After three weeks | Yoonseok

26. September

PoV Yoongi

Drei Tage habe ich durchgehalten. Ich hatte eigentlich gehofft, die ganze Woche alleine zu überstehen, aber scheinbar brauche ich mittlerweile doch mehr sozialen Kontakt, als ich gedacht habe. Den ganzen Tag im Büro zu sein und dort mit Kollegen zu reden, auch wenn diese zum großen Teil Freunde sind, ist doch anders, als mit Hobi oder Familie zu reden und Zeit zu verbringen. An sich war ich die letzten beiden Abende richtig müde und auch froh, alleine in der Wohnung zu sein, aber gleichzeitig hat irgendwas gefehlt. Aber nicht deshalb bin ich gerade auf dem Weg zu den Jungs, sondern nur, weil Jin mich praktisch gezwungen hat, heute Nachmittag vorbei zu kommen. Liegt bestimmt nicht daran, dass meine Laune gestern besonders schlecht und Joon zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Jedenfalls wurde ich dazu verdonnert, die Jungs von der Schule abzuholen, mit ihnen nach Hause zu fahren und dort mindestens bis zum Abendbrot zu bleiben. Das ich einen halben Tag verliere, an dem ich hätte arbeiten können, hat Jin nicht interessiert - und Joon würde niemals etwas sagen, obwohl er weiß, wie viel derzeit zu organisieren ist. Apropos organisieren, ich muss nachher unbedingt noch einmal bei dem Maler anrufen. Er meinte am Montag, dass er gucken wird, ob er Zeit hat und ich mich Mittwoch noch einmal
Bei ihm melden soll. Die meisten anderen Handwerker konnte ich schon besorgen und die, die noch fehlen, sind nicht so wichtig, dass wir ohne sie nicht einziehen könnten.

Mein Blick fällt auf meine Uhr 13.50 Uhr. Der Unterricht endet 14 Uhr. Ich sollte wahrscheinlich besser zum Eingang gehen, damit sie mich besser sehen. Schließlich wissen sie nicht, dass ich sie heute abholen komme. Also verlasse ich das Auto und mache mich auf dem Weg. Hoffentlich warten nicht zu viele andere Eltern auf ihre Kinder - die fangen immer viel zu gerne ein Gespräch an, um mit ihren kleinen Mozarts und van Goghs anzugeben. Schrecklich. Das sind nur Kinder. Kleine, nervige Kinder in den meisten fällen.

Ich scheine Glück zu haben, denn die meisten Eltern stehen schon in Gruppen also kann ich mich einfach an den Rand stellen. Die Jungs sollten mich trotzdem sehen können. Normalerweise würden sie ja auch nach Jin oder Joon in der Menschenmenge suchen. Die Schulglocke läutet. Nur wenige Sekunden später kommen die ersten Kinder aus dem Gebäude gerannt.

"Onkel Suga!!", höre ich eine Stimme plötzlich über den gesamten Schulhof schreien und drehe mich zu ihr. Da steht Tae und winkt mir freudig zu. Alleine die Lautstärke hätte gereicht, um zu wissen, dass der zu mir gehört. Er hätte nicht einmal meinen Namen rufen müssen.

"Jiminie, komm!" Tae schnappt sich die Hand von seinem Bruder und rennt los. Jimin scheint darauf nicht vorbereitet zu sein und stolpert fast, aber zum Glück nur fast. Kaum hat er sich gefangen, rennt er sogar noch schneller als Tae auf mich zu. Er wird doch nicht? Doch, wird er! Ohne zu stoppen rennt er auf mich zu und springt mir in die Arme. Durch seinen Schwung versuche in einem Kampf gegen meinen Gleichgewichtssinn, nicht umzufallen und ihn gleichzeitig mit meinen Händen unterm Po zu stützen, damit er nicht runterrutscht. Lange kann er solche Aktionen nicht mehr machen. Zumindest nicht, wenn er weiterhin wächst und ich weiterhin jeden Gang in ein Fitnessstudio vermeide. Seine Beine klammern sich um meine Hüfte und seine kurzen Arme um meinen Hals, wodurch es leichter ist, mein Gleichgewicht wiederzufinden.

"Hallo Mochi.", grinse ich und drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Wange, was ihn sofort zum strahlen bringt und dazu, sein Gesicht in meiner Halsbeuge zu vergraben. Schüchtern wie immer. Niedlich.

"Hallo Onkel Suga!", begrüßt mich Tae begeistert. Zum Glück springt er nicht auch noch an mir hoch.

"Hey, Tae." Ich stubble kurz durch seine Haare und erhalte eines seiner typischen Box-Grinsen als Reaktion. Auch Niedlich.

"Wieso holst du uns heute ab?", fragt er sofort neugierig nach als wir uns auf den Weg zurück zum Auto machen.

"Weil ich euch vermisst habe natürlich." Ich kann ihm ja schlecht erzählen, dass das ganze ein Plan ist, um mich von der Arbeit abzuhalten.