Heute werde ich es ihm sagen! Heute werde ich ihm sagen, was ich fühle!
Mit viel zu laut hämmernden Herzen stand ich auf der Rolltreppe und fuhr der Ungewissheit entgegen, was, zugegebener Massen, ziemlich theatralisch Klang, aber dennoch der Wahrheit entsprach. Schließlich hatte ich auch nichts Geringeres vor, als einem sehr guten Kumpel von mir meine Liebe zu gestehen. Ich finde, bei so einem Wagnis darf man ruhig mal in wulstigere Gefilde schwappen.
Die Shoppingmall war für einen Donnerstagnachmittag recht voll und so zuckelte die völlig überbeladene, quietschende und eindeutig in die Jahre gekommene Metalltreppe nur sehr langsam nach oben. Ich war mit Nils, (Mein, ebenfalls wie die Rolltreppe, völlig überlastetes Herz winselte und schlug sogar noch einen Tucken schneller, nur als ich den Namen dachte! Argh...), vor dem Frozen Yoghurt Laden verabredet. Er wollte sich ein Surfbrett kaufen für den Sommerurlaub in Mexiko. Ich musste ehrlich sagen, das Bild von Nils sehr wohlgeformten Körper nur in Badehose über und über mit glitzernden Wassertropfen (Memo an mich: Es war eindeutige ein Fehler gestern Abend Twillight zu schauen, aber es war echt nur Scheiß im TV!) bedeckt, ließ ein anderes Körperteil eher weiter mittig meines Körpers winseln...
Ich räusperte mich verhalten und versuchte weiterhin sehr lässig und cool zu wirken. Ich war mir ziemlich sicher, dass das nicht funktionierte, denn ich wirkte auch unter normalen Bedingungen alles andere als lässig oder gar cool, geschweige denn beides. Unwirsch fuhr ich mir durch die schulterlangen Haare und versuchte mich an den Gedanken zu klammern, dass er sich gerne mit mir traf, dass er meine Meinung schätzte. Schließlich hatte er mich gefragt, ob ich ihn nicht beraten könnte bei seinem Kauf.
Natürlich hatte ich sofort zugesagt, ich war nämlich so was Ähnliches wie ein durchgeknallter Junkie (Auf positive Art und Weise aber!) von jeglichen Sportarten, die auf einem einzelnen Board durchgeführt wurden. Dass ich aber bis jetzt jedoch nur zweimal auf 'nem Surfbrett gestanden hatte, hatte ich dezent verschwiegen ...
Ich atmete noch einmal kurz tief durch, als die Rolltreppe mich endlich an mein Ziel brachte, und hielt Ausschau nach seinem schwarzen Wuschelkopf. Frustriert nahm ich zur Kenntnis, dass weit und breit noch keiner zu sehen war und ich knibbelte nervös an meinem Lederarmband, bevor ich kurz auf mein Handydisplay schaute.
Es war eigentlich richtig peinlich, dass ich tatsächlich 15 Minuten vor der verabredeten Zeit am Treffpunkt erschien. Ein weiteres Indiz für mein imaginäres Armutszeugnis und meiner eindeutigen Verschossenheit in meine Diskobekanntschaft.
Ungefähr vor zwei Monaten hatte ich auf einer dieser Partys, die von den Abschlussklassen unserer Schule organisiert wurden, um ihre Kasse aufzustocken, Nils zufällig kennengelernt. Was als banale Feststellung von Gemeinsamkeiten und ähnlichen Interessen anfing, wurde eine lockere Freundschaft und für mich schließlich sogar zu einer peinlichen Verknalltheit, die immer wieder in schon fast epischen Peinlichkeiten meinerseits bei Treffen ausartete.
Und ... nun ja ... Ich hoffte, obwohl der Schwarzhaarige nie eine Andeutung in die Richtung gemacht hatte, dass er irgendwie aufs gleiche Geschlecht stehen würde oder könnte, dass ich ihn trotzdem nicht kalt ließ. Manchmal, jetzt echt ohne Mist, wenn wir uns ansahen oder wir uns zufällig berührten ... Naja, irgendwie war da schon irgendwas ... Irgendwie ... Doch ... Ja ...Ich war mir fast ... Also eigentlich ... Sicher ... So halb!
Verzag räusperte ich mich und kratzte mir über den Handrücken, bevor ich meinen Blick wieder durch die Menge schweifen ließ.
So kam es schließlich auch, dass ich mich nach sehr langem und hitzigem Überlegen mit meinen besten Freunden dazu entschlossen hatte, es ihm zu sagen. Naja ... Entschlossen war das falsche Wort, so im Nachhinein, war das hier alles gar nicht meine Idee ... Nur, wenn ich mit den Beiden zusammenhocke, erschien mir ihr blödes Gelabber immer so logisch ... Verdammter Mist, verfluchter ...
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Junk Love
RomanceWie viel ist man Wert? Wie viel ist man sich selber wert? Und woher weiß man, dass es genug ist? Lui ist sich absolut nicht sicher, was er im Leben will. Sei es in der Schule, wo sich seine Begeisterung und die Begeisterung über ihn ziemlich in Gren...