Ich erwachte mit einem dicken Kater im Gästezimmer. Die Dachschräge lugte auf mich hinunter. Kinderlachen drang durch die Tür und ein Lächeln flog über mein Gesicht. Ich stand auf - unsicher. Griff nach der Flasche Wasser auf dem Nachtschrank aus unbehandeltem Kiefernholz. Nahm einen langen Zug. Drehte mich um und viel zurück ins Bett. Fünf lumpige Minuten noch.
Die Tür sprang auf. Luisa sprang herein, ein Prinzessinnenkleid übergezogen und ein kleines Krönchen über den blonden glatten Haaren.
„Thomas aufstehen! Thomas Frühstück ist fertig. Thomas komm endlich.“
Ich machte keine Anstalten mich zu bewegen.
„Thomas, ko-homm!“
Luisa nahm mich liebevoll am Arm und zog mit Anstrengung. Ich bewegte mich keinen Millimeter.
„Mama sagt du brauchst jetzt sicher einen ganz doll starken Kaffee. Mama sagt ich soll dich aus den Feder ziehen!“
Ich öffnete die Augen, griff plötzlich nach Luisa und warf sie aufs Bett.
„Ha! Hab ich dich du kleine Rabaukin!“
Luisa quietschte vor Vergnügen.
Wir tobten noch einen Moment durchs Zimmer bis Susanne uns von unten rief.
Luisa und ich rannten um die Wette ins Esszimmer, doch da war niemand. Luisa rannte weiter an mir vorbei auf die Terrasse und wir kamen atemlos am ausladend gedeckten Frühstückstisch unter freiem Himmel an. Es roch nach frischem Kaffee, nach Melone, nach Zimt und Honig. Der Rasen war frisch gemäht und die Blumen leuchteten um die Wette der Sonne entgegen. In der Ferne erhob sich das gemächliche Wiehengebirge mit seinen ausgiebigen Wäldern.
Ich blieb einen Moment lang andächtig stehen. Es war fast derselbe Blick wie gestern Abend, nur klarer, reiner – immer noch unfassbar schön.
Demian hatte wieder einmal Recht. Als Kind und Jugendlicher wird man sich dieser herrlichen Landschaft nicht bewusst. Sie fehlt einem selbst in der Fremde nicht. Erst, wenn man sie in dieser überwältigenden Schönheit vor sich sieht, sie spürt, dann fühlt man dieses Verlangen wieder zurückzukehren. Dorthin, wo man einmal vor unglaublich langer Zeit auszog.
„Reiß dich mal von der 3D-Tapete los und trink einen Kaffee!“
Heiko goss gerade eine Tasse schwarzen Kaffee ein und reichte sie mir – Ich hab dich ganz doll lieb – stand darauf. Welche Ironie. Ich setzte mich.
„Ihr habt es hier wirklich wunderschön.“
Alle drei am Tisch lächelten. Jeder auf seine Weise.
„Melone gibt es nicht jeden Tag! Das musst du mir glauben.“ erklärte Luisa.
„Willst du vielleicht wieder zurückkommen?“, Susanne lächelte sanft und hintersinnig. Sie durchschaute meine Gedanken.
„Ich denke manchmal darüber nach“, ich log nicht ganz. „Aber was soll ich hier machen? Hier gibt es keinen Job für mich.“
Die Realität ergriff mich wieder. Die Kleinstadt mit ihren wenigen Möglichkeiten. Die Leute beschränkt und engstirnig. Nun fielen mir wieder all die schlechten Eigenschaften ein, warum ich nach dem Zivildienst so schnell verschwunden bin.
„Elektriker suchen die hier immer“, meinte Heiko gewichtig.
„Heiko, ich bin Ingenieur der Elektrotechnik!“ erwiderte ich.
„Ach so, ja klar wusste ich!“ er dachte kurz nach. „Elektroniker suchen die hier aber auch!“
Ich lächelte und gab auf. Heiko war wie er war. Ich holte mein Handy aus dem Wohnzimmer, wo ich es gestern nach meiner Rückkehr im Rausch wohl ablegte.
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Großstadtsommer
General FictionTom hält es nie lange in einer Beziehung aus. Was soll man auch machen, wenn das Leben einem alles bietet und man eigentlich auch auf eine Freundin verzichten kann, weil ständig neue Chicks nach Aufmerksamkeit suchen? Tom macht sich trotz allem auf...