Kapitel 3

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25. Mai 1987

"Urlaub! Urlaub! Wir fliegen in den Urlaub!" Harry lief durch das Haus, auf der Suche nach seinem Kuscheldrachen, ohne ihn würde er dieses Haus nicht verlassen. "Accio Drachen!", ertönte die verschlafene Stimme von Sirius, der diesen Trubel um diese Uhrzeit gar nicht leiden konnte. Aber wenn sie nicht Nachts fliegen würden, wäre die Gefahr entdeckt zu werden schlicht weg zu groß.
"Jetzt! Jetzt geht's los!" rief Harry, nun mit Drachen durch den Flur hüpfend, weiter, Sirius stöhnte.
"Ja, Harry, wir können. Das Gepäck ist verstaut und die Schutzzauber ums Haus sind alle auf dem neusten Stand. Los geht's!", kam Remus gerade die Treppe runter, wo er die letzten Fenster mit zusätzlichen Bannen belegt hatte. Er war zwar nicht paranoid, aber doch sehr vorsichtig.

"Wie lange noch?" fragte Harry zum dreiundzwanzigsten Mal. "Nicht mehr weit, Harry, wir fliegen ja bloß nach Südfrankreich!", beantwortete Remus wieder. Die erste Stunde war die Laune des kleinen Potters nervenzerreißend gut, die letzte Stunde nervenzerreißend schlecht. Dazwischen hatte er geschlafen. Er liebte das Fliegen über alles und soweit er sich erinnerte hatte er die Grundstücke nur für die Umzüge verlassen. Von all den Bergen und Seen - und vor allem Städten - über die sie geflogen waren, war er fasziniert gewesen, doch da Frankreich nicht großartig anders aussah, war es ihm langweilig geworden. Dies alles sehr zu Sirius' Überdruss, da vier Stunden Schlaf auch für ihn zu wenig waren, einzig der kalte Fahrtwind hielt ihn wach und somit sie alle davon ab, samt fliegendem Motorrad im Ärmelkanal zu landen. Das, und drei Becher Kaffee.
Doch inzwischen waren nur noch wenige Kilometer zwischen ihnen und ihrem Landeplatz, einem abgelegenen Feld auf dem aktuell nichts angebaut wurde. Von dort aus sollte es auf traditionelle Weise (sogar mit großem Gepäck) auf einer Landstraße weitergehen, bis zu ihrem Hotel. Ein Muggelhotel, versteht sich. Einer von ihnen gehörten immerhin zu den meistgesuchten Zauberern Großbritanniens, als Verbrecher, einer war berühmt, und der dritte war bekanntermaßen ein Werwolf.
Sie erreichten gerade ihren Landeplatz, als sich die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont streckten und alles in ein warmes orange-rot tauchten.
Mit dem nun normal großen Gepäck war die halbstündige Fahrt sehr viel eingeengter, aber trotz Sirius bitten um einen unaufspürbaren Ausdehnungszauber war Remus standhaft geblieben. Keine Magie in ihrer Urlaubswoche.
Auch Harry gefiel diese Regel nicht, doch er war seit seiner Geburt nie wirklich raus gekommen. Bei seinen Eltern hatte ihn das natürlich nicht gestört, da war er zu jung um den Fideliuszauber zu verstehen, doch nun war er fast sieben Jahre alt und hatte außer Remus und Sirius, zwei 27 jährigen, keinerlei Kontakte. Natürlich würde er auch hier keine Freundschaften knüpfen, aber mit dem ein oder anderen gleichaltrigen Jungen spielen würde wohl gehen.
"Was ist das denn? Eine Sandkiste für viele?" Harry neugieriges Stimmchen schreckte Remus aus seinen Gedanken. Sie fuhren gerade auf den Hotelparkplatz und die riesen Sandkiste war der zugehörige Strand. "Und das dahinter? Oh, ist das das Meer? Siri? Ist es das? Ja?", der kleine zog ungeduldig an Sirius' Ärmel, welcher gerade das Motorrad abschaltete: "Ja, Harry, das Meer, und davor der Strand. Das gucken wir uns später genauer an. Jetzt müssen wir in unser Zimmer. In Ordnung Kleiner?" "Jaa! Aber ich bin schon ziemlich groß für mein Alter!", widersprach Harry.
Er war nicht groß, auch nicht für sein Alter, was er natürlich nicht wusste. Er war klein und schmal, aber wenn er erst einmal die Pubertät hinter sich hatte, würde das schon werden. Und James war ja auch nie zu einem Schrank geworden, was im Endeffekt ja doch keinen stört. Harry war ein toller Junge und gut erzogen, hatte einen sehr ausgeprägten Sinn für Humor und offen war er auch, zumindest ihnen gegenüber. Doch manchmal war auch er auch das komplette Gegenteil: zurückweisend, kalt, traurig. Das waren die Momente, in welchen er in Gedanken bei seinen Eltern war. Doch in dieser Woche sollte er einfach glücklich sein und seinen Spaß haben, zumindest einmal - bevor er nach Hogwarts kommen würde, versteht sich.

"Guten Tag! Sind sie Familie Sheppard? Herzlichen Willkommen im Le Bleu de la mèr!", begrüßte sie eine junge Frau mit aufgesetztem Lächeln und langen, lackierten Nägeln. "Ja genau, wir hatten telefoniert, mein Bruder und mein Neffe. Ist unser Zimmer fertig?", antwortete Remus sogleich mit einem ebenso unechten Lächeln. Die Frau führte sie in den Gebäudekomplex und durch mehrere verglaste Flure von denen man ein Strandcafé sah. Am Ende des Ganges folgte ein Aufzug der sie in den fünften Stock brachte, wo sie ihr 3-Zimmer-Appartement bezogen.
Hinter der Eingangstür lag eine Wohnküche mit Fensterfront und einem kleinen Balkon mit Seeblick. Harry hatte ein Hochbett in Remus' Zimmer und Sirius hatte seines genau daneben. Eine dritte Tür auf der gegenüberliegenden Seite führte in ein kleines Bad.
"Uui! Das ist ganz toll hier! Ich will auch einen Strand zu Hause!", freute sich der kleinste von ihnen. Sirius lachte und ging zum Kühlschrank, um etwas zu trinken bevor er sich schlafen legen würde. Harry dagegen war voller Energie und wollte sofort raus und den Strand erkunden. Remus schaffte es jedoch ihn davon zu überzeugen, erstmal das Appartement zu erkunden und etwas zu essen.

Nachdem die ehemaligen Rumtreiber ein wenig Schlaf nachgeholt hatten, fanden sie einen schlafenden Harry im Wohnzimmer, den sie allerdings weckten, da er ansonsten in der Nacht kein Auge zu bekommen würde. Der Kleine war sofort putzmunter und sprang voller Vorfreude auf. Während Remus alles nötige zusammenpackte, trank Sirius Kaffee und beaufsichtigte Harry auf dem Balkon.
Und dann ging es auch schon los. Am Strand spielten bereits viele Kinder in Harrys Alter und so gesellte er sich, nach einer ellenlangen Ansprache von Remus über ihr "kleines Geheimnis" zu den Kindern. Die ersten Gleichaltrigen, mit den er in Kontakt stand. Sein erstes Jahr hat er versteckt vor Lord Voldemort verbracht und die folgenden fünf versteckt vor dem Zaubereigesetzt wegen seines Verurteilten Paten.
"Ich bin ganz und gar nicht überzeugt", murrte Sirius, der vom Urlaub zwar begeistert war, aber nicht von dem, wie er es nannte, rumgemuggel. "Ach Sirius, ein paar Sozialkontakt schaden dem Jungen nicht und ich denke, dass er verstanden hat, dass er nichts sagen darf. Und seien wir mal ehrlich: Wer glaubt einem sechsjährigen der behauptet, auf einem fliegenden Motorrad angereist zu sein? Entspann dich, früher warst du viel lockerer", versuchte Remus seinen Freund zu beruhigen, doch dieser gab nicht locker: "Früher ging es um Nachsitzen, für mich geht es um Askaban. Und außerdem kann jedes der Kinder das Kind eines geflüchteten Todessers sein." Remus stöhnte: "Ich weiß Sirius, aber jetzt musst du abschalten, wir machen das für Harry!" "Ja, ich weiß. Wir machen alles für Harry. Es stört mich nicht, aber auch wir haben das Haus über fünf Jahre lang nur zum Einkaufen verlassen. Nicht meine Definition von einem Leben. Hätte man mir das in der Schule gesagt, hätte ich denjenigen verhext", lachte Sirius sein bellendes Lachen. Remus, der sich das lebhaft vorstellen konnte, musste ebenfalls lachen und so würde der Urlaub tatsächlich entspannt und ausgelassen...

"Remi, Sirius ist komisch!", weckte der kleine Harry Remus mitten in der Nacht des letzten Urlaubstages. Dieser stand besorgt auf und folgte Harry in die Küche: "Oh nein... Musstest du dich unbedingt verwandeln? Du bist in menschlicher Gestalt betrunken schon eine Katastrophe, aber als Hund?" Dann wand Remus sich an Harry: "Harry, gehst du bitte wieder schlafen? Ich kümmere mich um ihn, du musst doch für unseren letzten Tag fit sein!" Dieser ging mit der Aussicht auf einen letzten Tag Urlaub schlafen, während Remus sich auf dem Boden setzte: "Tatze? Schaffst du es, dich zurück zu verwandeln? Ein Hund kann ja nicht sonderlich viel Alkohol ab." Sein besorgter Blick fiel auf die zur Hälfte geleerte Wodkaflasche und den Cognac, das Glas lag zerbrochen neben dem Hund. Wenige Sekunden später saß ein nasser und nach Alkohol stinkender Sirius auf dem Boden:
"Hab die Minibar geplündert, tut mir leid." "Ach Tatze, das ist lange nicht mehr passiert", schmunzelte Remus. "Hat mich hier alles an den Junggesellenabschied von Krone erinnert... Und Harry sieht ihm mit jedem Jahr ähnlicher, weißt du?" Sirius sah traurig aus und starrte vor sich hin ins Leere. Remus seufzte, auch ihm kamen diese Erinnerungen wieder hoch, und auch er hatte Harrys und James' Ähnlichkeit bemerkt, doch er ging anders damit um: "Ja, ich weiß... Wenn er nach Hogwarts kommt fallen uns hoffentlich Unterschiede auf. Und dieses Hotel, wer weiß, vielleicht feiert Harry hier mal den seinen." "Hoffentlich nicht wieder eine rothaarige, sonst nenne ich sie noch Lily. Dann würde wohl jeder denken, ich sei im Denkarium hängen geblieben", grinste nun auch Sirius.
Diese Taktik funktioniert immer, Sirius tut nichts lieber, als sich seinen Patensohn als zweite Ausgabe seines Besten Freundes vorzustellen. "Du solltest schlafen gehen, ich mach das weg", fasste sich Sirius nun wieder und stand auf: "Natürlich wie die Muggel. Besen zum Putzten - Komische Typen sind das", grummelte er, während Remus lachend schlafen ging.
Der folgende Tag war der erste des Urlaubs, an welchem Harry nicht als erster aufstand, ja, nicht einmal aufstehen wollte. "Wenn ich hier liegen bleibe, können wir nicht wieder nach Hause fahren und müssen für immer hier bleiben!", begründete er sein Handeln vollkommen überzeugt. "Hmm", grübelte Sirius nachdenklich: "Das können wir natürlich machen, aber denk dran: Keine Magie im Urlaub." Kaum hatte sein Patenonkel ausgesprochen, war der kleine Urlauber auch schon panisch aus dem Bett gesprungen. Auch wenn er noch lange keine Magier beherrschte, so wollte er dich nicht mehr ohne leben, vor allem nicht ohne Quidditsch und sein Denkarium. Er machte sich also doch lieber fertig, damit er zumindest den letzten Tag noch mit anderen Kindern verbringen konnte, die nur selten seine Sprache sprachen, was allerdings keinen von ihnen störte. Harry liebte es, mit den anderen Jungen Fußball zu spielen oder Ritterburgen aus Sand zu bauen. Viele Kinder hatten extra Schaufeln und Eimer in bunten Farben, doch Harry wollte so etwas nicht haben, sein magischen Spielzeug war ihm noch immer am liebsten.

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