Arrow - Wenn...

5

"Darf ich fragen, in welchem Bereich Mr Queen damals tätig war?" fragte Slax, er verpasste keine Chance, seinem Schützling einen Vorteil zu verschaffen.
"Das geht Sie nichts an, Sie haben nicht die nötige Geheimhaltungsfreigabe. Mr Queen wird in den nächsten paar Tagen an A.R.G.U.S. übergeben, er bekommt dort einen neuen Anwalt zugewiesen. Die Papiere lasse ich Ihnen noch zukommen. Das hier" sie machte eine Pause und eine Handbewegung, die die Anwesenden einschloss. "ist nur ein Höflichkeitsbesuch. Schönen Tag noch." Die Frau drehte sich elegant um und verließ den Raum.
Sprachlos sahen die drei Rechtsbeamten der adretten Frau hinterher.
"Das lassen wir nicht auf uns sitzen, oder?" fragte Slax langsam und die Richterin schüttelte entschieden den Kopf.
"Mr Queen gehört in eine psychiatrische Anstalt, nicht an die Front. Die hat ihn zu dem gemacht, der er ist. Wobei wir nicht einmal die leiseste Ahnung haben, was passiert ist." Der Psychologe machte sich wirklich Gedanken um den mutmaßlichen Rächer.
"Wie stehen wir dann vor der Stadt da?" fragte der DA nachdrücklich rhetorisch. "Wen rufen wir an?"

"Ms Queen, sind Sie sicher, dass Sie in den Zeugenstand wollen, falls es zu einem Prozess kommt? Ihr Bruder möchte das nicht." Thea hatte das geahnt. Ollie der Sturkopf wollte natürlich nicht, dass sie in den Zeugenstand trat. Doch nun hatte sie die Vormundschaft und sie würde echt alles tun um ihren Bruder da raus zu holen.
"Ja, bin ich."
"Gestern kam jemand von A.R.G.U.S. in das Büro der Richterin und hat uns erzählt, dass Ihr Bruder einst ein Agent dort war. Wissen Sie etwas darüber?"
"Ollie redet nicht über die Insel. Nie. Er lässt ab und zu ein paar Brocken fallen, doch ich hab keine Ahnung, was genau er mit A.R.G.U.S. zu tun hatte." Unsicherheit krallte sich in Theas Magen. Bei Malcolm hatte sie kämpfen gelernt und sie hatte geglaubt, ja sogar gehofft, dass Slade damals so ein Malcolm für Oliver gewesen war. Ein Freund, der einem hilft. Wenn sie jetzt an A.R.G.U.S. dachte und ihr A-Team... Sollte Ollie da etwa auch rein? Hatte er dort manche Grausamkeiten gelernt?
"Das ist gut, dann kann der Staatsanwalt Sie so viel dafür befragen wie sie wollen." Insgeheim war Slax enttäuscht, er hatte sich ein wenig mehr Drama erhofft. Mehr Wahrheit.
"Wissen Sie, es gibt viele Dinge im Leben meines Bruders, von denen niemand weiß und die niemand erleben will. Doch eines sollten Sie wissen. Auch wenn ich bald die Vormundschaft habe, er ist nicht unzurechnungsfähig, weder verrückt noch durchgeknallt. Traumatisiert? Vielleicht. Ein anderer Mensch? Definitiv. Doch sprechen Sie ganz normal mit ihm, seine einzige 'Störung' ist sein Beschützerinstinkt gegenüber allem und jedem, der ihm was bedeutet." Thea fand, Mr Slax sollte das wissen. Dass er keinen durchgeknallten, psychisch Kranken vertrat, sondern einen besonnenen, einsamen Mann. Slax hingegen glaubte ihr nicht wirklich. So wie er Oliver bisher gesehen hatte, leichenblass, wütend und müde, fand er, dass dieser sehr einem psychisch Kranken ähnelte. Die roten, gereizten Augen hatten den Rest erledigt um Slax seine Vorurteile zu bestätigen.
"Wenn Sie meinen. Ich werde aber empfehlen, Ihren Bruder in eine geschlossene Einrichtung für gewalttätige Straftäter mit Trauma einzuweisen."
"Besser als der elektrische Stuhl."
"Ja, dieser ist gar nicht so unwahrscheinlich bei dem, was ihr Bruder in den letzten paar Jahren getan hat. Mehrere Morde, fast genauso viele Fälle von Folter und dreimal so viele Fälle von Körperverletzung. Da kommt ordentlich was zusammen und das was er auf der Insel getan hat haben wir bisher völlig außer acht gelassen." sagte Slax und lehnte sich zurück. Ja, Oliver Queen hatte wahrhaftig nicht so gute Chancen und das tat ihm leid. Er hatte bestimmt immer gedacht, er würde das Richtige tun.
"Alles was er auf der Insel getan hat, hat er getan um zu überleben." Thea bemerkte Slax Zweifel und sein Mitleid. Doch das war nicht fair! Ollie hatte doch nie etwas Böses im Sinn, warum sollte er für etwas verurteilt werden, das er zum Überleben tun musste?
"So wie die Arbeit für A.R.G.U.S.? Wie Sie schon sagten, er spricht nicht über die Insel. Die Staatsanwaltschaft wird ihn wahrscheinlich als Verrücktes Monster darstellen, wenn wir Glück haben bestehen sie auch auf Einweisung." Olivers Anwalt hielt das für eine grandiose Idee, so musste es gar keine Gerichtsverhandlung geben!
"Das ist keine wirklich gute Idee. Ich wette Ollie ist davon nicht allzu begeistert." gab Thea zu bedenken.
"'Ollie' kann von gar nichts mehr begeistert sein, wenn sie ihn auf den elektrischen Stuhl setzen." Thea seufzte und fuhr sich durch die kurzen Haare. Sie wünschte sich Roy her, doch der war seit ungefähr einem halben Jahr in Europa. Den Mord an dem Polizisten hatte er doch nicht so gut weggesteckt wie er dachte und er versuchte 'den Kopf frei zu kriegen' wie er sagte.
"Wir müssen es versuchen Miss Queen!" sagte Slax noch einmal eindringlicher und Thea nickte ergeben.

Eine Stunde später stand Thea an dem großen Fenster und sah auf die Stadt hinab, das Headset in den Ohren und sie lauschte den Freizeichen.
"Smoak?"
"Hallo Felicity." sagte Thea und lächelte. Die Frau die sein Bruder liebte Klang hochkonzentriert, wie immer.
"Ach, hey Thea, was gibt's? Ich hab mir die Pläne vom Iron Heights angesehen, es gibt drei Ausgänge, einer davon-" plapperte sie los, doch Tja unterbrach sie.
"Streich das Iron Heights, Ollie wird bald in eine psychiatrische Klinik überwiesen. Da sollte man leichter einbrechen können."
"Weißt du schon wo?" fragte sie interessiert.
"Nein, ich geb dir aber bescheid. Hast du was von Dig gehört?
"Na ja, nicht wirklich. Er ist wohl immer noch ziemlich sauer, dass Oliver Lyla entführt hat. Wir sollten nicht mit seiner Hilfe rechnen."
"Okay, schade." Thea machte eine Pause bevor sie die nächste kritische Frage stellte. "Wirst du aussagen?"
"Ich weiß es noch nicht. Ich meine, einerseits weiß ich so viel über Oliver, das ihn belasten könnte, man könnte mich mit anklagen, man könnte-" Felicitys Satz brach ab und Thea hörte die Verzweiflung darin. "Andererseits will ich den Menschen auch erzählen was für ein toller Mensch Ollie ist und war und immer sein wird, und dass er sich immer weiter entwickelt."