5. Dezember 1989
Man hörte Harrys Lachen durch das ganze Haus. Er lag auf dem Wohnzimmerboden und kugelte sich nur so vor lachen. "Harry! Das ist mein voller Ernst! Hör mir gefälligst zu!", meckerte Sirius, welcher einen Affenkopf von Remus verpasst bekommen hatte: "Genau Harry, Sirius hat Recht! Also, weiter im Programm, die Ähnlichkeiten von Mensch und Menschenaffe, bitte." Der Junge gab sich wirklich mühe, er hört auf zu lachen und setzte sich auf, dann begann er mit der Lösung seiner Aufgabe an. Der Unterricht mit Pflanzen und Tieren machte ihm am meisten Spaß. Auch Mathe und Englisch bereitetem ihm Freude. Nur das bisschen Französisch, was er als Fremdsprache lernte, gefiel ihm nicht besonders.
Das war der Muggelunterricht, jeden Morgen nach dem Frühstück für ein Paar Stunden. Danach hatte der Junge Freizeit, bis es Mittagessen gab. Danach spielten sie meist Fußball oder, seit Harry im Verein spielte, zumeist Quidditch. Wenn sie darauf keine Lust hatten, übten sie ein bisschen Magie.
Harry hatte einen Spielzeug Zauberstab mit dem er nur kleine Sprüche ausführen konnte, weshalb oft Remus und Sirius nur vormachten und Harry so tat, als ob sein Stab es auch könnte.
"Harry!", beschwerte sich Sirius erneut: "Du bist neun Jahre alt, ein bisschen mehr Vernunft bitte! Die Zeiten sind wichtig für den Richtigen Ausdruck, das brauchst du auch als Zauberer!" "Ich bin neun Jahre, ich war neun Jahre, ich hab neun Jahre gewesen, ich war neun Jahre..." "Halt, Harry! Ich war neun Jahre gewesen, nicht ich hab neun Jahre. Das üben wir jetzt schon so lange", verzweifelte Sirius an dem Jungen. Dieser schaute ihn unschuldig aus seinen großen, grünen Augen an und Sirius lächelte: "Ich konnte auch schon deiner Mutter nicht böse sein, hättest du doch nur James' Augen." In diesem Moment betrat auch Remus das Wohnzimmer wieder: "Da hättest genauso wenig böse sein können!" Sirius guckte ihn erst böse an, lachte dann aber und nickte zustimmend.
"Remuuus?", fragte Harry: "Darf ich dich mal was frageeen?" Dieser schaute ihn misstrauisch an, Sirius ebenso. "Darf ich in die Schule?", er fragte ganz leise und zaghaft, vorsichtig, auf eine bedachte Wortwahl achtend. "Harry, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Der Fußballverein ist schon gefährlich, weißt du? Einmal wollte dich dieser Junge zu Hause besuchen und in der Schule sind noch mehr Kinder und die siehst du viel öfter, die werden dich auch besuchen wollen. Und es gibt so viel mehr Dinge, die du gar nicht, oder nur ganz anders kennst. Es ist ziemlich gefährlich für uns", antwortet Remus leise während Sirius ihn nur schockiert ansah.
Harry guckte sie traurig an: "Aber ich dachte, dass wir uns jetzt nicht mehr verstecken müssen. Du kannst mich ganz rechtens an einer Schule anmelden. Und haben andere Zaubererhaushalte nie Muggelbesuch? Du sagtest, unser Leben könne jetzt normaler werden. Deshalb sind wir doch auch aus dem Wald in diesen kleinen Vorort umgezogen, schon wieder." Remus blickte Sirius überfordert an der sich nun einmischte: "Harry Remus hat völlig recht, es ist mit großen Risiken verbunden, es könnten ja auch andere Zaubererkinder auf die Schule gehen, besonders hier im Vorort und dich erkennen, oder dich besuchen und mich erkennen. Du weißt ja, ich werde immer noch gesucht. Und außerdem weiß ich nicht, wie weit man eigentlich in der dritten Klasse mit dem Stoff ist, vielleicht versteht du nichts, weil die sinnlosen Muggelkram lernen."
"Du kannst dich ja informieren und mir die Muggelsachen beibringen! Und ich bringe einfach keine Freunde mit, ich sage, Rem ist Chemischer und deshalb ist es gefährlich bei uns!" Remus schüttelte verzweifelt den Kopf: "Harry du kannst keinem erzählen, es sei hier zu gefährlich, dann wäre es ja auch zu gefährlich für dich!" Harry stöhnte genervt auf und schlug wortlos seine Französische Grammatik auf um zu lernen, oder um sich zurückzuziehen.
Sirius und Remus blickten sich an, sie hassten es Beide, ihn so traurig zu sehen aber es war einfach zu gefährlich. Besonders da es immer noch genug Todesser gab, die Harry hassten. Es schickten zwar nur wenig Eltern ihre Kinder auf Muggelschulen, aber besonders Einzelkinder wurden gerne dorthin geschickt, um die Einsamkeit zu vertreiben. Aber sie waren nun mal eine spezielle Familie die einigen Risiken ausgesetzt war und deshalb eben zu besonderer Vorsicht verurteilt war.
"Harry?" fragte Sirius leise: "Harry, wir würden dich wirklich gerne zur Schule gehen lassen, aber wir müssen dich beschützen, wir sind es dir und deinen Eltern schuldig, dass du gesund und munter bleibst. Es tut uns leid, aber du hast ja immer noch dein Fußballteam." Harry guckte von seinem Buch auf und lächelte traurig: "Ich weiß, ihr meint es nur gut. Ich verstehe das schon. Ich hab nur gehofft, egal, es geht halt nicht. In anderthalb Jahren kann ich ja nach Hogwarts." Er lächelte wieder, diesmal wirklich. Dann stand er auf und verließ das Wohnzimmer in Richtung Treppe um in sein Zimmer zu verschwinden. Die Erwachsenen schauten ihm nach, dann stand auch Remus auf. Er murmelte etwas von "Brief" und "Dumbledore" und ging dann in Richtung Küche.Sehr geehrter Professor Dumbledore,
wie Sie sicher wissen, ist Harry inzwischen 9 1/2 Jahre alt und wird, wie auch schon vor einem Jahr, zu Hause unterrichtet, größtenteils in Mathe, Englisch, Französisch und den Naturwissenschaften. Wir haben ebenfalls begonnen, ihm die Grundschritte der Magie näher zu bringen.
Da er Freunde in einer Fußballmannschaft gefunden hat, wird ihm auch der Schulalltag der Muggel näher gebracht. Weshalb ich Ihnen schreibe? Zum einen, da Sie informiert bleiben wollten, zum anderen da mein Freund und ich es für zu gefährlich halten, Harry in die Schule zu lassen, doch da er es sich sehr wünscht. Daher bitte ich sie um ihre Meinung.
Uns erscheint es als unsicher, da er in der Schule engen Kontakt zu den Kindern aufbauen würde und diese Fragen stellen könnten oder mit zu ihm nach Hause kommen wollen würden. Außerdem leben wir, wie bereits erwähnt, seit einem halben Jahr in einem Vorort, was die Gefahr auf andere Zaubererkinder, die ihn erkennen könnten, erhöht. Er sieht James immer ähnlicher und auch wenn sein Haar gut wächst, die Narbe fällt leicht ins Auge. Besonders falls ehemalige Todesser hier leben sollten, ist die Gefahr enorm. Nicht nur seinetwegen, auch unseretwegen, wir haben dort keine Freunde und kaum ein Zauberer würde uns verteidigen.
Wir wollen ihn beschützen und dies ist nun mal schwer bis unmöglich, wenn er in einer Schule sitzt und wir nicht überprüfen können, was er sagt, erzählt, versteht oder eben nicht. Die Muggelwelt ist eben nicht seine, auch wenn es uns wichtig erscheint, dass er sie versteht.Danke für Ihren Rat
R. Lupin
Remus rollte das Pergament auf und band es an das Bein ihres Kauzes "Ohje". So hatte der zwei-jährige Harry das Wort "Eule" ausgesprochen und dabei war es geblieben. Denn die Eule hörte auf nichts anderes mehr.
Am nächsten Morgen beim Frühstück schmollte Harry und wollte den heutigen Unterricht schwänzen, aus Protest, selbstverständlich. Stattdessen plante er alles an Sendungen, Filmen und Dokumentationen über das Britische Schulwesen im Fernsehen zu schauen, was er so finden konnte und unauffällig beim Training zu erfragen, welche Themen die anderen Kinder den gerade behandelten und was ihre Lieblingsthemen im Jahr gewesen waren.
"Harry, dass wird unglaublich viele Fragen aufwerfen, alles was du erfragst, wollen die anderen Kinder auch von dir wissen, da kannst du dir sicher sein", versuchte Sirius Harry von seiner Idee abzubringen. "Genau Harry", stimmte Remus ihm direkt zu: "Und falls es deine Stimmung ein wenig aufheitern kann: Die Idee ist noch nicht endgültig vom Tisch. Wir haben dir doch von Professor Dumbledore, dem Schulleiter von Hogwarts erzählt?" Aufgeregt nickte Harry: "Natürlich, der beste Schulleiter, den Hogwarts je gesehen hat. Der Mann, der Sirius vertraut, meine Eltern schützen wollte und uns Freiheit geschenkt hat!" Zufrieden lächelt Remus: "Genau der, ich habe ihn noch gestern Abend eine Eule geschickt um ihn auf dem laufenden zu halten und nach seiner Meinung zu fragen, was deine Schulbildung angeht."
Der strahlende Junge sprang von seinem Stuhl auf: "Dann fangen wir besser gleich an, ich will doch in der Schule alles wissen, um bloß nicht aufzufallen. Die Muggel sind so fleißig, so ganz ohne Magie, die sind bestimmt alle ganz schlau." Remus und Sirius blickten sich an und schmunzelten ein wenig, denn Harry lag ziemlich daneben, doch das musste er ja nicht wissen. Wenn er auch nur ein bisschen wie James war, würde er es in Hogwarts schon noch lernen, Aufgaben aufzuschieben.
"Was denkst du, wird er sagen?", wollte Sirius flüsternd wissen, während er den Tisch abräumte und Remus den Abwasch machte. "Ich weiß es nicht. Er wird es ihm wohl erlauben. Bei den Dursleys wäre er ja auch zur Schule gegangen, und Bildung ist ihm sehr wichtig." "Ja", überlegte Sirius: "Aber die Dursleys haben auch weder Zauberer, noch Todesser, noch ein Ministerium zum Feind. Ich für meinen Teil habe alles drei und auch dir gegenüber sind sie nicht allzu freundlich gesinnt. Und er wäre ein ganz normaler Muggel, er würde zumindest so leben."
Remus stellte seufzend den letzten Teller in den Schrank: "Vielleicht hätten wir ihm ein normaleres Leben ermöglichen sollen und ihm die Magie erst jetzt langsam näher bringen." Sein Freund schüttelte den Kopf: "Auf keinen Fall! Er muss ja nicht in der Muggelwelt leben, er wird ein großer Zauberer und bald geht er nach Hogwarts. Wir mussten ihn ohnehin immer verstecken, warum sollte er sich an etwas anderes gewöhnen? Er weiß, wie das Leben als Muggel funktionier, er kann kochen, abwaschen und aufräumen. Aber er weiß auch, dass wir es mit einem Schlenker unserer Stäbe erledigen können. Der Junge lag nie auf der faulen Haut, wir müssen uns absolut nichts vorwerfen." Remus nickte nachdenklich. Sirius hatte ja recht, Harry war weder faul noch arrogant, er war lebensfroh, aufgeweckt und höflich. Sie konnten nur stolz auf ihn sein.
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What if...? Harry James Black-Lupin || Harry Potter ff||
FanfictionWas wäre wenn? Was wäre passiert, wenn Sirius den kleinen Harry nicht an Hagrid abgegeben hätte? Wenn er ihn stattdessen aufgenommen hätte? Wenn er völlig überfordert und mitten in der Nacht vor Remus' Haustür aufgekreuzt wäre? Alle Rechte liegen b...