》Kapitel 9《

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》Wer vor seiner Vergangenheit flieht, verliert immer das Rennen.《

,,Du kannst das Harry, probier es einfach noch einmal.", versuchte ich meinen kleinen Bruder zu ermutigen und ließ die Blätter, die um uns herum auf dem Boden lagen mit einer kleinen Bewegung in die Luft steigen. Harrys braunen Augen funkelten glücklich und er versuchte es mir nach zu machen. Schwungvoll hob er immer wieder seine Arme und richtete sie auf die Blätter und dann auf den Himmel, doch nichts geschah. Es passierte öfter das er seine Magie nicht unter Kontrolle hatte. Besser gesagt kam es öfters vor das er sie nicht heraufbeschwören konnte, geschweige den anwenden konnte. Manchmal hatte ich das Gefühl als wäre seine Magie nicht vorhanden und das, obwohl wir einer mächtigen Hexerfamilie abstammten. ,,Ich schaff es einfach nicht. Ich bin ein Nichtsnutz Zarina." Harry ließ sich bei diesen Worten niedergeschlagen zu Boden fallen. Ruhigen Schrittes lief ich auf den kleinen Jungen zu und legte mich neben ihn. Für einen kleinen Moment blickten wir stumm zu dem wolkenlosen Himmel über uns hinauf, dann durchbrach ich diese Stille und setzte mich etwas auf. ,,Hör zu Bruderherz, du magst zwar das Gefühl haben ein Nichtsnutz zu sein, doch das stimmt nicht. Du bist ein Nevermore. Durch deine Adern fließt das Blut der stärksten Hexerfamilie die es je gab. Du bist ein Hexer, nicht mehr und nicht weniger! Merk dir das. Wir sind dazu geboren um Magie zu praktizieren, es liegt uns im Blut. Dir, Mir, unseren Eltern, jedem Nevermore. Trage diesen Namen mit Stolz!" Ich legte eine kleine Pause ein und strich sachte über das Gesicht meines Bruders ehe ich lächelnd fort fuhr. ,,Es gibt einfach Tage, an denen unsere Magie nicht das tut was wir wollen. Solche Tage habe auch ich, glaub mir." ,,Wirklich?", unterbrach seine helle Stimme mich und auch er setzte sich nun auf. ,,Ja, auch ich habe solche Tage. Selten aber sie kommen vor." Augenrollend schmiss sich mein Bruder wieder zurück in die weiche Wiese. ,,Arrogante Hexe.", prustete er woraufhin ich ihm lachend in die Seite knief. Wir begannen uns gegenseitig zu kitzeln und sein liebliches Gelächter erfüllte die Lichtung bis die tiefe, rauchige Stimme unseres Vaters ertönte und wir abrupt eine ernste Miene aufsetzten. Binnen Sekunden standen wir kerzengerade meinem Vater gegenüber. Er durchbohrte uns, einem nach dem anderen mit seinem mahnenden, strengen Blick. ,,Nun wie ich sehe habt ihr beide nichts besseres zu tun als eure wertvolle Zeit mit unnötigen Kinderkram zu verschwenden." Langsam begann er auf und ab zu gehen. ,,Ihr solltet doch üben!" ,,Haben wir Vater, aber..", versuchte ich meinen Bruder und mich zu verteitigen als unser Vater mich harsch unterbrach. ,,Wag es ja nicht, mir irgendwelche Lügen aufzutischen Zarina. Du, als die ältere solltest ein Vorbild für deinen Bruder sein! Jemand zu dem er heraufschaut. Der vernüftigt handelt und bei der Sache bleibt!" Er würdigte mich eines verachtenden Blickes als er meinen Bruder fokussierte. ,,Nun denn. Wenn ihr der Meinung seit geübt zu haben, zeigt was ihr könnt. Harry.", er deutet meinen Bruder sich zwischen die vielen Blätter zu stellen. Harry schielte unsicher zu mir herauf. Ich legte beruhigend meine Hand auf seine Schulter und drängte ihn sanft zum gehen. Vorsichtig stellte er sich in die Mitte der vielen Blätter und schloss die Augen, er versuchte es wirklich. Ich konnte sehen wie er sich konzentrierte, wie sehr er es wollte, doch nichts geschah. Unauffällig beobachtete ich meinen Vater, der seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Ich wusste wenn Harry jetzt nicht abliefern würde, würde mein Vater Hand an ihm legen. Versteckt hinter meinem Rücken brachte ich mit einer klitzekleinen Bewegung die Blätter um Harry herum zum steigen, fröhlich tanzten sie in der Luft und Harry setzte ein strahlendes Lächeln auf. ,,Ich kann es doch! Siehst du Zarina? Vater siehst du es?" Harry fuchtelte mit seinen Händen. Ich hatte ihn noch nie glücklicher gesehen. Ich wusste das es falsch war ihn in dem Wissen zu lassen, das es seine Kraft war, doch ich wollte ihn nur beschützen. ,,Genug." Mit diesem lautem Wort meines Vaters ließ ich alle Blätter zu Boden fallen. Harrys Lächeln verschwand. ,,Zarina komm." Mein Vater drehte sich mit verschränkten Armen um und lief auf die kleine Scheune neben unserer Hütte zu. Ich wusste was jetzt passieren würde, er hatte bemerkt gehabt das ich in Harrys Darbietung gefuscht hatte. Ich konnte in Harrys entsetzten Blick erkennen das er wusste, das ich zur Scheune musste. ,,Vater, nein wieso Zarina. Ich habe es doch geschafft, nicht wahr?" Ich habe es gar nicht geschafft oder?, bettelnt huschten seine Augen zu mir und zu unserem Vater, welcher stehen geblieben war. Wir alle verharrten einen Moment bis Vater schnellen Schrittes auf Harry zu lief. ,,Denkst du allen Ernstes es war deine Macht soeben? Hast du etwas gespürt? Nein mein Sohn! Du hast nichts gefühlt! Nicht wahr! Rein gar nichts. Es war einzig und alleine Zarinas Macht die soeben diesen Zirkus hier veranstaltet hat! Nicht deine.", brüllte Vater. Er war direkt vor Harry stehen geblieben, welchen er zudem noch grob am Arm gepackt hatte. ,,Das kann doch aber nicht sein. Sieh her ich beweis es dir. Zarina zeig Vater deine Hände.", schluchzte Harry, riss sich von meinem Vater und hielt seine Hände auf die Blätter gerichtet. Auch ich holte widerwillig meine Hände hinter meinem Rücken hervor. Immer wieder versuchte Harry mit verschiedenen Bewegungen die Blätter steigen zu lassen, doch es passierte nichts. Ich konnte sehen wie eine kleine Träne seine Wange entlang herunter lief. ,,Nein, nein, nein, das darf nicht wahr sein. Vater wenn dann bestrafe mich, ich bin der Nichtsnutz! Nicht Zarina.", flüsterte er immer und immer wieder, während er vergeblich versuchte unseren Vater zu überreden. ,,Du bekommst deine Bestrafung gleich nach Zarina mein Sohn. So leicht kommt ihr beiden Nichtsnutze mir nicht davon!" Vater drehte sich von Harry weg und lief schnurstrakts auf mich zu. ,,Aber erstmal zu dir! Du bist nicht nur verantwortungslos, sondern auch eine Schwindlerin. Komm." Ich wurde grob an den Haaren gepackt und zur Scheune gezerrt. Mit einem starken Windstoß wurden die Scheunentüren aufgeschlagen und ich wurde brutal zu Boden hineingestoßen. ,,Vater es tut mir leid, ich wollte Harry nur helfen. Er ist noch zu jung, ich weiß das er es eines Tages kann." ,,Schweig!", wütend fiel mein Vater mir ins Wort und funkelte mich an. ,,Du hast nicht das Recht zu sprechen." Kaum hatte er diese Worte zu Ende gesprochen spürte ich auch schon den ersten Peitschenschlag auf meinem Rücken. Der Schmerz durchzuckte jeden meiner Nerven. Erneut ein Peitschenschlag. Dieses Geräusch brannte sich in mein Gehirn, dieser Aufprall auf meinen Körper war ein entsetzliches Geräusch. ,,Vater bitte..", weinte ich nun schon. Woraufhin ich als Anwort einen weiteren Schlag zu spüren bekam. Ich wusste das Vater nicht aufhören würde, bis ich wimmernt und halb tot vor ihm liegen würde. Also entschied ich mich die Qual über mich ergehen zu lassen. Was blieb mir auch anderes übrig. Immer und immer wieder durchzuckte mich dieser scharfe Schmerz, bis ich durch das Schmatzen meines Blutes abgelenkt wurde. Es dauert auch nicht lange und mein Vater ließ von mir ab. Ein weiteres Mal wurde ich grob an den Haaren hochgezogen. ,,Das nächste Mal will ich das du ehrlich bist und verantwortungsvoll, haben wir uns verstanden Zarina?", raunte er in mein Ohr, woraufhin ich kaum merklich nickte. Grob wurde ich wieder zurück auf den Boden fallen gelassen. Ich konnte hören wie sich die Schritte meines Vaters entfernten. ,,Geh ins Haus, dein Bruder ist nun dran." Kaum hatte er die Worte ausgespuckt wurden die Scheunentüren kraftvoll mit einem lauten Knall zugeschlagen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 07, 2020 ⏰

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🥀 The Forgotten Beauty 🥀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt