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Das eisige Wasser der eingestürzten Welle setzte mich für ein paar Minuten außer Kraft, gab meinen Muskeln nicht länger das Recht sich zu bewegen während ich mit den Worten auf meiner Zunge und den Gedanken in meinem Kopf rang, beides in eine Ordnung zu bringen versuchte.

Es schien unmöglich dieses Chaos zu beseitigen und nach den Ewigkeiten des Schweigens brachte ich nur ein vollkommen panisches "Du weißt es?" zustande. Es klang armseelig, passte sich ziemlich gut an meine momentane Gefühlswelt an.

Er seufzte, setzte sich neben mich "Ray..." Ich sprang auf, mit dem gekonnten Effekt gegen den Wohnzimmertisch zu stoßen, das Wasserglas auf der Tischplatte gefährlich zum wanken zu bringen und mir einen ordentlichen blauen Felck einzuhandeln "Kein Ray, du wusstest es Andy. Du wusstest wieso ich ihn finden muss"

Beinahe wäre ich selbst überrascht gewesen das mein Fokus nur auf ihm lag, nicht auf der Tatsache das ich mich die letzten Jahre sinnlos hatte vor meinem besten Freund verstecken und ihn anlügen müssen ohne das es einen Nutzen daraus gab.

Andy war der einzige meiner Freunde der geblieben war als ich die Ablehnung durchlebte, ein umherwanderndes Gefühlschaos war. Bis zu diesem Tag hatte ich geglaubt das das ausschließliche Geheimnis zwischen uns der Auslöser dieser Zeit war, der Wolf der mit den Fäden meines Geistes verflochten war. Spero. Jetzt schien es als gäbe es tausend Dinge von denen ich keine Ahnung hatte.

"Er hat dich verstoßen! Wer sagt dir das er es nicht wieder tut? Das du nicht den ganzen Weg auf dich nimmst, nur damit er es schon wieder tut, dich mitten im Niemandsland umherwandern lässt?"

Ich wollte etwas erwidern, seinen Angriff kontern. Nur hatte ich nichts das ich hätte einwenden können. Ich vertraute blind auf meine Intuition, hatte es als selbst verständlich angesehen das er mich nach all den Jahren einfach anerkannte.

Aber...würde er das?

Eine erneute Verstoßung klang in meinem Verstand wie mein Todesurteil, ein langsames, schmerzerfülltes Ende. Doch, genau das hatte bereits das erste Mal ausgelößt bei dem er diese drei grausamen Worte ausgesprochen hatte.

Die Wahrheit war, ich starb. Ich starb schon seit Jahren einen grausamen Tod der nicht einmal erbarmungsvoll genug war einzutreffen. Meine Leiden schien unendlich, sollte ich nicht in nächster Zeit einen Schlussstrich ziehen.

Und die alleinige Möglichkeit dafür lag darin ihm zu folgen. Die dümmste Entscheidung meines Lebens, aber eine die unumgänglich schien, als führe kein Weg an ihr vorbei. Ich würde mich meinem Gefährten entgegenstellen.

Und ob ich dies für unsere Ewigkeit oder meine Endlichkeit tat war vollkommen egal.

Andy zog mich zurück aufs Sofa, hielt mich fest genug um blaue Flecken auf meiner Haut zu hinterlassen "Ich werde gehen" Andy schüttelte den Kopf, seine brauen Augen wirkten im schwachen Licht plötzlich blutrot, waren zu engen Schlitzen zusammengezogen. "Nicht wenn ich es verhindern kann"

Ein trockendes Lachen verließ meine Kehle "Was willst du machen? Mich festhalten? Mich einsperren?" Meine Stimme war ein Knurren, kalt und herzlos "Ich. Werde. Gehen."

Ich riss mich los, nur um mich ein paar Sekunden später gegen die Wand gepinnt vorzuwinden, meine Arme ungesund verschränkt "Ich habe diesem selbstverliebten Arschloch nicht geholfen unbemerkt zu fliehen damit du ihm Jahre später folgst."

Mein Verstand schien es nicht zu schaffen diese Worte festzuhalten. Sie sickerten unaufgenommen durch den Großteil meiner Synapsen ehe sich Laut für Laut ein Sinn hinter ihnen bildete, der den größten Betrug meines Lebens beinhaltete.

Andy hatte es gewusst. Andy hatte ihm geholfen.

Statt sich in seiner typischen Omegamanier zurückzuziehen und mich mit dem Problem alleine zu lassen tobte Spero, brodelte zusammen mit der Wut in meinem Körper auf und und verteilte sich explosionsartig, ließ meine Knochen brechen ehe sie sich neuformten, die feinen Häärchen auf meiner Haut zu einem dichten Fell werden und meine Kleidung mit einem kratzigem Geräusch zerreißen.

Ein Laut verließ meine Kehle, nicht länger ein menschliches, sondern ein animalisches Geräusch. Spero knurrte. Spero hatte die Kontrolle. Der Wolf der nun genug davon hatte sich an der Nase herrumführen zu lassen.

Vor Überraschung ließ Andy mich los, musterte mich für ein paar Sekunden mit einer undurchschaubaren Miene, eine seltsame Mischung aus Wut und Respekt. Er wich zurück, seine Pupillen darauf fixiert Löcher in mein kaltweißes Fell zu brennen.

"Erwarte nicht das ich dich ein zweites Mal auffange Ray"

Damit warf er mir meine Jacke zu in der man das laute Rascheln meines Schlüssels hörte, den Umriss von Portemoniae samt Karten und Smartphone erkennen konnte. Ich hatte somit meine ID, Geld und den Schlüssel zu meinem kleinen Polo.

"Verschwinde aus meiner Wohnung"

Ich griff meine Jacke mit den Zähnen, hastete aus der geöffneten Wohnungstür gegenüber des Flures auf die Andy soeben zeigte und hinaus in die Innenstadt, nicht auf die schockierten Menschen achtend die wohl nie mit einem Wolf in dieser Gegend gerechnet hätten.

Noch bevor ich die Innenstadt verlassen und das angepeilte Industriegebiet erreicht hatte spürte ich wie meine Wut sich in Trauer wandelte. Wie nach und nach jeder rasende Gedanke in meinem Verstand zu einem finsterem wurde, jedes Licht erlosch.

Ich fühlte mich alleine, verlassen und verraten. Ich hatte nie das Leben als Rudeltieres kennengelernt, mein Wolf sich längst mit dem Gedanken abgefunden ein Rouge zu sein, gelernt damit zu leben anstatt daran zu verzweifeln.

Doch ohne ein einziges lebendes Wesen an das ich mich hätte halten können schien die Welt plötzlich wie ein schrecklicher und einsamer Ort, meine eigentliche Heimat wie die eines anderen.

Plötzlich schien es als würde mich nichts mehr von meinem waghalsigen Ziel abhalten.

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Das war...so wohl extrem scheiße als auch erstaunlich kurz. Entschuldigt mich dafür, ich habe nur selbst keine Lust mich so lange mit diesem Vorgeplimper auseinander zu setzen weil es viel zu viele Ideen für den weiteren Verlauf gibt...oder ich hab einfach nur einen schlechten Tag gehabt :)
Gruß, Lá mongo.

Chasing MatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt