6. Dezember 2018

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Gestern ging ich mit der Hoffnung ins Bett, dass es Magnus nicht stören würde, dass ich ihn nach der Stunde nicht auf dem Gang getroffen, sondern es vorgezogen habe, so schnell wegzusprinten wie es nur geht. In diesem Moment erschien mir dies wie der perfekte Plan. Vor allem, als mir kein Magnus hinterherrannte. Keine gute Entscheidung. Ich werde gegen meinen Spind geschleudert und somit dazu gezwungen, äußerst intime Erfahrungen mit dem Schloss zu machen. Der Gang ist komplett leer. Alle sind in ihren Klassen, wo ich eigentlich auch sein sollte, doch anscheinend hat Magnus diese Zeit für eine Tracht Prügel reserviert. Innerlich wiederholte ich mein Mantra, dass dies alles ein böser Traum war und mich Wesley oder meine Mutter jederzeit wecken würden, doch tief in mir wusste ich, dass dies kein Traum war. Vor mir stand kein fröhlich lächelnder Wes, sondern ein wütend aussehender Magnus. Andere hätten nun schon längst mit ihrem Leben abgeschlossen, doch die Tatsache war, dass ich dies schon getan hatte, als ich vom Haus fiel. Mein Gegenüber platziert die Arme links und rechts neben meinem Kopf, um die letzten Hoffnungen auf Flucht zunichte zu machen. „So." Bei Magnus' Stimme lief es mir eiskalt den Rücken runter. Trotz seinem warmen Lächeln waren seine Worte eiskalt. Erbarmungslos. „Ich dachte, wir hätten einen Deal." Mit der linken Hand streicht der Schwarzhaarige über mein Kinn und hebt es an, sodass ich ihm direkt in die unheimlich schönen Augen blicke. „Und dieser Deal war einfach, dass ihr mitspielt. Was war daran so schwer mein Kleiner?" Als er sich mir entgegen beugt, muss ich schlucken. Mein Hals ist trocken. Selbst wenn ich es versuchen würde, ich würde kein Wort herausbringen. Beruhig dich. Ganz ruhig. Ich atme tief durch um seinen Blick trotzig zu erwidern. Das Dümmste, was man tun konnte, war Magnus zu zeigen, dass man Angst hatte. Obwohl ich mich bemühe, meine Angst tief in mir zu vergraben, weiß ich, dass es zwecklos ist. Dieser Teufel hat mich durschaut. Meine Maske ist längst gebröckelt und gefallen. Ich versuche, mir die Tränen zu verdrücken und ihm wenigstens diesen Sieg nicht zu geben. Eine kalte Hand legt sich um meinen Hals. „Wesley hats verstanden. Obwohl er so dumm war. Warum du also nicht? Einfach springen. Was war daran so schwer?" Seine Stimme ist völlig ruhig, doch seine Augen verraten ihn. Ich weiß, dass er innerlich kocht, dass er mir jeden Moment die Luft zudrücken könnte. Mir beim sterben zusehen könnte, ohne eine Miene zu verziehen. „Schau mich an Vögelchen. Was ist dein Problem?" Ich schlucke abermals. „Du." Ich hebe meinen Blick. Meine Stimme klingt brüchig, dennoch musste es für Magnus klar verständlich gewesen sein, denn er stellt sich wieder gerade hin. „Ich?" Bei dem Klang seines Lachens zucke ich zusammen. „Ich bin dein Problem?" Die Hand löst sich von meinem Hals und wandert in meine Haare. Mein Gegenüber fährt durch meine Haare hindurch und betrachtet gedankenverloren seine Hand. Mich überzieht es bei dieser Berührung mit Gänsehaut. Magnus zieht seine Hand zurück und holt aus. Ich keuche, als er mir in den Bauch schlägt. „Ich bin dein Problem?" Magnus lacht lauter. Bitte. Irgendwer muss doch mitbekommen, was hier vor sich geht. „Sonst nichts? Nur ich?" Ein weiterer Schlag folgt. „Nicht die Tatsache, dass dein bester Freund tot ist?" Noch ein Schlag in die Magengrube. „Nicht die Angst, dass du durch deine große Klappe sterben könntest?" Er tritt mir kräftig gegens Bein um dann die Hände auf meine Schultern zu legen. Heiße Tränen rinnen mir über die Wangen. „Nicht die Tatsache, dass du bei sowas Kleinem heulst wie ein Baby?" Er zieht mich zu seinem Gesicht und lächelt süßlich. „Du bist soo dumm Libyer. So unglaublich dumm." Mit diesen Worten nimmt er die Arme von meinen Schultern und entfernt sich forschen Schrittes von mir. Ich falle ohne diesen Halt auf den Boden. Mein Bauch schmerzt. Mein Bein brennt. Gerade, als alles um mich herum schwarz wird, höre ich eine Stimme. „Oh mein Gott! Bitte bleib wach. Komm schon!"

Ich reiße die Augen auf und setze mich auf. Das grelle Licht blendet mich. Es riecht steril. Leise Stimmen sind wahrzunehmen. „Oh hey." Ich korrigiere. Leise Stimmen und eine laute Stimme. Ich blinzle in die Richtung, wo ich ihren Ursprung vermute und sehe zu meiner Überraschung Amber, die mich breit anlächelt. „Ich hab dich zur Schulärztin gebracht. Man du bist echt schwer. Aber zum Glück gehe ich ja trainieren." Sie räuspert sich kurz, um dann weiterzureden. „Nein. Nicht wirklich. Ich bin echt zu faul für sowas. Aber ohne Mist. Wie kann eine so kleine und zierliche Person wie du es bist, so schwer sein?" Ich lasse mich wieder zurück auf die harte Liege fallen und schließe meine Augen. Mein Kopf dröhnt und mein Körper tut höllisch weh. Ich habe bisher nur einmal Bekanntschaft mit Magnus' Fäusten gemacht und das war, weil ich der Meinung war, es wäre gut, zu viel Alkohol zu konsumieren, um ihn dann herauszufordern. „Hallo Herr Libyer." Ich öffne erneut die Augen, um in das Gesicht der Schulärtzin zu blicken. Stöhnend verziehe ich das Gesicht. „Können sie uns sagen, wer sie so zugerichtet hat?" Ich schüttle wortlos den Kopf. Dies zu tun könnte Magnus nur als Herausforderung sehen, erneut zuzuschlagen. Die Ärztin lässt ein resigniertes Seufzen erklingen und widmet sich weiter ihren Akten, die auf ihrem Tisch verteilt liegen. Amber wird zurück in den Unterricht geschickt. Mir werden eine Entschuldigung und ein Loli in die Hand gedrückt, um kurz darauf zur Tür geschoben und zum Parkplatz gezwungen zu werden. Dort wartet bereits meine Mutter mit ihrem Truck auf mich. Sie mustert mich mit diesem besorgten, fragenden Blick, den ich in letzter Zeit so oft von ihr zu sehen bekomme und öffnet mir dann wortlos die Tür. Ich steige ein und richte meinen Blick in den wolkenbehangenen Himmel. Zum wiederholten Male frage ich mich, ob es so etwas wie ein ewiges Leben gibt und wie so oft wünsche ich mir, dass dem so ist. Dann würde ich Wesley irgendwann mal wiedersehen. Daheim lasse ich meinen Rucksack in den Gang fallen und ignoriere das, was mir meine Mutter nachruft. Mit einem kurzen Zwischenstopp in der Küche verziehe ich mich mit meinem Laptop und genug Essen für diesen Nachmittag in das alte Zimmer meiner Schwester, das seit ihrem Auszug nun nur noch als Bibliothek dient. Ich setze mich auf die Fensterbank und klappe den Laptop auf. Wie immer beeile ich mich, den Rechner zu entsperren um Wesleys Gesicht zu entgehen. Dann öffne ich den E-Mail Verlauf, um zu schauen, ob irgendeiner meiner Mitschüler meine Abwesenheit bemerkt hat und so nett war, mir den verpassten Stoff zu schicken. 5 ungelesene Nachrichten. Zwei davon tatsächlich Mitschriften des heutigen Unterrichts gesendet von Amber. Eine Mail der Schulärztin, in der sie mir rät, einen Arzt aufzusuchen. Die anderen Mails sind von unbekanntem Absender, doch als ich sie anklicke, schwant mir Übles. Die eine ist komplett ohne Betreff oder Anhang. Ein einziger Satz steht darin: Lass uns ein Spiel spielen. In der anderen ist eine Adresse verlinkt und eine Uhrzeit steht dabei. 

Verdammt. Es geht wieder los.


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Hellu ^^


Das ist jz n bissl n kürzeres Kapitel aber momentan ist etwas Stress.
Ich hoffe trotzdem dass euch die Schnuckels gefallen. Irgendwie mag ich Magnus. Auch wenn er n Wichser ist. Was soll man sagen? Ist halt n good looking Bastard.

Juh also wenn ihr Vorschläge, Anregungen oder einfach nur nette Worte habt, gerne in die Kommentare. Das nächste Kapitel ist in Arbeit. und wird vermutlich bald veröffentlicht

Auf bald!
twizzld (°U° )

Ich wäre nicht gesprungen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt