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Bis Sonntag morgen blieb ich stur an Taeyongs Seite.
Seine Kondition wurde gestern wieder Schlechter und seine Hände wurden kälter. Für einen Moment dachte ich, dass ich aufgeben müsste, doch jetzt wo ich spürte, dass seine Hände eine normale Temperatur hatten, fühlte ich mich beruhigt.

Jonghyun blieb gestern eine Weile weg. Wo, wusste ich nicht und ich hatte es nie erfahren. Aber ich wusste, dass es um seine Freunde ging, die wir an diesem Morgen besuchen würden.
Und dann stand er neben mir und bekam mich fast nicht weg von meinem besten Freund.
„Aigoo~~ Komm schon!" flehte Jonghyun als er meinen Pulli fast auseinander riss, währenddessen ich mich an das Bett klammerte und ihn unter halben Tränen anbettelte, den Ring Taeyong zu geben.
Nach wenigen Sekunden zog Jonghyun den Ring aus der Tasche und führte ihn über die schmalen Finger des rothaarigen.
„Du darfst nicht vergessen, dass ich immer ein Auge auf euch beide hab." meinte Jonghyun bevor er aus dem Zimmer ging, dicht gefolgt von mir.
„Das weiß ich."
Im Aufzug angekommen wurde ich nervös.
Wir trafen immerhin enge Freunde von Jonghyun und somit auch wundervolle Menschen, die ihre Gefühle durch Musik mit anderen Menschen auf der ganzen Welt teilten.
Andere wären so eifersüchtig auf mich, doch das war mir egal. Hier ging es um den letzten Wunsch eines Engels, bevor er ewige Ruhe fand. Und deshalb nahm ich mir vor, einmal in meinem Leben etwas richtig zu machen.

Ich drehte meinen Kopf zu Jonghyun der nervös hin und her wippte. Wahrscheinlich war er viel aufgeregter als ich und ich machte mir zu viele Gedanken.
Obwohl es nichtmal um mich ging. Ich hoffte fest drauf, dass alles wie geplant laufen würde.
Sonst hätte Jonghyun alles umsonst gemacht und ich würde mitsamt seiner Familie als verrückt abgestempelt werden. Und das wollte ich Familie Kim keineswegs antun, nicht um viel.
„Ich bin sicher, dass alles klappt." krächzte ich und machte damit meine Unsicherheit offensichtlich. Ich war dermaßen schlecht darin, meine Gefühle zu verstecken und ich hasste mich dafür so, so sehr.
Noch mehr für andere Sachen, doch das spielte hier keine Rolle.
Hier und heute war Jonghyun der Protagonist der Geschichte und war dabei nur seine Geschichte zu erzählen. Ich war hier, um ihn zu unterstützen. Um seine Flügel beim fliegen zu stützen, wenn es brenzlig werden würde.
Zumindest wusste ich, wo meine Position in diesem Leben war. Vielleicht zählte das in irgendeinem positiven Sinn.

„Ich hoffe es. Danke, Chaejin." er massierte meine rechte Schulter und lächelte mir breit zu.
„Ohne dich, wäre ich gar nicht so weit gekommen." Fügte er leise hinzu und umarmte mich kurz darauf unerwartet.
Ich beließ es dabei und wartete darauf, dass wir im Erdgeschoss ankamen.
-

Auf dem Weg zu Bushaltestelle sah ich hier und da Plakate von verschiedenen Bands. Irgendein Prominenter namens: Key schien heute Geburtstag zu haben.
„Wer zur Hölle ist Key?" kam es verwirrt von mir, als ich näher an das Plakat ran trat und wohl etwas zu spät realisierte.
SHINee.
Hysterisch drehte ich mich zu Jonghyun der das Plakat aus der Ferne verletzt angrinste.
„Ausgerechnet an seinem Geburtstag.." hauchte er kaum hörbar, da es ihm wohl die Luft aus der Lunge nahm.
Er sah blasser aus als sonst. Toter als sonst und das sagte ich ungern.
„Er wird es verstehen.." ich nahm zögernd seine Hand und hastete zum Bus, der kurz davor war loszufahren.
Auf der ganzen Fahrt blieb Jonghyun leise und gab keinen mucks von sich, nichtmal sein Miene verzog er. Ich machte mir Sorgen.
Schließlich wusste ich nicht, was in seinem Kopf vorging.

„Wir- Sind da.." flüsterte ich und griff nach seinem Ärmel, damit wir endlich ausstiegen.
Als wir auf der Straße standen, waren alle Lichter, Kerzen und Stände weg. Stattdessen waren die Straßen leer und kaum eine Menschenseele war auf dem Weg. Dabei war es mitten in der Früh.
Doch dann fiel mir ein, dass es Sonntag war, jeder musste frei gehabt haben.

Ich stapfte den Hang hinauf, während Jonghyun nur zögerlich folgte, als würde Blei an ihm gebunden sein und er wäre fast bewegungsunfähig.
„Wir sind gleich da! Komm doch!" rief ich und wank ihn hastig zu mir, doch er zögerte wieder.
„I-Ich hab Angst." er gab es zu, als wäre es etwas schlimmes, doch ich verstand ihn und umarmte ihn hastig, dann nahm ich seine Hand und zog ihn die letzten Meter hinter mir her.

Diphylleia Grayi // KIM JONGHYUN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt