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„Ya! Du Weichei! Wie kannst du nur ohnmächtig werden, weil du einen Engel siehst? Wach auf, du Idiot!" Jonghyuns Stimme schallte dauerhaft durch meinen Kopf und brachte mich dann doch irgendwann dazu meine Augen aufzureißen. Ich lag immer noch da wo ich umgekippt war, jeder lief an mir vor vorbei als würden sie mich nicht sehen. Schockiert über die Menschheit erhob ich mich und hielt mir den Kopf. Verletzt hatte ich mich nicht und doch fühlte er sich so schwer an.
„Ist grad alles ein bisschen viel, hm? Aber deswegen bin ich ja da, dann kann ich dich unterstützen!"

Jonghyun gab mir seine Hand, die ich dankend annahm. Nach ein paar Schritten fragte ich ihn ob wir vielleicht ins Krankenhaus gehen könnten. Ich konnte Taeyong nicht alleine lassen. Immer hin hatte ich ja Schuld daran, dass er da lag. Ich hätte schneller handeln müssen...

Im Krankenhaus haschte ich mit eiligen Schritten zum Aufzug und fuhr direkt in sein Stockwerk. Angekommen rannte ich den Flur entlang zu seinem Zimmer und riss die Tür auf.
Nein...
Als ich das leere Bett sah, nahm es mir das letzte Stück Leben aus dem Körper. Ich hätte schwören können, das sich so das sterben anfühlte.
Während ich die Luft anhielt, ging ich in die Knie. Wieder drehte sich alles, so als würde die Welt kollabieren.
Ich spürte eine starke Hand auf mir, die mehrmals auf meinen Rücken klopfte. „Ya! Beruhig dich Chaejin! Er wurde doch nur in ein anderes Zimmer verlegt, weil sein Zustand stabiler ist. Meine Güte!"
Jonghyun kam aus dem Nichts zu mir, kniete sich neben mich und lächelte leicht. Er sah so unbeschwert aus, als wäre alles so einfach, so als wäre er wirklich glücklich.
Erleichtert fing ich wieder an zu atmen und betete kurz für Taeyong.
Dann standen wir gemeinsam auf und Jonghyun führte mich in das neue Zimmer. Dort lief ich direkt zu meinem einzigen und gleichzeitig engsten Freund.
„Liebst du ihn?" fragte der Engel neugierig mit den Armen hinter seinem Rücken verschränkt, als er auf Taeyong zu kam. „Nein, wir haben sowas nicht. Ich liebe ihn, aber nicht als einen festen Freund.." gab ich ehrlich zu und ergriff die Hand von Taeyong, die überraschenderweise sehr warm war, als hätte sie eben noch jemand gehalten.
Jonghyun strich meinem Freund über die Stirn und klatschte ihm dann leicht auf die Wange. „Er ist hübsch, aber unterernährt.." sagte mein gegenüber, als wäre es eine abwertende Meinung. Ich ignorierte diesen Fakt und suchte das Gespräch mit dem Engel. Klingt albern nicht wahr?

„Warum bist du hier?"
„Hab ich doch schon gesagt, Chaejin! Ich unterstütze dich, solange bis ich wieder gehen kann!" antwortete er breit lächelnd, während er aus dem Fenster starrte, Richtung Himmel.
„Bist du wirklich ein Engel?" ich hatte so viele Fragen und ich stellte sie lieber jetzt, als später, wenn keine Zeit mehr war.
„Natürlich!" kicherte er und zeigte dabei auf sich „oder hab ich es dir nicht schon bewiesen?" doch. Ich schüttelte den Kopf und wank ab.
„Ist jetzt vielleicht Respektlos sowas zu fragen, aber wie bist du gestorben oder warum bist du tot??" ich konnte mich nicht zurück halten, weil die Neugierde zu groß war.

Jonghyun ging wieder in sich zusammen und wirkte extrem traurig. Es tat ihm weh, darüber nachzudenken, das merkte ein Blinder und Taubstummer auf die erste Sekunde. Trotzdem antwortete er mir.
„Naja, ich hab meine ganzen Freunde und meine Familie für das Paradies hinter mir gelassen. Hast du eine Ahnung wie grausam diese Welt ist? Voller Hass und Egoismus! Ich musste raus, weil niemand wissen wollte wer ich wirklich war. Ich war nicht nur ein Musiker, sondern auch ein Philosoph der gern über seine Probleme sprach!" er atmete kurz auf um nicht in Tränen auszubrechen, doch auch ich stand dem Wasser ziemlich nahe..
„Ich hab so oft gesagt, wie ich mit meinen Depressionen zu kämpfen hatte! Sogar öffentlich.. und trotzdem hatte niemand wirklich seine Ohren offen. Selbst die Lieder die ich verfasste, in denen meine ganzen Gefühle drinnen waren, niemand laß den Lyrik wirklich.. und dann wurde mir klar, in dieser Welt sollte ich meine Zeit nicht weiter verschwenden.." er schluchzte laut auf. „Ich hatte mein bestes gegeben! Alles was ich hatte, mein ganzes Potential und mein ganzes erspartes! Nur um einmal richtig erhört zu werden und niemand wollte mich hören. Und in einer solch grausamen Welt wollte ich keinen weiteren Atemzug mehr machen, da hab ich einen Abschiedsbrief geschrieben und mich mit Kohle erstickt, indem ich sie erhitzt hab." erklärte er mir zum Schluss schwer weinend. Nicht mal bei dem Viertel brach ich ebenfalls in Tränen aus und griff nach seiner Hand.
Ich hatte solche Schuldgefühle. Wie viele Menschen machten das bitte tagtäglich durch? Wieso war die Welt so grausam, das ein Mensch wie Jonghyun sich entschied lieber zu sterben als das Leben zu genießen?
Ich verstand ihn, ich wurde auch nie erhört. Nie hörten Mama und Papa zu. Gojin war es sowieso egal. Jeder ließ mich zurück und nur Taeyong war da. Hatte mich gerettet und wollte mir zuhören. verdammt! Ich hasste mich so sehr.

„Jedenfalls, möchte ich nicht dass dir sowas passiert. Also bin ich hier. Möchtest du mir was erzählen?" ich entschied mich dazu Jonghyun jedes kleinste Detail zu erzählen, von meinen ersten Schritten, bis zu dem Punkt als ich heute im Park auf einen Engel traf. Ihn, Jonghyun.

Als ich fertig war, zitterte ich schwer. So hatte ich vor einem halben Jahr zuletzt gezittert als ich einen Zusammenbruch vor Taeyong hatte.
„..Und deshalb wäre ich auch verdammt gerne tot.. ich hätte es verdient!" schniefte ich unglücklich über die ganze Situation, während ich zu meinem besten Freund starrte und noch mehr weinte.
„Der Tod ist nichts, was man sich wünschen sollte." murmelte Jonghyun bemitleidend, als er sich vorbeugte um meine Tränen wegzuwischen.
„Wenn das so wäre, würdest du leben!" fuhr ich ihn an und schrie vor lauter Schmerzen in der Brust auf, da mein Herz weh tat. Der Gedanke, dass hier jemand vor mir saß, der ähnliches durchstand wie ich und jetzt tot war, zerstörte mich innerlich.
„Uff! Du hast recht, aber ich will nicht, dass du an sowas denkst!" er reichte mir ein Taschentuch, damit ich schnäuzte. Erschöpft vom weinen sah ich zu ihm auf, Jonghyun starrte mir hoffnungsvoll in die Augen. Doch ich sah da etwas. Diese tote leere. Die Einsamkeit war in seinen Pupillen eingraviert und die Traurigkeit in ihnen war nicht wegzudenken. Wie konnte man das übersehen?! Ich hätte ihn zu Lebzeiten Unterstützen können, ihn aufrecht gehalten und ihm meine Hand reichen können, wenn die Zeiten wieder härter waren. Aber ich war Ahnungslos.
„Du siehst es. Weil du bist wie ich." er grinste, aber schwach. Er sah zu Taeyong und nahm dessen Hand in seine. „Er würde es auch sehen, wenn er wach wäre. Ich glaube das verbindet uns für eine Weile." grübelte er und schloss seine Augen.
„Wie willst du mir helfen?" platzte es aufeinmal aus mir raus und schockiert über mich selbst, schob ich mir schnell die Hand vor den Mund.
„Ich halte dich davon ab, dich umzubringen, falls er nicht schnell genug aufwacht." antwortete er lächelnd darauf, und stand auf. Die verwelkten Blumen auf dem Tisch, waren in sein Auge gefallen. Er nahm sie in die Hand und sie begannen wieder zu blühen, als wäre Leben in sie gewandert.
„Ich hätte mich nicht umgebracht." hauchte ich schwach als ich meinen Kopf auf das Bett ablegte.
„Lüg nicht.." er steckte die Blumen wieder in die Vase und gesellte sich wieder zu mir.
Dann schnaufte er verzweifelt „Chaejin, ich hätte eine Bitte!.."
Er erzählte mir von 4 Männern die er gerne sehen würde und er flehte darum, in der Zeit wo er hier war, ihn zu ihnen zu bringen.
Doch wie sollte ich das anstellen?
„Wie stellst du dir das vor? Sie sind prominente! Außerdem kann ich schlecht zu ihnen sagen ey ihr da! Jonghyuns Geist steht grad hier, neben mir. Ich soll ausrichten, dass es ihm gut geht! Die denken ich bin Irre."
Enttäuscht starrte er auf den Boden. Wieso verletzte ich jeden? ...
Zumindest könnte ich es versuchen, oder?
„Ya! Okay, okay. Tut mir leid! Wir kriegen das hin aber wir brauchen einen Plan." damit versuchte ich die Situation zu retten und anscheinend klappte es auch, da sich sein Gesicht erhellte und er wieder richtig strahlte.
„Ich möchte ihnen unbedingt sagen, wie leid es mir tut!" bestand er siegessicher und hüpfte auf. Es musste wunderschön sein, als Engel zu existieren..

„Und erst jetzt sehen wir die bittere Traurigkeit in den Augen von Jonghyun

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„Und erst jetzt sehen wir die bittere Traurigkeit in den Augen von Jonghyun.."
사랑해요❤️

Es ist ein Meilenstein, dass ich das hier geschrieben hab. Es ist schon mehr als 5 Monate her und Leute, es tut immer noch so fucking weh. Wie so ne offene Wunde.. ich hoffe wirklich dass es ihm gut geht. Ich versuche die Story sehr auf sein "ich" zu beziehen, damit jeder sieht was er für ein toller Mann war. Eine bedeutende Person in unserem Herzen.
Ich schreibe wahrscheinlich höchstens 10 Kapitel oder so. Obwohl ich mir überlegt hab ob ich die Geschichte nicht bis zum 18. Dezember hinaus zögere..
ich weiss nicht, wann ich das Kapitel hier veröffentliche, deshalb bleibt die Frage offen..

Ich danke dir fürs lesen, du hilfst mir damit wirklich sehr.. es tut wirklich noch ziemlich weh.. 😭

Diphylleia Grayi // KIM JONGHYUN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt