Er ging mit mir die Treppe hinauf. Langsam. Ich ging hinter ihm. Er hielt mich an der Hand. Wie ein Vater es bei seiner Tochter tun würde. Niemand sagte etwas. Ich war immer noch mit der ganzen Situation überfordert. Obwohl er mir schon einige Fragen beantwortet hat,blieb immer noch diese eine große Frage,die mir so unklar blieb. 'Warum?'...mit jeder Stufe stieg die Angst...die Unwissenheit auf das was mich hier erwarten würde,brachte mich fast um. Diese ganze Situation...war wie in einem Film...wie in einem Horrorfilm...wo das Mädchen von einem kranken Psychopathen gekidnappt wird und gequält wird... Es schauderte mir. Erst letztens habe ich so einen Horrorfilm geguckt...und danach Paranormal Activity 2. Das machte es gerade auch nicht besser...von einem Horrorfilm zum anderen...ich zwang mich dazu an etwas schönes zu denken! Karl. Unsere erste Begegnung. Tränen kamen mir wieder in die Augen... 'Gesa du darfst vor ihm keine Schwächen zeigen!',redete ich mir immer wieder ein. Die Treppe kam mir unendlich vor... er ging so langsam...ich fragte mich in dem Moment,was er wohl denkt...aber im nächsten Moment wollte ich es doch lieber nicht wissen. Nur noch ein paar Stufen! Nun wurde er komischerweise schneller. Er riss die Tür auf. Ich erschrak und zuckte zusammen. „Habe ich dich erschreckt?“,besorgt drehte er sich zu mir um und griff nach meiner anderen Hand. Ich zog sie zurück. 'So viel Körperkontakt wie möglich vermeiden!',riet ich mir selber. Ich musste zwar all meine Kraft sammeln,aber ich zog die andere Hand auch weg und sprach: „Nein...ich...ich...es ist alles in Ordnung...wirklich!“. Er schaute mich nur an. Er sagte nichts. Ich auch nicht. Sein Schweigen machte mir Angst...Er starrte mich an. Seine Augen funkelten. Um Augenkontakt zu vermeiden,schaute ich aus dem Fenster hinter ihm. Es war Milchglas...ich fragte mich warum. Traute mich aber nicht ihn zu fragen,weil ich Angst hatte ihn noch weiter anzustacheln...er verfolgte meinen Blick,denn er sagte: „Das ist das Fenster.“,seine Stimme war kühl „das hier ist der Flur. Die...Tür.“ er zeigte nach links und ich sah in seinem Gesichtsausdruck Panik. Ich schaute mir die Tür an. Sie war schön. Alt. „Hier ist der Durchgang zum Hauptflur. Vom Hauptflur aus geht es zur Küche,zum Esszimmer und zum Wohnzimmer.“,er zeigte nach rechts. Die Tür sah so aus,wie die unten. Nun fiel mir die Tür hinter ihm auf. Ich musste mich zur Seite lehnen um sie sehen zu können. Er schaute mich verwundert an. Ohne sich umzudrehen,sagte er: „Das ist die Tür zum Badezimmer.“,seine Stimme war immer noch so rau und kalt...'Na toll....jetzt hast du ihn auch noch verärgert...',ich hätte mich für meine Dummheit am liebsten geohrfeigt. Er sah meinen niedergeschlagenen Gesichtsausdruck und es interessierte ihn nicht... „Wenn du dich umdrehst,dann siehst du noch eine Tür. Aber durch sie wirst du nie gehen! Hast du gehört? Ich lasse dir viel Freiraum in meinem Haus,aber durch diese Tür gehst du nicht. Das ist mein...Büro. Und darin hast du nichts verloren...überhaupt nichts...“,er funkelte mich wieder so böse an. Er machte mir Angst... nun ging er mit mir durch den langen Hauptflur. Er war hell. In einem hellen braun Ton gestrichen. Es hing viel Krims Krams an den Wänden. Er ging sehr gerade. Am ende des Flurs bog er in eine Tür am rechten Rand ein. Er hielt mir die Tür auf. Ich sah ihm nicht in die Augen. Ich hatte immer noch zu sehr Angst vor ihm. Wir betraten die Küche. Es war eine Traumküche!Links neben der Tür befand sich eine Wand,an der ein paar Regale mit Gewürzen angebracht waren. An der Wand die rechts war,aber auch ein deutliches Stück weiter entfernt,hangen ein paar Bilder. Ich konnte nicht genau deuten was auf ihnen zu sehen war...anscheinend war es 'moderne Kunst' die ich mal wieder nicht verstand. Die Wand links ging nicht durch den ganzen Raum,sondern endete nach ungefähr 2 Metern und 'bog' nach links weg. Ich vermutete,dass es sich um eine Art Speisekammer handeln musste,denn es führte ein Tür in den Raum. wenn man weiter in die Küche ging,kam man direkt auf eine Kochinsel,mit einem, eingebautem Herd und Backofen. Links an der Wand gab es eine große schwarze Küchenarbeitsplatte,die an der Wand entlang platziert wurde. Auf der Platte ganz links stand eine Mikrowelle.Außerdem hingen über den Platten Hängeschränke in der gleichen Farbe. Ich vermutete Teller,Gläser und so weiter dahinter. In der Ecke,gab es einen großen Eckkühlschrank,der sehr luxuriös aussah. An der hinteren Wand ging es neben dem Kühlschrank weiter mit der Arbeitsplatte. Hier hingen keine Hängeschränke,sondern unter den Platten,gab es ein paar Schubladen,vermutlich für Besteck.Das weiße Waschbecken war ganz rechts platziert. Und direkt hinter dem Waschbecken war das Fenster. Die Küche war einfach nur der Hammer...obwohl sie sehr leer wirkte...es schien,als ob Conrad entweder noch nicht lange hier wohnte oder er fast nie die Küche benutze... „Das ist die Küche. Sie ist jetzt nicht so voll gestellt wie man es sonst von Küchen kennt,aber ist ja auch egal.“,er war immer noch schlecht gelaunt...und ich bekam Schuldgefühle. Wir gingen durch die Tür,neben dem Mülleimer. Dort war ein kleines Esszimmer. Es war,wenn ich mich nicht irre,in der gleichen Farbe wie der Flur gestrichen. Ein dunkelbrauner,großer Tisch stand in der Mitte. Mit 6 Stühlen in der gleichen Farbe. An der Wand hingen viele Bilder. Viele Bilder von Bidedau,dem kleinen verschlafenen Dorf,in dem ich zuerst mit meinen Eltern gewohnt habe. Es waren viele alte Bilder. Sie erinnerten mich an meine frühe Kindheit und machten mich wieder traurig. „Setz dich auf einen der Stühle. Ich mache etwas zu Essen. Hast du Hunger? Was willst du zum Abendbrot haben?“,er stand schon in der Tür zur Küche und schaute mich ungeduldig an. „Ich...ich habe noch keinen Hunger...“, er verdrehte nur die Augen und antwortete: „Du musst aber etwas Essen. Sonst bekommst du mitten in der Nacht Hunger und die Küche ist Nachts abgeschlossen. Also sag. Magst du Brötchen mit Wurst und Käse essen? Oder Salat? Ich habe alles da.“ „Oh...also....dann Salat.“,mit einem Nicken verschwand er in die Küche. Ich dachte nicht daran mich auf einen der Stühle zu setzten. Ich war viel zu aufgebracht um mich jetzt ruhig hinzusetzen. Ich ging zur Tür. Zu der anderen Tür,die mir aufgefallen ist. Ich öffnete sie vorsichtig. Sie führte zum Flur. Ich steckte meinen Kopf aus der Tür und schaute von links nach rechts. Um ihn nicht weiter zu verärgern,schloss ich die Tür. Die Bilder an den Wänden machten mich verrückt. War es nur ein Zufall,dass in seinem Wohnzimmer Bilder von dem Dorf hatte,in dem ich aufgewachsen bin? Ich ging einmal im Kreis an der Wand lang und schaute mir die Bilder ganz genau an. Sie verwirrten mich. Sie machten mich traurig...tränen stiegen mir wieder in die Augen.Plötzlich ging die Tür von der Küche wieder auf. Er kam herein. Ich drehte mich zu ihm um. Er sah,dass ich weinte. Sofort stellte er die Schale auf den Tisch und lief zu mir. Er nahm mich in den Arm...ohne Hemmungen. Auf einmal war wieder so liebevoll... er machte mir nur noch mehr Angst. Wieso konnte er sich so verstellen? Oder war das böse nur gespielt? Ich konnte seine Stimmungen nicht einschätzen... Er streichelte meinen Rücken und mit der anderen Hand hielt er meinen Hinterkopf und er flüsterte die ganze Zeit meinen Namen. Ich fing an zu zittern. „Du musst nicht weinen mein Herzchen! Alles ist gut...solange du mir gehorchst und bei mir bleibst! Die Welt ist voller Bösem...aber hier..bei mir...da bist du sicher.“,seine Stimme wurde wieder etwas bestimmter...blieb aber dennoch liebevoll. Ich genoss es in seinen Armen zu sein. Auch wenn ich ihn nicht wirklich kannte. Jeder würde mich verrückt nennen,aber ich hatte eine psychische Verbindung zu meinem Entführer. Als ob ich ihn schon ewig kannte und mich nicht vor ihm fürchten müsste...was ich eigentlich hätte tun sollen... „Wieso weinst du denn immer noch?“,seine Worte rissen mich aus meinen Gedanken wieder zurück in die Realität. „Ich...ich weiß nicht...die...die Bilder...sie machen mich...sie lassen mich an meine...Kindheit...“,bevor ich weiter sprechen konnte musste ich schlucken „an die Kindheit vor dem Heim. An die Zeit mit meinen Eltern ... an alles schöne...“,irgendetwas ließ mich ihm alles erzählen,was mir auf dem Herzen lag... alles was mich traurig machte. Plötzlich schoss mir der Gedanke in den Kopf,dass ich ihm einfach vertraute. Und deswegen dachte ich,schon wieder, ich wäre krank...anders...ja ich war schon immer anders...aber bis jetzt machte es mir auch nichts aus... „Komm Gesa.“,sagte er und zog mich an der Hand zum Tisch „essen wir erstmals. Es ist viel passiert...das müssen wir bzw. du erstmals sacken lassen...“ Er rückte mir einen Stuhl zurecht. So hatte ich das Fenster hinter mir. Er setzte sich zu meiner linken und stellte mir den Salat hin. Frisch war der nicht...er sah nämlich genau so aus wie der Salat aus dem Heim und er schmeckte genau so. Also wusste ich sofort,dass es Fertig-Salat war. Er sah mir beim Essen zu,und lächelte,als ob er noch nie ein Mädchen Salat essen gesehen hat... er machte mir immer mehr Angst...doch ich konnte nichts dagegen tun...ich war machtlos gegen ihn...gegen seine Stimmungen...
*
Sie ist so wunderschön,dachte er sich immer wieder. Wie hatte er es nur ohne sie ausgehalten? All die Jahre ohne mit ihr gesprochen zu haben. Nur gesehen hatte er sie so einige Male...in der Stadt...aber wen interessierte jetzt die Vergangenheit? Er hatte sie doch hier...bei sich...ganz nah...für immer...und ewig. Wie sehr er es liebte sie zu beobachten. Schon früher hatte er sie immer so gerne beobachtet. Das Haus von ihr lag immer so nah. Er musste sich nur an das Dachbodenfenster setzen und er konnte so schön in ihr Zimmer sehen. Ohne das sie ihn sah. Es war eine wunderbare Zeit...bis sie dann wegzog...es war das schlimmste. Aber Schluss mit der Vergangenheit. Es wird Zeit weiter ihr vertrauen zu gewinnen. Sein Plan ist gerade mal zur Hälfte fertig. Aber wie froh er doch war...er hatte schon oft vom Stockholm-Syndrom gehört...was ist wenn Gesa es auch hat und sich zu ihm,ihren Entführer,hingezogen fühlt...wie wunderschön das doch für ihn wäre...doch er durfte nichts überstürzen...nicht das es wieder weg geht...
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Fear-Meine Ängste
Dla nastolatkówWas ist, wenn alle die du liebst ermordet werden? Was ist, wenn du niemanden hast, dem du vertrauen kannst? Und was ist wenn du plötzlich in einem völlig fremden Haus aufwachst und du viel neues über dein früheres Leben erfährst..als alles noch norm...