20. April 1988
Am späten Nachmittag kamen der siebenjährige Harry und Tatze aus dem Wald zurück. Harry strahlte und sprang von seinem Lieblingsspielzeug, Tatze, herunter, um Remus seinen neusten Fund zu zeigen. Sirius verwandelte sich und lief dem Jungen, weniger begeistert, hinterher.
"Schau Remus! Ich habe einen Ball im Wald gefunden, aber er scheint kaputt zu sein. Schau!", erzählte Harry und warf den Ball in die Luft. Dieser fiel wieder runter und sprang vom Boden ab.
"Wieso denn? Scheint noch genug Luft drinnen zu sein", wunderte sich Remus, der Harrys Problem nicht verstand. "Jaha, aber er fällt, Remus, er fällt! Form und Farbe sagen Klatscher, Gewicht und Verhalten sagen kaputt!", meckerte der Kleine und Remus begann zu lachen: "Nein, Harry, der ist nicht kaputt. Das ist ein Muggelball. Sie nennen es "Fußball", das spielt man auf dem Boden, mit nur zwei Toren!" Harry staunte: "Sie fliegen nicht mal bei Ballspielen? Kannst du es mir beibringen?" Remus nickte und Sirius stöhnte ein kaum verständliches "Muggel-Mist".Am darauffolgenden Tag gingen Remus und Harry bereits früh in den Garten, dort zauberte Remus aus ein Paar alten Holzbrettern ein Tor in Harrys Größe. "Bereit? Also..." begann der Ältere das Spiel in seinen groben Zügen zu erklären. "Jetzt will ich schießen üben Remi, du gehst ins Tor und ich schieße darauf!", bestimmte der Kleine begeistert. Inzwischen war auch Sirius dazu gekommen und saß nun Kaffee trinkend auf der Terrasse, um Remus belustigt zuzusehen. Sie waren nur zu zwei und spielten daher nie ernsthaft, Harry schoss einfach Stunde um Stunde auf das Tor und Remus versuchte einen Schuss nach dem anderen zu halten. Er war zwar noch keine dreißig Jahre alt, doch ganz sicher nicht im Fußballtraining, weshalb Harry und Sirius umso mehr Spaß hatten.
Aus Stunden wurden Tage und nach einer Woche hatte auch Remus keine Lust mehr, stundenlang im Tor zu stehen und es nur für kurze Essenspausen zu verlassen. Und da Sirius von Anfang an dagegen war, löste er ihn nicht ab. "Ich spiele Quidditch. Wenn er unbedingt Fußball spielen soll, ist das deine Sache", pflegte er zu sagen. Und so kam es zu einer neuartigen Unterhaltung im Hause Black-Lupin-Potter.
Es war später Nachmittag und draußen regnete es, weshalb Remus endlich mal wieder drinnen bleiben konnte und anderen Dingen nachgehen durfte. Wie zum Beispiel dem Kochen.
"Ich will aber weiter spielen Rem, das bisschen Regen, stell dich doch nicht so an!", meckerte Harry, der die Ausrede, dass es ja draußen regnete, gar nicht gut fand. Sirius lachte: "Genau Remus, der örtliche Fußballclub spielt auch das ganze Jahr über draußen." Harry riss die Augen weit auf und starrte abwechselnd Sirius und Remus an: "Hier gibt es einen Fußballclub?" Sirius kniff die Augen zusammen und murmelte eine leises "Verdammt" bevor er sich wieder Harry zuwandte: "Ja, den gibt es. Aber das sind alles Muggelkinder, die dürfen nichts von uns bemerken, weißt du?" "Ja, aber würden sie ja auch gar nicht. Wir spielen ja nicht bei mir zu Hause. Und im Urlaub hat es ja auch keinen gestört", erwiderte Harry vollkommen überzeugt und mindestens genauso schlagfertig wie sein Vater.
"Nun, wenn er keinen anderen Jungen mit nach Hause bringen würde und schwört kein Wort über unser Geheimnis zu verraten..." Remus Überlegungen wurden von einem aufgebrachten Sirius unterbrochen: "Bei Merlins Bart, nein! Das ist viel zu gefährlich! Was wenn ihm etwas ganz alltägliches wundert, weil es für ihn nicht alltäglich ist? Was, wenn ihn jemand nach seiner Familie fragt? Was, wenn er Freunde findet, sie aber nicht einladen darf? Wie erklärt er, dass er nicht zur Schule geht?"
"Ich verspreche es, Remus! Mich wundert einfach nichts, Remus bringt mich als alleinerziehender Vater hin und das mit der Schule ist eine Fangfrage, man kommt er mit elf nach Hogwarts", plapperte Harry dazwischen, bevor Sirius noch weiter argumentieren konnte. Dieser schmunzelte: "Stimmt, eine Pfandfrage. Man kommt ja erst mit elf Jahren nach Hogwarts, auf die Schule für..." "...Hexerei und Zauberei!", beendete Harry stolz grinsend bevor er seinen Fehler bemerkte: "Oh... Die kommen natürlich auf eine normale Schule. Aber werden die nicht von ihren Onkel zu Hause unterrichtet?"
Remus schüttelte den Kopf: "Nein, Harry. Mit sechs Jahren kommen sie auf eine Schule, zwölf Jahre lang werden sie täglich unterrichtet. Sie lernen einiges mehr an Naturwissenschaften, Geschichte und Allgemeinwissen als du, aber sie brauchen das später, weil sie keine Magie haben." "Das", meinte der kleine Potter: "Klingt grauenhaft. Zwölf statt sieben Jahren Schule, und dann schon in so jungen Jahren... Nein, ich werde lieber weiter zu Hause unterrichtet, das macht mit euch sehr viel Spaß." Sie blieben einen Moment still in der Hoffnung, ihn abgelenkt zu haben, allerdings nur bis Harry ergänzte: "Außer im Fußball, da will ich lieber im Ort unterrichtet werden! So gut ist Remus nun auch wieder nicht, und vor allem ist er nicht zehn, sondern nur einer!" Sirius stöhnte, da er immer noch nicht überzeugt war, dass es sich lohnte, dieses Risiko einzugehen.
"Ein paar soziale Kontakte könnten ihm wohl nicht schaden, Tatze. Freunde sind wichtig, oder zumindest Geschwister. Er ist im Urlaub mit den anderen Kindern richtig aufgeblüht. Die meisten Zauberer leben in Gemeinden oder haben viele Kinder. Arthur hat mindestens sechs, keine Ahnung ob nach unserer Flucht noch was kam, aber was ich sagen will, Harry sollte zumindest eine Saison spielen dürfen. Wir sehen ja, wie es läuft." Remus verstand Harrys Wunsch nach Kontakten sehr gut, denn ihm ging es ähnlich, nur hätte er so oder so in Abgeschiedenheit gelebt. Doch auch Sirius' Sorge verstand er nur zu gut.
"Aber hat doch Freunde, er hat uns!" "Sirius, er ist nicht James! Es tut mir leid, aber er ist 20 Jahre jünger, das ist nicht dasselbe!" Damit hatte Remus ins schwarze getroffen, denn Sirius gab nach. Er verglich Harry oft mit James, was leicht nachzuvollziehen und trotzdem falsch war, er war nicht ihr Bester Freund, er war mehr wie ein Sohn "Ja, ich weiß, ich weiß. Tut mir leid, Harry, wenn du das willst und kein Wort über Magie verlierst kannst du diese Saison spielen." Der Junge sprang voll Freude auf und lief jubelnd um den gedeckten Tisch, seinen Appetit hatte er vergessen.7. Mai 1988
Es klopfte an der Tür. Sirius schreckte aus dem Sessel hoch, in dem er bis eben gesessen und Kaffee getrunken hatte stellte leise, mit erhobenem Zauberstab, die Frage: "Wie hat Remus Lupin sich in seinem Streit mit Sirius Black vor drei Jahren genannt?" "Ich habe Hauself gesagt, wenn ich mich nicht irre", antwortete Remus durch die Tür. Sirius öffnete von innen die Haustür und lies Remus und einen matschigen Harry herein. "Mit der Frage verrätst du viel zu viel über die Bewohner, Sirius!", beschwerte sich Remus über seinen unvorsichtigen Freund. Dieser wurde jedoch gerade von Harry begrüßt, mit einem begeisterten "Hallo!" und einer schlammigen Umarmung, er verzog das Gesicht: "Hat wohl ziemlich geregnet beim Training, was?"
Harry war gerade von seinem dritten Fußballtraining nach Hause gekommen. Remus und er apparierten Samstag Vormittag an den Dorfrand, von wo aus sie zu Fuß zum Spielfeld gingen, Remus ging einkaufen oder sah Harry zu und nach zwei Stunden gingen sie zurück und disapparierten nach Hause. Für Remus war es kaum mehr Gefahr als früher, selbst wenn ihn jemand sehen sollte, der ihn kannte, was äußerst unwahrscheinlich war, so würde sich niemand wundern, dass er fern ab und allein in einem kleinen Dorf am Wald lebte, schließlich war bekannt, dass er ein Werwolf war. Dass jemand Harry erkannte war ebenfalls unwahrscheinlich, da man ihn zuletzt als Baby sah und auch wenn er seinem Vater ähnlich sah, konnte man es nicht allein daran fest machen, er konnte sich schließlich noch immer in eine ganz andere Richtung entwickeln als James.
Seit Harry in der örtlichen Fußballmannschaft spielte, war er merklich fröhlicher. Sein eintöniges Leben hatte endlich eine kleine Abwechslung bekommen. Auch wenn er mit Remus und Sirus viel Spaß hatte und viel lernte, sowohl normalen Schulstoff als auch Magie, war es doch in den vergangenen Jahren langweilig geworden, besonders, da sie nur Haus, Garten und ein bisschen Wald zur Verfügung hatten. Auf Sirius Rücken durch die Wälder jagen, mit ihm Quidditsch spielen, mit Remus kochen oder ihnen bei spannenden Erklärungen mit magischen Hilfsmitteln lauschen war zwar stets interessant, doch seit Jahren war es das gleiche und auf zu wenige Quadratmeter beschränkt. Besonders wenn er im Denkarium war konnte er sehen, wie anders das normale Leben zu sein schien, da es dort hunderte von gleichaltrigen auf einem Haufen gab, welche zusammen Lachten und Spiele spielten. Jetzt hatte er endlich ein Hobby und Kontakt zu gleichaltrigen, was ihm offensichtlich gut tat, auch wenn er kaum Freundschaften schließen konnte, da dies zwangsläufig zu besuchen und Fragen führen würde, was sie sich nicht erlauben konnten.
"Ja, hat es!", antwortete Harry nun: "Es war total lustig im Matsch! Ich verstehe mich schon total gut mit Dean und Marc und eigentlich mit allen!" Harry erzählte noch lange von seinem Tag, seinen Kameraden und er lachte dabei, die ganze Zeit. Wie er es jede Woche nach dem Training tat und auch an allen anderen Tagen kam er immer mal wieder auf eine Fußballgeschichte zurück, welche Sirius und Remus unbedingt hören mussten.
Die beiden freuten sich sehr für den kleinen, welcher ein ganz neue Seite an sich zeigte und durch die neue Herausforderung viel besser im Muggelunterricht aufpasste, weil er mit seinen Mitspielern über alles reden können wollte. Außerdem erhoffte er sich dadurch die Erlaubnis, auch im nächsten Jahr weiterzuspielen, wenn er die Gefahr sich zu verplappern regulierte. Bisher hatte Harry dahingehend noch keine klare Antwort erhalten, da niemand riskieren wollte, dass Sirius nach Azkaban musste. Dies war, wie Harry sehr wohl wusste, ein ganz schrecklicher Ort und noch eine Motivation für ihn, fleißig zu lernen.
DU LIEST GERADE
What if...? Harry James Black-Lupin || Harry Potter ff||
FanfictionWas wäre wenn? Was wäre passiert, wenn Sirius den kleinen Harry nicht an Hagrid abgegeben hätte? Wenn er ihn stattdessen aufgenommen hätte? Wenn er völlig überfordert und mitten in der Nacht vor Remus' Haustür aufgekreuzt wäre? Alle Rechte liegen b...