Das Eine oder das Andere

122 5 5
                                    


Die Luft der hellen Küche Familie Seiferts war mit den schmackhaften Gerüchen von Tomaten, Oregano und Rosmarin gefüllt.

Seit guten Zwanzig Minuten blubberte eine monströse Lasagne im Ofen, vor dem Felix gierig Stellung bezogen hatte.

Manchmal war es fast lächerlich, wie sehr er auf Essen fixiert war.

Herr Seifert schilderte gerade sehr kunstvoll, wie er beinahe einer seiner nervigen Kunden durchs Telefon gezogen hätte um ihm mal ordentlichen den Kopf zu waschen und Liz lachte amüsiert vor sich her. „Manche Leute...", schloss er seine Geschichte und nahm einen tiefen Schluck von seinem Feierabendbier, „Man könnte meinen Erziehung wäre ein Fremdwort!" „Tja, kann halt nicht jeder so wohlerzogen sein wie wir!", nickte Felix weise. Sein Vater sah ihn nicht überzeugt an.

„Jungs vom Blaulicht und Mädchen vom Rotlicht fernhalten, dann ist alles gut...", sagte plötzlich Kalle und schlürfte sein drittes Trinkpäckchen leer. „Das ist also dein Grundsatz bei der Kindererziehung?", Frau Seifert verdrehte milde die Augen. „So wird was aus den Blagen obwohl, bei euch wäre das wohl genau anders rum...", meinte Kalle schließlich, Felix griente ihn frech an.

„Staryy̆ Mishok!", flötete Felix und bekam von Kalle nur ein „Shakhray̆!", zurück. „Kein Ukrainisch!", warf Frau Seifert schnell ein und sah wie weit die Lasagne war, „Ich will verstehen was ihr beide ausheckt..."

„Hören und verstehen ist ein Unterschied...", nuschelte Kalle und ich grinste unterdrückt, als ihm die blonde Frau einen pikierten Blick zu warf.

„Sag mal Kalle hast du morgen Nachmittag Zeit? Ich will ein paar neue Bilder für meinen Blog machen. Wie wäre es, wenn du mich mit 'nem Gehstock durch den Garten jagst...", warf plötzlich Felix ein, nach dem ihm seine Mutter vom Ofen verscheucht hatte. „Wenn ich wirklich zu hauen darf...", sagte Kalle schlicht. „Klar, wenn du mich kriegst!", Felix kramte Besteck aus einer Schublade und Liz holte die Teller aus dem Schrank über der Spüle.

„Also Lui...", unterbrach Herr Seifert die eigenwilligen Schilderungen von Felix Hobbys und lächelte mich leicht an, „Wie geht's zu Hause?"

Ich zuckte unbestimmt mit den Schultern. „Meine Schwestern arbeiten- Immer noch! Und meine Mutter noch immer nicht!", sagte ich und strich über die vier Zinken meiner Gabel. „Dafür hat sie jetzt die Kabala für sich entdeckt, ihr neuer Freund nimmt sie mit zum Meditieren...", ich konnte nicht anders als resigniert klingen. „Das klingt...", versuchte der Vater meiner besten Freunde einen neutralen Ausdruck für die neusten Eskapaden meiner Mutter zu finden, als Kalle und Felix gelichzeitig einwarfen: „Nach Schwachsinn!"

Ich nickte stumpf.

„Aber schön, dass es bei deinen Schwestern mit der Arbeit läuft!", warf Frau Seifert schnell ein. „Ja, auf die Gorgonenschwestern ist Verlass!", hüstelte Felix und ich grinste leicht.

Da meine Mutter wahrscheinlich der unzuverlässigste Mensch der ganzen Welt war, hatten meine beiden sechs Jahre älteren Zwillings Schwestern, (Eigentlich gruselig wie viele Zwillinge mein Leben bestimmten?!), schnell die Verantwortung notgedrungen übernommen. Ich war ihnen auch dankbar dafür, denn, wenn die beiden nicht dafür sorgen würden, dass etwas Ordnung bei uns zu Hause herrschte würden wir wahrscheinlich längst alle auf der Straße sitzen.

Das Problem war nur das die beiden ihre Rolle als Ersatz- Eltern bei mir etwas zu genau nahmen und mich nicht wie 17, sondern wie sieben behandelten. Wenn sie könnten würden sie jeden Teil meines Lebens kontrollieren, überwachen und planen.

Außerdem konnte sie Felix und Liz absolut nicht leiden und erlaubten nie, dass die beiden mich besuchten. Obwohl ich eigentlich glaubte, dass Liz an sich das kleinere Problem darstellte, obwohl sie sie noch nicht mit ihrem neuen Septum gesehen hatten.

Junk LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt