Als er mich entdeckte, entflammte ein kleiner Hoffnungsschimmer.

"Du bist ja immer noch hier." Stellte er mit gleichgültiger Stimme fest.

Ein Tsunami, brach in mir zusammen und begrub die Hoffnung unter sich.

Da war er wieder.... Der arrogante Badboy.

"Dir auch einen guten Morgen." Murmelte ich.

Er erwiderte nichts und ging in die Küche.
Ich müsste Lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht weh tat wie gleichgültig er mich behandelte.

Vor allem nach gestern.

Ich stand auf und huschte auf Zehenspitzen die Treppen hinauf.
Dann trat ich leise in Izzys Zimmer ein.

Wie ich erwartet hatte war sie schon wach und saß auf ihrem Bett.

"Guten Morgen" strahlte sie mich an.

"Guten Morgen" murmelte ich.

Sie war schon, wie immer, perfekt frisiert und geschminkt. Jedes Mal fragte ich mich wie sie das machte...

"Ich wollte meine Sachen holen und nach Hause gehen."

Sie nickte "Klar. Deine Sachen sind da drüben." Sie deutete auf ihren Schreibtisch.

Ich lief dorthin und zog mich schnell um.
Da entdeckte ich das schwarze Kleid, das ich getragen hatte.

Als Izzy meinen verdutzten Blick bemerkte, meinte sie "Ich schenke es dir. Es steht dir sowieso besser als mir."

Ich schüttelte den Kopf "Izzy, ich kann das nicht annehmen."

Sie grinste "Doch sonst bin ich beleidigt."

Ich lächelte. "Danke, Iz"

Zum Abschied umarmten wir uns noch schnell, dann verließ ich das Haus.
Naja, besser gesagt die Villa.
Und machte mich auf den Heimweg.

Genervt dachte ich an die ganzen Hausaufgaben die ich bis morgen erledigen musste.

Schule nervt! Als ich gerade in meine Straße bog hörte ich mein Handy klingeln.

Ich kramte es während dem Laufen heraus und sah auf dem Bildschirm.

~Clary ruft an~
Gerade als ich auf den grünen Hörer drücken wollte, war es zu spät.
Sie hatte schon aufgelegt.

Na toll. Ich wollte sie gleich, sobald ich in meiner Wohnung war anrufen.

Gerade als ich den Schlüssel in das Schloss steckte, begann mein Handy erneut zu klingeln.

Dieses Mal ging ich direkt dran.

"Hay Clary."

"Hay, bist du daheim?"

"Nein, ich stehe gerade vor meiner Tür."

"Kate, ich habe eine Nachricht bekommen. Bevor du in deine Wohnung gehst musst du mir unbedingt zuhören!"

Doch da war es schon zu spät. Ich öffnete die Tür und blickte in zwei blaue Augen.

Ich ließ das Handy sinken und starrte die Frau vor mir einen Moment nur an.

Wieso? Warum war sie hier?

"Kate! Hallo, schön dich zu sehen!"

Ich hörte Clary am anderen Ende der Leitung seufzen.

"Tante Liz. Was machst du denn hier? In meiner Wohnung?" Fragte ich mit gespielter Freude.

"Das Jugendamt hat mich geschickt, als Erziehungsberechtigte, bis du 18 bist." Ungläubig starrte ich die dunkelblonde Frau vor mir an.

"Und mir wurde nicht einmal Bescheid gesagt?" Fragte ich fassungslos.

Sie sah mich kurz emotionslos an, dann antwortete sie "komm doch erst einmal rein, dann können wir weiter sprechen."

Die Frau war meine Tante... Ich hatte sie seit dem Tod meines Vaters nicht mehr gesehen. Diese Frau war das nervtötendste Wesen, das ich kannte.

Ständig mischte sie sich in mein Leben ein, schrieb mir Dinge vor und versuchte mich und meinen Charakter zu verändern.

Ich schmiss meinen Hausschlüssel auf den Wohnzimmertisch und schmiss meine Jacke in die Garderobe.

Dann legte ich das Kleid auf das Sofa.

"Ich wohne jetzt hier, bis du 18 bist." Trällerte sie.

Ich verdrehte innerlich die Augen. Also nur noch 5 Monate.

"Aber wieso aufeinmal?" Fragte ich.

"Weil ich diejenige bin die dieses Haus zahlt und auch weiterhin zahlen wird, bis du einen Job hast."
Wow. Okay, das hatte ich nicht gewusst.

"Hast du schon Freunde gefunden?" Fragte sie und sah mich mit einem überfröhlichen Grinsen an.

"Ja" antwortete ich knapp.
"Stellst du sie mir Mal vor?"

Ich zuckte mit den Schultern "wenn sich die Gelegenheit bietet." Erwiderte ich teilnahmslos und wollte gerade in mein Schlafzimmer gehen.

"Ich schlafe in dem kleinen Zimmer neben dem Bad." Meinte sie.

Ich blieb stehen. "Und wo hast du meine Sachen hin?" Fragte ich, während ich versuchte die Fassung zu bewahren.

"Ich dachte du brauchst das alte Gerümpel nicht mehr." Meinte sie, mit gespielter Überraschung. "Ich habe es weggeworfen und ein kleines Gästezimmer daraus gemacht."

Ich atmete tief durch, um nicht aus zu flippen.

Das war mein kleiner Abstellraum gewesen...

Dort waren Möbel von meinem Vater und somit auch Erinnerungen gewesen.

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen schloss ich die Zimmertür hinter mir und schmiss mich auf das dunkelblaue Himmelbett.

Ich presste mein Gesicht in das Kissen und wiederholte immer wieder den selben Spruch. "Nur 5 Monate, Nur 5 Monate!"

Dann holte ich mein Handy hervor und tippte schnell Clarys Nummer und wartete bis sie dran ging.

Nach dem 2. Tuten nahm sie ab.

Ich erzählte ihr alles und gemeinsam lästerten wir über unsere Tante. Mir ging es nach dem Gespräch schon viel besser.

Wir telefonierten fast den ganzen Nachmittag. Irgendwann setzte ich mich dann auch an die Hausaufgaben.

Als ich Abends im Bett lag musste ich wieder an Alec denken.

Wieso war er so liebevoll und zuvorkommend gewesen? Warum war er jetzt wieder so ein Idiot?

Und warum ging er mir nicht mehr aus dem Kopf?

Immer wieder hatte ich diese braunen Augen, die schwarzen Haare und seine Gesichtszüge vor Augen.

Bis ich schließlich einschlief.

~She's a Daydreamer and a Nightthinker~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt