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Zu behaupten, dass Remus weinte war untertrieben. Er weinte nicht. Er heulte. Er schrie. 
Ich löste mich von meiner Starre und ließ mich vor ihm fallen und nahm in die Arme. Remus schloss seine Arme um mich und schluchzte in meine Schulter.
Auch mir kamen die Tränen. Zwar wusste ich noch nicht genau, was geschehen war, aber ich hatte ein schreckliches Gefühl. Und vermutlich wusste ich tief im Inneren, was passiert war, denn ich war nicht überrascht, als ich es erfuhr. Erschüttert, wütend und tief traurig. Aber nicht überrascht.
,,Fenia...", schluchste er leise und seine Stimmer wurde durch meinen Körper gedämpft. ,,Sie... Sie ist... Sie ist tot."
Sirius hatte die Tür endlich geschlossen, aber stand noch immer regungslos da.

Remus und ich weinten derweil und gaben uns gegenseitig Halt.
Plötzlich wurde die Tür wieder aufgerissen. ,,Na Leute, was geht ab?!", rief ein gutgelaunter James, doch seine Stimme veränderte sich schlagartig. ,,Tatze? Warum weinst du?" Erst dann schien er Remus und mich zu sehen. ,,Was ist hier los?"
Keiner von uns konnte antworten, aber Lily setzte sich zu uns und legte ihre Arme um uns. 
,,Fenia ist tot.", sagte Sirius und ich hörte in seiner Stimme einen Schmerz, den ich so noch nie in ihr gehört hatte. 
Über eine Stunde sagte keiner mehr etwas. Alle trauerten, weinten und Sirius schlug sogar ein Loch in die Wand.
Meine Tränen waren versiegt. Nicht weil ich mich damit abgefunden hatte, sondern weil es keine Tränen mehr in meinem Körper gab. ,,Was ist passiert?"
Remus und ich saßen miteinander auf seinem Bett. Die Umarmung hatten wir gelöst, aber wir hielten uns an den Händen und spendeten uns gegenseitig Trost. 
,,Wir waren auf dem Weg zurück ins Schloss. Da wurden wir angegriffen. Ein Todesser hat sie getötet. Mich hätte er vermutlich auch getötet, aber Dumbledore kam plötzlich und der Typ verschwand."
,,Dumbledore?"
Remus nickte. ,,Ich weiß nicht, woher er das wusste, aber wäre er eine Sekunde später gekommen, wäre ich auch tot." Er machte eine kurze Pause. ,,Und wäre er etwas früher gekommen, dann wäre Fenia vielleicht noch am Leben."
Vielleicht hatte er recht, aber ich war froh, dass er immerhin noch lebte.  Und ich hasste mich für diesen Gedanken. Meine beste Freundin war tot und ich spürte etwas wie Freude. Natürlich war diese Freunde nur relativ und natürlich siegte die Trauer und der Schmerz, aber ich fühlte mich schuldig, weil ich diesen Gedanken gefasst hatte.

___

Ein Monat später fragte mich Sirius zu hundertsten Mal, ob er Weihnachten wirklich bei den Potters verbringen  oder ob er doch hier bleiben sollte.
,,Geh zu ihnen, Sirius.", versicherte ich ihm. ,,Ich bin ja auch nicht allein.Meine Brüder kommen und vielleicht sogar ihr Kind." Jenna erwartete nun jeden Moment ihr Kind ud ich hoffte, dass es noch vor den Ferien passiere. Ich würde mir wünschen das Kind noch kennen zu lernen und diese Ferien waren meine letzte Möglichkeit meine Familie zu sehen. Ich würde  mich bald von ihnen verabschieden müssen. ,,Es ist vermutlich eh besser, wenn ich die Ferien komplett mit meiner Familie verbringen kann.."
,,Und es gibt wirklich keine Möglichkeit, dass sie kurz davor noch einmal kommen?"
,,Dumbledore hat gesagt, dass es nicht geht. Er hat schon zu viele Ausnahmen gemacht, wenn es um mich geht."
Er nickte und legte seinen Arm um mich. ,,Ich werde dich vermissen."
Traurig lächelte ich ihn an. ,,Jetzt sind es nur zwei Wochen... Bald wird es für immer sein..."
Er seufzte. ,,Ich weiß, aber ich will nicht darüber nachdenken. Es tut zu sehr weh."
,,Ich hatte dich gewarnt..."
,,Und ich würde es jeder Zeit wieder tun.", sagte er und kein Zweifel lag in seiner  Stimme. ,,Aber nachdem was mit Fenia geschehen ist, habe ich noch mehr Angst dich zu verlieren."
Remus ging es furchtbar. Er vermisste sie so sehr, genau wie ich, aber ich hatte einen Vorteil. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass ich sie verlieren werde. Ich dachte zwar, dass ich diejenige sein werde, die stirbt und nicht sie, aber ich wusste, dass diese Freundschaft nicht ewig halten konnte. Er hatte gehofft, dass ihre Beziehung für immer halten würde.
Er lachte seltener als früher, aber langsam begann er wieder sein normales Leben zurück zu holen. Weniger glücklich, aber das war verständlich. Er würde nie wieder der sein, der er mal war. Er hatte mit ihr ein Teil seines Herzens verloren und würde es nie wieder auffüllen können. Vielleicht würde eine andere Frau eines Tages sein Herz erobern, aber Fenia würde für immer ein Loch in seinem Herzen sein.
Genau wie ich bald ein Loch in Sirius Herzen hinterlassen werde und ich hoffte, dass er sich weider verlieben würde. Ich hoffte, dass er glücklich sein würde.

Moonlight (Harry Potter Rumtreiber FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt