》Kapitel 2《

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》Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur FREIHEIT. Der Hass auf die Person, die sie dir wegnahm!《

,,So das ist der letzte." Damon warf die vierte Leiche eines dunkelhaarigen Teenagers in die Grube, die wir abseits des Friedhofes, tief im Wald gegraben hatten. Ich wollte nicht das sie so begraben wurden, aber mein Bruder hatte Recht, wir konnten keine weitere Aufmerksamkeit riskieren. Sie wurden regelrecht hingerichtet. Das hätten wir nicht anders vertuschen können. Ich kniete mich langsam an das tiefe Loch herunter und begutachtete die Wunden der Opfer. So etwas konnte keiner anrichten, keiner der noch einen Funken Menschlichkeit besaß. Die Köpfe der beiden Mädchen waren abgetrennt worden, und brutal zur Schau gestellt. ,,Wundervoll, das Blut wird sich in das Leder fressen." Vor mir fiel eine blutdurchtränkte Lederjacke zu Boden. ,,Erde an Stefan?", holte mich Damon zurück. Ich sah meinem Bruder benommen in die Augen. ,,Was gibt es da zu beobachten, wir wissen beide das das eine krasse Aktion war, ehrlich zugegeben man könnte meinen zwei dieser Leichen wären dein Werk gewesen.", fuhr er trocken fort. Ich erhob mich langsam und setzte einen nachdenklichen Blick auf. ,,Ich meine sieh dir die beiden Ladys mal an, beiden wurde der Kopf abgetrennt. Ist das nicht die Unterschrift eines wahren Rippahs?" Er hatte dieses Grinsen im Gesicht ,,Wohl gemerkt eines weiblichen Rippahs.", zwinkerte Damon. Ich erwiderte nichts darauf und packte eine Schaufel, die andere warf ich meinem grinsenden Bruder entgegen und begann die Leichen mit Erde zu überschütten. ,,Hör auf zu Grinsen Damon und hilf mir lieber, ich will das hinter mich bringen. Schlimm genug das ihre Angehörigen niemals erfahren werden was mit ihnen geschah, geschweige den das sie keinen Abschied nehmen konnten." Eine unangenehme Stille brach ein und das Grab füllte sich allmählich. Ich klopfte die letzte Schicht Erde zusammen und setzte mich erschöpft neben den Haufen. Damon schnaufte ,,Tja kleiner Bruder, würdest du dich von menschlichem Blut ernähren würde es dich nicht vollkommen ausknocken so ein kleines Loch mit Erde zu füllen. ,,Aber du stehst ja lieber auf kleine, weiße Kaninchen." Ich stütze mich an der Schaufel ab und erhob mich. ,,Ich bin nicht ausgeknockt. Ich habe nur eine Pause gebraucht mehr nicht. Es gibt keinen Anlass um Menschen zu bedrohen Damon." Mein Bruder rollte daraufhin nur mit den Augen und drehte sich von mir. ,,Ich nehme an wir sind hier fertig, wie wäre es wenn du deiner kleinen Rippah-Freundin folgen würdest und sie im Auge behälst? Ich würde es natürlich auch machen aber ich denke ihr beide habt etwas gemeinsam. Du kommst schon an sie ran, nicht wahr Bruderherz?" Ich hatte nicht bemerkt das er sich wieder mir zugewandt hatte und schaute zu ihm hoch. Ich wusste worauf er anspielen wollte und tief im inneren wusste ich das er Recht hatte, also nickte ich. ,,Ich melde mich sobald es etwas neues gibt." Ohne auf eine Antwort von Damon zu warten, sprintete ich zurück zum Friedhof und verließ diesen. Ich lief die Straße entlang und lauschte in die Dunkelheit, die nur von kleinen Straßenlichtern beleuchtet war. Ich konnte eine Unterhaltung wahrnehmen. Ich näherter mich dieser und versuchte im Schutz des Waldes zu bleiben, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Straßen waren nicht sonderlich beleuchtet, aber ausreichend um auf dem Weg problemlos entlang zu laufen. Ich nahm einen befremdlichen Geruch wahr und ehe ich mich damit befassen konnte hörte ich eine Flasche auf dem Asphalt zerspringen. Ich blieb abrupt stehen und sah ihn die besagte Richtung. Ich konnte einen jüngeren Mann wahrnehmen, er taumelte von einer Seite auf die andere und kniete zu Boden, welcher einem Meer aus Scherben ähnelte. Er begann die Scherben aufzusammeln, was ihm jedoch nicht sonderlich gelingen wollte. Das unvermeindliche geschah, er hatte sich geschnitten und sogar aus dieser Entfernung konnte ich sein köstliches Blut riechen. Es zog mich magisch an, das pochen unter meinen Augen bestätigte mich nur noch mehr. Wie hypnotisiert lief ich direkt auf den Mann zu, dieser bemerkte mich recht spät, erst als ich direkt vor ihm stand. Er schaute von meinen Füßen langsam, meinen Körper entlang schweifend zu mir herauf. Zuerst blickte er verwirrt und erschrocken, stolperte ein Stück zurück, doch dann rappelte er sich schwankend auf und schaute mir belustigt in meine Augen. Er war nicht mehr als ein paar Zentimeter größer als ich. ,,Ist alles in Ordnung kleines?" Dabei betonte er ,,Kleines" besonders, während er mich von oben bis unten ansah und dabei dreckig grinste. Er hatte für sein junges Gesicht eine ziemlich tiefe und raue Stimme. Ich lehnte meinen Kopf leicht zur Seite und sah ihm direkt in die Augen ,,Bei mir schon. Aber bei dir wird gleich gar nichts mehr in Ordnung sein, Kleiner" Dabei betonte ich ,,Kleiner" ebenfalls in der gleichen Tonlage wie er und spürte wieder dieses kribbeln unter meinen Augen. Ich sah wie sich die Augen meines gegenüber weiteten, und sein dreckiges Lachen immer und immer mehr verblasste. Langsam wich er einen kleinen Schritt zurück, welchen ich wiederum auf ihn zumachte um die entstandene Lücke zwischen uns zu füllen. ,,Lauf kleiner, lauf so schnell du nur kannst.", flüsterte ich mit einer ruhigen Stimme und lächelte den jungen Mann schief an. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen rannte er wortwörtlich um sein Leben. Ich ließ ihm einen kleinen Vorsprung und sah mich kurz um, ich hatte eine weitere Person wahrgenommen die sich tief im Wald versteckt hatte. Er hatte keinen Puls, das hätte ich bemerkt, dunkle Haare soweit ich es erkennen konnte. Aber darum würde ich mich später kümmern ich drehte mich einmal um meine eigene Achse und stürzte meinem nächsten Opfer die leere Straße hinunter. Er war nicht sonderlich weit gekommen, was auf seinen erheblichen Alkoholkonsum zurückzuführen war. Würde mich dieser unerträgliche Durst nicht steuern, wäre er verschont geblieben. Doch so viel Glück hatte er nicht. Er hatte mich hinter sich wahrgenommen, stolperte währrend er mich ansah auf die Knie und schluchzte verzweifelt ,,Bitte lass mich in Ruhe, es tut mir leid, ich wollte dich nicht belästigen. Ich werde so etwas nie wieder tun. Versprochen!" Ohne auch nur ansatzweise auf seine Worte einzugehen zerrte ich ihn in eine leere Gasse und biss ihm augenblicklich, herzhaft in den Hals. Ich spürte dieses unkontrollierte Verlangen, dieses berauschende Gefühl von Blut das meinen Rachen herunterfloss. Es war himmlisch. Seine Stimme versagte und verwandelte sich in ein leises röcheln. Ich biss mich fester in seinen Nacken und trank auch den letzten Tropfen seines Blutes, letztendlich rieß ich ihm den Kopf ab. Sein lebloser Körper schleifte die kalte und nasse Steinwand entlang, bis er den Boden erreicht hatte. Ich sah mir seinen Kopf in meiner Hand genauer an, seine Augen strahlten pures Entsetzen aus. Armer Junge, wie er wohl gehießen hat, aber das tat jetzt nichts mehr zur Sache bei. Ich lief die dunkle Gasse entlang und kam an einem kleinen, dreckigen Zaun vorbei. Ich wechselte den Blick zwischen dem Zaun und dem Kopf und ohne eine Sekunde länger darüber nach zu denken platzierte ich diesen auf dem Pfahl des Zaunes. Ich wischte mir mit meinem Kleid meinen Mund ab, und zeichnete mit einem kleinen bisschen Blut ein ,,Z" auf die Stirn meines Opfers. Meinem unbekanntem Verfolger wird das mit Sicherheit Fragen aufwerfen. Ich hörte laute Musik, die aus dem anderen Ende der Gasse kam. Ich lief langsamen Schrittes zum Ausgang der Gasse, jetzt kamen weitere Geräusche und Gerüche dazu. Ich spitzte vorsichtig um die Ecke und sah eine Menschengruppe nach der anderen an mir vorbei laufen. Würde ich sie alle zusammen zählen, würde das, dass dreifache meines ehemaligen Dorfes ergeben. Abgesehen von der Masse der Menschen beeindruckten mich die vielen Lichter, alles leuchtete in verschiedene Farben, blinkte und blitzte. Ich konnte aus dem Staunen nicht heraus kommen. Doch so schön das auch alles war spürte ich wieder dieses starke ziehen in meinem Bauch, das heftige Verlangen nach Blut, erst jetzt bemerkte ich das pulsieren dieser Menschen. So viele Menschen, so viele Pulsadern auf einem Haufen. Ruckartig drückte ich mich in die Gasse zurück und presste mich gegen die kalte Steinwand. Ich schloss meine Augen und konnte meine Adern darunter spüren. Langsam versuchte ich tief und ruhig einzuatmen, ich musste mich beherrschen. Ich hätte keine Chance gehabt da draußen, jemanden unbeobachtet in die Gasse zu ziehen, ich würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Ich spürte wie der Durst in mir stetig abnahm und wie das kribbeln unter meinen Augen nachlies. Ich blieb noch eine ganze Weile mit geschlossenen Augen an die Wand gepresst stehen, ehe ich mich wieder traute aus der Gasse in die vielen Menschenmengen zu schauen. Dieses Mal stach mir eine Gruppe Mädchen ins Auge, sie schielten alle ebenfalls zu mir. Ein blondes Mädchen, anfang 20 vielleicht, lief direkt auf mich zu, eng gefolgt von ihren Freundinnen. Sie blieb direkt vor mir stehen und begutachtete mich von oben bis unten. ,,Was ist den mit dir passiert? Hat die Drogenwirkung nachgelassen oder was?", kicherte sie schnippisch. ,,Wenn du gerade nach deinem Dealer ausschau haltest, wird er nicht kommen. Dafür hat meine Mutter gesorgt. Und in Anbetracht deines Aussehens, kannst du dir keine weiteren Drogen mehr leisten. Du siehst furchtbar aus." Ich konnte den Ekel in ihren Augen erkennen, diese Abneigung die sie mir entgegendrückte war unübersichtlich. Doch sie hatte Recht, ich sah auf mich herab und sah mein klitschnasses, zerfetztes und von Dreck übersähtes Kleid. Ein Stück Fetzen von dem nichts mehr übrig war, das einem Kleid ähnelte, wenn man es nett ausdrücken wollte. ,,Okay, jetzt aber mal ehrlich, kann man dir helfen?". Sie setzte ein gespieltes, besorgtes Gesicht auf. Ihre Freunde sahen mich neugierig an. ,,In der Tat kann man das.", sagte ich stolz und stellte mich aufrecht hin. Nach einer kurzen Stille fingen alle lauthals an zu lachen. ,,Aus welcher Zeit kommst du den? Oder bist du immer noch auf einem deiner Trips du Junkie!" Bei diesen Worten schubste sie mich leicht in die Gasse hinein und lief mit ihren Freunden wieder in die Richtung zurück aus der sie kamen. Normalerweise war es nicht meine Art Leuten hinterher zu laufen die so unfreundlich zu mir waren, doch ich brauchte ihre Hilfe, also blieb mir nichts anderes übrig als ihr dann doch hinterher zu sprinten. Binnen Sekunden stand ich nun  vor ihr. Sie hatte mich noch nicht bemerkt und lief deshalb direkt in mich hinein. Zuerst schaute sie mich verwundert und dann genervt an. ,,Hör zu, ich weiß nicht wie du es geschafft hast so schnell herzukommen aber verschwinde was auch immer du willst, okay?!" Sie wollte wieder loslaufen doch ich hielt sie grob am Arm fest. Vergeblich versuchte sie sich aus meinem Griff zu befreien, doch sie merkte das es keinen Sinn hatte weiter zu zerren. Ich schaute ihre Freunde an und befahl ihnen zu gehen, was sie auch taten. Ich wandte mich wieder dem blonden Mädchen zu ,,Wie heißt du?" ,,Caroline Forbes" Ich konnte sehen wie schockiert sie darüber war, als sie mir diese Frage beantwortet hatte. ,,Gut Caroline, du wirst mich jetzt zu dir nach Hause bringen und mir neue Klamotten abieten. Du stellst keine Fragen in Bezug auf mich, verstanden?" Sie nickte leicht und flüsterte ,,Ich habe verstanden." Mit diesen Worten lies ich ihren Arm los und wir liefen beide schweigend in die entgegengesetzte Richtung. ,,Was meintest du das deine Mutter dafür gesorgt hätte?" Ich sah fragend zu der Blondine neben mir. ,,Meine Mutter ist hier der Sheriff, ich dachte nur du wärst ein Drogenjunkie, sie hat den Dealer, der hier seinen Sitz hatte, neulich erfasst.", beschämt schaute sie auf den Boden. ,,Was ist ein Sheriff?", hakte ich nach. Sie blieb kurz stehen und sah mich fragend an. ,,Sag bloß du scherzt jetzt! Ein Sheriff ist sowas wie der Chef hier, das Alphatier, jemand der jeden hier persönlich kennt und einfach alles regelt, das alles so läuft wie es sein muss. Sie kriegt alles in der Stadt geregelt. Aber auch nur die Probleme der Stadt bekommt sie unter einen Hut, was mit ihrer Tochter ist interessiert sie nicht." Ihr Tonfall hatte sich im Satz von euphorisch zu enttäuscht verändert. Ich nahm an das sie nicht wirklich ein tolles Verhältnis mit ihrer Mutter hatte. Doch für mich hätte dieser Sheriff einen Nutzen, wenn sie wirklich jeden kannte musste sie mir helfen können meine Eltern zu finden, falls diese noch nicht tot waren. Tief in Gedanken versunken bemerkte ich erst jetzt das Caroline stehen geblieben war. ,,Wieso gehen wir nicht weiter?", fragte ich sie. ,,Weil wir da sind vielleicht? Also die hellste bist du nicht." Mit diesen Worten stolzierte sie in einen kleinen Garten und holte einen Schlüssel unter einer Vase hervor. Sie sperrte die Tür auf und trat vorsichtig ins Haus ein. Langsam drehte sie sich zu mir und sah mich herausfordernd an. Ich lief ihr hinterher, doch weiter als bis zur Türschwelle kam ich nicht. Etwas hinderte mich beim Eintreten, es fühlte sich wie eine unsichtbare Wand an. ,,Wieso kann ich nicht rein?", zischte ich etwas ungeduldig. Doch bevor Caroline meine Frage beantworten konnte trat eine ältere Frau zu uns heran. ,,Caroline, Schätzchen da bist du ja. Oh und wer ist das?". Misstrauisch musterte mich die ebenfalls blonde Frau. Ich lächelte und versuchte nett zu wirken und wandte mich wieder Caroline zu. Ich ging davon aus das es ihre Mutter war, der Sheriff. ,,Du wolltest mir doch ein paar Sachen zum wechseln bringen, nicht war Caroline?", diese lief ohne ein weiteres Wort nach oben und lies mich mit der älteren Dame allein. Es dauerte zum Glück nicht lange und da kam Caroline auch schon zurück. ,,Hier du kannst mir die Sachen nächste Woche wieder geben." Sie lächelte mich dabei freundlich an. Ich nahm ihre Anziehsachen entgegen und verabschiedete mich nett von den beiden ehe ich ihnen den Rücken zukehrte. Ich hörte die Tür schnell hinter mir zuschlagen, doch das kümmerte mich jetzt nicht mehr. Ich stellte mich hinter einen rießigen Baum in Carolines Garten und entblößte mich von meinem Fetzen, das einst ein wunderschönes, schwarzes Kleid war. Carolines Sachen ähnelten die eines Mannes, eine Hose und eine Bluse. Das kam mir unnormal vor, aber damit würde ich weniger aus der Menge herausstechen. Ich hatte sogar beinahe die selbe Größe wie sie. Mit meinen neuen Klamotten machte ich mich wieder auf den Weg zur Bar, sie war bisher der einzige Ort den ich kannte, abgesehen vom Friedhof. Die Straßen waren leerer, aber die Musik war noch immer nicht verstummt. Endlich war ich da. Ich stand direkt vor dem Mystic Grill von dem ich Sally gezwungen habe mir zu erzählen. Ich stieß die große, gläserne Tür auf und mir stieg sofort ein unangenehmer Geruch von Alkohol und Schweiß in die Nase. Doch durch dieses ekelerregende Geruchsmische stieg ein anderer Geruch hindurch, Blut. Ich konnte nur nicht wahrnehmen von wo genau er herkam. Langsam machte sich mein Verlangen wieder bemerkbar und ich konnte das Pochen der Pulsadern wahrnehmen. Daraufhin drängte ich mich durch die ganzen Menschenmassen und sah eine Tür mit einem Schild darauf, das einem Mädchen ähnelte, worunter >Toilette< stand. Ich lief auf diese Tür zu, stieß sie auf und musste für mein Glück feststellen das ich in diesem Raum dahinter, alleine war. Erleichterung überkam mich. Ich stellte mich vor den Spiegel und zum allerersten Mal sah ich mich seit gefüllten 1000 Jahren wieder. Zwar hatte der Regen das meiste weggewaschen, doch ich hatte immer noch Dreck von der Erde und Blut im Gesicht kleben. Der Anblick war erschreckend. Meine einst so wunderschönen schwarzen Haare die mir gelockt auf die Schultern fielen, hingen halbtrocken und voller Knoten an meinem Kopf herab, mein einst so makeloses weißes Gesicht, mit den ausgeprägten Wangenknochen, das laut meiner Mutter immer einer Porzellanpuppe ähnelte, ist schmutzig und braun. Meine giftgrünen Augen sahen erschöpft aus und glänzen nicht mehr und meine einst so roten, vollen Lippen sahen ausgetrocknet und nur noch blassrosa aus. Ich erkannte mich selbst nicht mehr, ich war nur noch ein Schatten meiner selbst. Ich rieß mich aus den Gedanken und schaute am Spiegel entlang nach unten, dort befand sich ein Metallgerüst welches ich zuvor noch nie gesehe hatte. Ich wusste nicht wirklich was ich damit anzufangen habe, doch ehe ich mir darüber weiter Gedanken machen konnte trat ein weiteres Mädchen durch die Tür. Sie hatte gepflegte dunkle Haare, wunderschöne, gelbgrüne Augen und einen etwas dunkleren Hauttyp. Sie lächelte mich freundlich an und stellte sich neben mich an ebenso ein Metallgerüst. Ich lächelte sie ebenfalls an und beobachtete wie sie das Gerät benutzte. Ich versuchte unauffällig das gleiche zu tun wie sie soeben. Aus dem obere Metallhahn kam Wasser heraus, erleichert fing ich an mir den Dreck vom Gesicht zu waschen, und trocknetete es dann mit ein paar Papiertüchern ab. Ich bemerkte wie mich das Mädchen ansah. ,,Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst etwas mit genommen aus." Sie hatte eine angenehme Stimme. Ruhig und zugleich bestimmerisch. ,,Alles bestens. Es war nur ein wirklich anstrengender Tag.", erwiderte ich ebenfalls in einem ruhigen Tonfall. ,,Hier." Sie streckte ihre Hand aus und hielt mir ein schwarzes Band entgegen. Ich sah sie verwirrt an. ,,Damit kannst du dir deine Haare zusammenbinden, dann sehen sie nicht so voller Knoten aus." Sie lächelte mich liebevoll an. ,,Danke", ich ergriff ihren Gummi und berührte dabei ganz leicht ihre Finger. Ihr Lächeln war urplötzlich verschwunden und sie wich einen Schritt zurück, ich wusste nicht was in sie gefahren war aber sie stammelte ein leises ,,Nicht der Rede wert." zusammen und verschwand. Ich sah ihr noch eine Weile fragend hinterher und band mir schließlich meine vollen Haare zu einem straffen Pferdeschwanz zusammen. Ich holte ein letztes Mal tief Luft und begab mich ebenfalls wieder in die Menschenmenge, die so verführerisch um mich herum wimmelte. Ich drückte mich hindurch und konnte das Mädchen von eben neben dem Jungen aus dem Wald erkennen. Sie unterhielten sich aufgeregt und schauten immer wieder zu mir herüber. Doch durch die laute Musik und das viele Gequatsche der anderen Leute konnte ich nicht hören worüber sie sich unterhielten, aber mir ging der Gedanke nicht aus dem Kopf das ich das Thema der beiden war. Ich schaute kurz zu den beiden hinüber, doch lief kerzengerade auf eine Theke mit Stühlen zu. Ich setzte mich auf einen dieser Stühle und ein junger, gutaussehender, blonder Junge drehte sich zu mir. ,,Was darf es sein?" Er hatte strahlend blaue Augen und auf seinem Namensschild stand ,,Matt". ,,Was würdest du mir den empfehlen Matt?", ich schenkte ihn mein schönstes Lächeln und konnte hören wie sein Herz schneller anfing zu schlagen, er wurde auch leicht rot. ,,Ich habe eine Freundin, tut mir leid." Ich verzog eine gespielte, traurige Grimasse und lächelte dann wieder. Wir wollten soeben unsere Unterhaltung fort führen als wir unterbrochen wurden. Von niemand geringeren als dem Jungen der mich schon seit dem Friedhof verfolgte. Er setzte sich gelassen neben mich und schenkte mir ein bezauberndes Lächeln. ,,Darf ich der wunderschönen Dame etwas ausgeben. Sie habe ich noch nie hier gesehen. Lassen sie mich ihnen etwas von meiner Gastfreundschaft in Erfahrung bringen." Er hatte gute Manieren, was mich stets beeindruckte und somit willigte ich seiner Gastfreundschaft ein. ,,2 Gläser Bourbon Matt." Er hatte sich Matt zugewand und schaute nun wieder mich an. ,,Also woher kommen sie?" Ich wusste von Sally das sich in dieser Zeit hier keiner mehr siezte, also kam es mir verdächtig vor. ,,Warum siezt du mich? Sehe ich wirklich schon so alt aus?", konterte ich dagegen und wich seiner Frage gekonnt aus. Daraufhin lachte er nur künstlich und von mir ertappt. ,,Entschuldige, es ist nur das wir uns nicht kennen und ich einfach nur höflich sein wollte. Ich hatte nicht die Absicht dich zu kränken, geschweige den zu beleidigen." Er sah mich intensiv mit seinen braunen Rehaugen an. ,,Entschuldigung angenommen, lass uns darauf anstoßen.", entgegnete ich daraufhin nur kalt und erhob das Glas mit der braunen Flüssigkeit die Matt soeben vor uns hingestellt hatte. Wir stießen an und ließen uns beide nicht aus den Augen. Es war einen Moment still zwischen uns, wir schauten uns nur stumm in die Augen und ich würde nur zu gerne wissen was er gerade dachte. ,,Ich bin Stefan." Freundlich hielt er mir seine Hand entgegen. Vorsichtig legte ich meine in seine. In seiner großen Hand wirkte meine wie die einer Puppe. ,,Äußert angenehm. Ich bin Zarina." So schnell der Handschlag begann, so schnell war er auch wieder vorbei. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und schaute mich im Grill um. ,,Zarina ist wirklich ein sehr außergewöhnlicher  Name, woher stammt er den." Ich drehte mich wieder um und sah in Stefans beiden Augen. ,,So außergewöhnlich nun auch wieder nicht, aber wenn du so brennend daran interessiert bist, spanne ich dich nicht weiter auf die Folter. Ich bin in Bulgarien geboren. Und du?" Ich konnte sehen das es nicht das war was er wissen wollte, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. ,,Ich bin hier geboren, war schon immer hier und werde wahrscheinlich auch hier sterben. Ziemlich langweilig also." Er strahlte mich unschuldig an. Ich hob wieder mein Glas und wollte es gerade zu meinem Mund führen als ich einen mir allzu bekannten, strengen Geruch wahrnahm. Ich spürte auch den Blick von Stefan auf mir, genauso wie den, von dem Mädchen aus der Toilette und 2 weiteren Jungs, alle sahen mich erwartungsvoll an. Ich ließ mir nichts anmerken und ließ mich auch nicht beirren und trank einen Schluck vom Bourbon. Ich spürte das eklige, unvergessliche Brennen in meinem Hals, aber ich verzog keine Miene. Ich war es schon gewohnt gewesen von Vivicas Tränken, diese kleine Menge machte mir nichts aus. Ich konnte sehen wie Stefan in seinem kleinen, schönen Kopf nach dachte, wieso ich mein Gesicht nicht verzogen hatte, wieso es mir nichts ausmachte. ,,Alles in Ordnung Stefan?", fragte ich deshalb unschuldig. Er schaute schnell zu mir auf und nickte hastig. ,,Ja, ja ich war nur in Gedanken." Er versuchte seine Unsicherheit mit einem Heldenlächeln zu überspielen, aber ich hatte ihn schon längst durchschaut. Mit einem Mal leerte ich das ganze Glas und schluckte dieses teuflische Gebräu herunter. Ich forderte mit einem zucken meiner Augenbraue Stefan dazu auf, es mir gleich zu tun. Wiederwillig tat er es auch. Ich spielte mit dem Glas in meiner Hand und beobachtete Stefan, er schaute die ganze Zeit zu dem Mädchen oder auf sein Glas, er hatte nicht mehr Interesse daran mich etwas zu fragen. Wie alt ich war oder woher ich kam. Der Grill leerte sich langsam und es wurde angenehmer. Die Luft wurde angenehmer und ich hatte nicht mehr das Gefühl zu explodieren. Länger hätte ich diesem vielen Pochen wahrscheinlich nicht mehr stand gehalten. Ich schaute um mich herum, lehnte mich etwas aus meinem Stuhl heraus und lies das Glas in meiner Hand ausversehen zu Boden fallen. Es zersprang in tausend Teile. Ich schaute erschrocken und entschuldigend zu Matt und Stefan. Matt holte einen Besen und verschwand hinter der Theke. Ich sprang elegant vom Stuhl und begann die Scherben aufzusammeln, auch Stefan bückte sich zu mir runter um mir beim aufsammeln der Scherben zu helfen. Ich nahm vorsichtig eine Scherbe und schnitt mir unauffällig in die Hand, langsam begann aus der Wunde die tiefrote Flüssigkeit zu fließen und ich bemerkte wie Stefans Herzschlag immer schneller wurde, wie nervöser er ruckartig wurde. ,,Oh wie ungeschickt von mir, sieh dir diesen Schlamassel an." Ich hielt ihm demonstrativ mein Gelenk hin und bemerkte wie er dem Anblick meines Blutes ausweichen wollte. Ohne ein Wort zu sagen, hörte er auf die Scherben zu sammeln und verschwand auf der Toilette, ich verfolgte ihm mit meinem Blick bis er hinter der Tür verschwand. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er musste mir ähnlicher sein als ich dachte. Kaum war Stefan verschwunden kam auch schon Matt mit dem Besen und einer Schaufel zu mir. Er kniete zu mir runter ,,Hast du dich verletzt? Ich hol dir ein Pflaster, drück das damit zu."  Er reichte mir besorgt ein kleines Taschntuch und verschwand wieder hinter der Theke. Es dauert nur einige Sekunden und Matt kam mit einem Pflaster zurück, er klebte mir die Wunde sorgfältig und konzentriert zu. Danach hatte er die Scherben aufgefegt und verschwand erneut in einer Kammer hinter der Theke. Ich setzte mich wieder auf meinen Stuhl und sah wie das Mädchen das mir auf dem Klo begegnet war aus dem Grill ging, ich wusste nicht was genau ich jetzt tuen sollte, ob ich lieber warten sollte bis Stefan aus der Toilette zurück kommen würde oder ob ich einfach dem Mädchen hinterher gehen sollte. 

🥀 The Forgotten Beauty 🥀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt