Als ich am nächsten Morgen von Conrad geweckt wurde war ich so Hunde müde,dass ich am liebsten noch weiter geschlafen hätte. Doch er ließ nicht locker. So viel ich mitbekam sprach er von etwas wie einem straffen Zeitplan. In dem Moment konnte ich mir überhaupt nichts unter dem Begriff straffer Zeitplan vorstellen. Na ja also er weckte mich und sagte,dass ich mich anziehen soll und so und um halb 9 zum Frühstück in die Küche kommen sollte. Verwundert schaute ich auf die Uhr und bemerkte,dass es erst halb 8 war. 5 Stunden habe ich gerade mal geschlafen,nachdem ich hellwach war...so fühlte ich mich auch. Kopfschmerzen und starke Müdigkeit quälten mich. Er bemerkte dies und sagte: „Ich sehe,dass du noch sehr Müde bist,aber...wir müssen uns heute ein bisschen ran halten. Denn ich will gerne mit dir in die Stadt fahren...Aber dafür müssen wir über die Regeln reden.“ Er schaute wieder sehr bestimmt und es machte mir Angst. Ich wusste nicht zu was er alles fähig war...und ich wollte es auch nicht wissen. Weshalb ich lieber alles tat,was er wollte. Vor allem wollte ich ihn nicht enttäuschen. Er war der einzige den ich hatte. Denn Lilly war weg...und Karl ja auch und alle anderen aus dem Heim auch...obwohl ich sie nicht so vermisste wie die anderen...aber trotzdem. Conrad war gerade der einzige Mensch in meinem Leben gewesen. Da ich ihn nicht verlieren wollte nickte ich einfach nur. Er sprach weiter: „Du weißt ja,dass bald Weihnachten ist. Und vielleicht hast du ja Lust mit mir auf den Weihnachtsmarkt zu gehen und...“,nach dem das Wort 'Weihnachtsmarkt' gefallen war,hörte ich ihm nicht mehr zu. 'Weihnachtsmarkt'...Karl hatte doch einen Stand gehabt...nun kam wieder der unerträgliche Schmerz zurück...das Loch in meinem Herzen wurde wieder aufgerissen,welches kurz vorher durch Conrad verschlossen wurde. Schnell dachte ich an etwas anderes. Weihnachten. Übermorgen ist Weihnachten. Und es hatte noch nicht geschneit. Ich liebte den Schnee. Jetzt halte ich es nicht mehr aus,wenn ich Schnee sehe... Schon als kleines Kind habe ich oft gern im Schnee gespielt. Mit dem Jungen von nebenan. Er war sehr nett hat mich aber manchmal genervt... „Alles in Ordnung? Du siehst so abwesend aus...“ ,seine Worte zogen mich aus meinen tiefen Gedanken. „Ja...alles...alles ok...“,ich nickte um meine Worte glaubhafter zu machen. Er lächelte,stand auf und ging zur Tür. Drehte sich noch einmal zu mir um und lächelte mir zu. Ich stand schnell auf um ihn nicht ansehen zu müssen... Es war alles einfach nur komisch...aber manchmal wollte ich bei ihm sein...in seiner Nähe und manchmal konnte ich ihn nicht leiden... Aber was sollte ich machen? Das einzige was mir in dem Moment blieb war mich umzuziehen...was ich auch tat. Mir gefiel es das so viele schöne Klamotten in dem Kleiderschrank waren. So gab es wenigstens eine schöne Auswahl. Nicht so wie es immer im Heim war... Zähne wollte ich mir eigentlich erst nach dem Essen putzen also wusste ich nicht was ich tun sollte als ich damit fertig war einen Zopf zu machen. Denn es waren gerade mal 10 Minuten vergangen. Also schaute ich mich im Spiegel an. Meine Haare sahen sehr schlimm aus,weshalb ich beschloss zu duschen. Ich hatte ja schließlich noch über eine Dreiviertelstunde. Beim Duschen ließ ich mir Zeit...ich versuchte auch mit dem Wasser meine Traurigkeit herunterzuspülen. Was sogar ein klein bisschen funktionierte. Denn nach der Dusche fühlte ich mich besser und zugleich noch sauberer. Da ich keinen Föhn im Bad fand machte ich mir schnell einen Dutt und sah wieder auf die Uhr. Es war jetzt viertel nach 8. Ich hätte noch eine Viertelstunde gehabt,aber da ich nicht wusste was ich hätte machen können ging ich nach oben in die Küche. Auf dem Weg dahin blieb ich in der Diele stehen und schaute aus dem Fenster. Es war schönes Wetter. Es schien die Sonne. Das fand ich zwar schön aber es war irgendwie auch doof. Denn der Schnee fehlte...so nahm mir das auch noch die letzte Hoffnung auf ein weißes Weihnachten. Denn die Chance,dass es morgen noch anfangen würde zu schneien ist ziemlich gering... Da ich den Anblick nicht ertragen konnte ging ich weiter. Doch ich blieb vor der ersten Tür auf der linken Seite stehen. Conrad hatte mir gesagt,dass ich diesen Raum niemals betreten durfte. Was mich damals nur noch mehr reizte. Ich schaute mich um,ob er in der nähe war. Ich lauschte ein wenig. Ich sah nicht und hörte ihn auch nicht. Also lehnte ich mich ein wenig vor und legte meine Hand auf die Türklinke. Ganz langsam erhöhte ich den Druck und drückte die Klinke langsam und so leise wie möglich runter. Dabei sah ich mich immer wieder panisch um. Doch die Tür bewegte sich nicht. Sie machte nur ein paar komische Geräusche. Ich hatte Angst,dass er es gehört haben könnte,also ließ ich sie schnell los und lief Richtung Küche. Ich lauschte an der Tür. Ich hörte Musik. Dear Darling. Ich liebte dieses Lied. Da ich ziemlich Hunger hatte öffnete ich die Tür. In der Küche sah ich Conrad an der Theke stehen. Er sang mit. Ich musste lächeln. Er konnte nicht besonders gut singen. Plötzlich drehte er sich um. Er lächelte verlegen. „Guten Morgen“,sagte ich und lächelte ihn an. „Ich habe keinen Fön gefunden. Deshalb sind meine Haare noch nass.“. „Guten Morgen,Sonnenschein.“,er hob seinen Arm an seinen Kopf und lächelte noch mehr „mit dir hätte ich jetzt noch gar nicht gerechnet.“. Ich schaute auf die große Uhr. Es war 5 nach 8. „Ich bin doch nur 10 Minuten früher“. Er drehte sich noch weiter um und ging langsam tanzend auf mich zu. „Na ja ich dachte du brauchst länger. Kannst du tanzen?“ Ich schaute ihn verdutzt an und lächelte. Er wirkte sehr süß. „Sag mal...Conrad wie alt bist du eigentlich?“ Schlagartig blieb er stehen...er wurde rot. „Wieso?“ Ich lächelte ihn an und tanzte auf ihn zu. Ich hatte lange nicht mehr getanzt. Dear Darling war zu Ende. Happy kam jetzt. Das Lied passte gerade super. Ich kam näher an ihn ran und blieb kurz vor ihm stehen. „Ich hab Hunger“. Er lächelte mich wieder an und drehte sich wieder zu der Theke. „Ich habe Brötchen und Früchte. Setzt dich schon mal ins Esszimmer ich bring dir alles hin. Gedeckt ist schon.“ Ich nickte blieb aber noch kurz vor ihm stehen und lächelte ihn wieder an. Ich war komisch gut gelaunt. Wusste aber nicht wieso...und es interessierte mich überhaupt nicht. Denn ich war seit langem wieder gut gelaunt. Ich wusste gar nicht mehr wie schön es war so glücklich und sorglos zu sein. Also ging ich ins Esszimmer. Der Tisch war schön gedeckt. Es standen 2 bunte Teller mit Besteck und einer Tasse und einem kleinen Schälchen drauf. Außerdem eine Blume. Sie sah sehr allein auf diesem großen Tisch aus. Sie erinnerte mich an mich selber... So ganz allein war diese Blume auf der Welt...auf diesem Tisch....in dieser Blumenvase... Ich wendete schnell meinen Blick ab...ich wollte nicht schon wieder traurig werden...ich wollte das Fröhlich sein genießen und es solange festhalten wie nur möglich. Mein Blick verfing sich nun am Fenster. Es war auch wieder so ein Milchglas. Man konnte nicht viel sehen...nur ob es hell oder dunkel war. Und es schien die Sonne. Ich freute mich. Sommer. Sonne. Sonnenschein. Das erinnerte mich an mein Lieblingslied als ich ein kleines Kind war. Ich hörte es mir immer mit dem Jungen von nebenan an...mit...ah....wie hieß er noch gleich? Connor? Collin? Christian? Nein. Ach es war ja auch egal. Aber das Lied ließ mich an die wunderschöne Zeit vor dem Heim erinnern. An das unbeschwerte Leben mit meinen Eltern...als ich noch in die Grundschule ging bzw. ich gerade in die Grundschule gekommen bin. Leider zogen wir ja dann später als ich so ungefähr 8 war weg. In irgend so eine komische Stadt. Damals vermisste ich Bidedau sehr. Alle Menschen waren so freundlich und hilfsbereit und einfach war alles dort perfekt. Nachdem wir nach Neustadt gezogen sind hat sich alles verändert...denn dort lernte meine Mutter ihren jetzigen neuen Ehemann kennen. Und dann nahm alles seinen schlimmen Lauf. Sie verließ meinen Vater,welcher auch schon eine neue Freundin hatte. Meine Mutter war nie eine schlechte Ehefrau oder Mutter gewesen. Aber sie wollte so schnell wie möglich ein neues Leben beginnen und ließ mich bei meinem Vater. Der hatte nie wirklich ein gutes Verhältnis mit mir gehabt bzw. gewollt... ich erfuhr,dass seine Freundin schwanger war...die beiden wollten ein neues Leben beginnen...ohne mich...wie ich mir schon vorstellen konnte. Ich ließ es geschehen dass sie mich ins Heim brachten,denn woran sollte ich noch glauben? Meine Mutter verließ mich und mein Vater auch... Alles war verloren. Doch dann fand ich ja einen „Mutter-Ersatz“.Pola war immer wie eine Mutter für mich gewesen. Ich konnte nie wirklich gut lesen doch Pola half mir dabei,weshalb ich viele Lesewettbewerbe gewann... Als sie dann tot im See gefunden wurde brach erneut eine Welt für mich zusammen. In meinem Leben brach bisher schon so oft meine Welt zusammen...und ich musste mit jedem mal mehr Kraft aufbringen sie wieder zusammen zu setzen...vielleicht war das ja auch der Grund warum ich so lange bei Conrad blieb ohne Gedanken daran zu haben abzuhauen. Vielleicht wollte ich ja einfach versuchen ein normales Leben zu haben. Indem ich beschützt bin...Wenn auch nur für kurze Zeit... Plötzlich öffnete Conrad die Tür. Ich erschrak mich so sehr,dass ich zusammen zuckte. Ich war ziemlich in Gedanken versunken. Doch jetzt konzentrierte ich mich ganz auf das Frühstück. Ich hatte solchen Hunger. Schließlich habe ich kaum was zum Abendbrot gegessen. Ich freute mich total auf das Essen,denn es sah köstlich aus. Er hatte Brötchen gekauft. Und er hatte sich solche Mühe gemacht mit dem Obstsalat. Ich setzte mich an den schon gedeckten Tisch und war einfach nur glücklich. „Fang schon mal an.“ Er ging zurück in die Küche und kam kurz darauf mit einem kleinen Radio wieder herein. Ich nahm mir ein Brötchen und frühstückte genüsslich. Währenddessen lief Happily von One Direction. Ich war bzw. bin ein totaler Fan von One Direction was meine Laune immer nach oben steigen lässt,wenn ich einen Song von ihnen gehört habe. Nach dem leckeren Brötchen genehmigte ich mir eine große Portion Fruchtsalat. Die Frische der Erdbeeren und der Kiwis machte mich noch glücklicher. Heute war einfach ein wunderschöner Tag. Nachdem ich fertig war mit Essen machte Conrad das Radio aus und griff nach meinem Arm. Er schaute mir tief in die Augen. „Also es geht um heute...du weißt ja,dass wir im die Stadt gehen wollen...weil ja bald Weihnachten ist und na ja du weißt ja...“,er schaute mir immer noch in die Augen und es kam mir so vor als ob er nicht blinzeln würde. „Ich möchte diesen großen Schritt eingehen...auch wenn es riskant ist oder werden kann...ich denke du vertraust mir und ich kann dir vertrauen. Stimmt das?“ Ich hörte ihm aufmerksam zu aber verstand nicht warum er mit mir in die Stadt wollte. Ich nickte nur. „Schön. Also es gibt nicht sehr viel zu besprechen...ich habe halt nur eine große Bitte...bitte versuch nicht abzuhauen...du weißt,dass du es bei mir immer gut haben wirst...und ich werde dich immer beschützen...immer auf dich aufpassen...eigentlich bin ich ja der einzige den du noch hast...“,ein ziemlich großer Kloß blieb mir im Hals stecken. „Du hast vollkommen recht...was würde es mir bringen abzuhauen?“ Ich war vollkommen idiotisch...Er sah glücklich aus...er ließ meinen Arm los und sagte: „Das mit deinen Haaren ist nicht schlimm...es ist warm draußen. Du kannst sie offen lassen,sie werden draußen an der Luft in der Sonne trocknen...es ist schon irgendwie verrückt oder?“,er lachte „Es ist bald Weihnachten und es ist so wunderschönes Wetter.“ Ich nickte. Sprechen konnte ich immer noch nicht. Und um ehrlich zu sein,ich wollte auch nicht sprechen. Er stand auf „So...ich werde jetzt abräumen und mich fertig machen. Du kannst dich solange noch ins Wohnzimmer setzen und Fernsehen. Ich werde dich dann gleich abholen und dann fahren wir in meinem schönen Auto in die Stadt.“. Ich stand auf und tat was er gesagt hatte. Ich ging ganz langsam von der Küche ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf das Sofa. Aber so wohl fühlte ich mich auch nicht. Ich saß ganz gerade auf dem Sofa und traute mich nicht mich anzulehnen. Ich saß einfach da und dachte nach...wieder über Karl...meine Gedanken „verschwendete“(so sagte Pola es immer) ich am liebsten an ihn....
*
Gleich war es soweit. Er stand noch in der Küche und räumte alles auf. Er war sehr aufgeregt. Natürlich hoffte er,dass alles klappen würde...,dass Gesa für immer bei ihm bleiben würde. Das sie vielleicht auch eines Tages heiraten würden,wenn die Zeit reif dazu wäre...wer weiß,was die Zukunft alles bringen wird. Das waren die Worte die seine Mutter immer sagte. Die Worte verstand er früher schon...und jetzt waren seine Wünsche endlich wahr geworden. Sie und Er. Für immer. Er konnte die Zukunft gar nicht erwarten...so schön und rosig stellte er sie sich vor.
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Fear-Meine Ängste
Teen FictionWas ist, wenn alle die du liebst ermordet werden? Was ist, wenn du niemanden hast, dem du vertrauen kannst? Und was ist wenn du plötzlich in einem völlig fremden Haus aufwachst und du viel neues über dein früheres Leben erfährst..als alles noch norm...