„Oh...", verließ es unbestimmt Nils. Ich starrte weiter auf Felix in Jeromes Armen. Felix öffnete die Augen. Sah mich, sah Nils. Nils, der aussah als hätte man vor ihm 'ne Katze geschlachtet, ich schüttelte wieder seine Hand ab und ging rein.
Die Haustür fiel hinter mir ins Schloss. Immer wieder sah ich Felix!
Felix in Jeromes Armen. Felix, der nichts dazu gesagt hatte. Nils, der mir sagte, dass er mich mochte. Nils, der angewidert zwei Jungs beim Küssen sah. Felix, der ...
Hinter mir klopfte es an die Haustür. Ich rannte ins Wohnzimmer. „Lui, wo...", kam es mir entgegen, doch ich ignorierte alles. Ich stürmte durchs Wohnzimmer in mein Zimmer, schnappte mir mein Skateboard, der Alkohol machte alles schlimmer und besser.
Mein Kopf, mein Magen- Alles drehte sich!
Ohne auf irgendwen zu achten, stieg ich durchs Fenster hinaus in die Nacht. Rannte die Auffahrt hoch, meinen Namen im Nacken und sprang auf mein Skateboard. Die Rollen ratterten und die nun etwas kühlere Luft fraß sich in meine bloßen Arme.
Er liebte Felix, er...
Liebte Felix ihn auch?
Und warum störte es mich so... Warum?
Ich sah Felix freches Grinsen, seine warmen Hände, sein...
Nein! Nein! Nein! Es gab nur eins! Freundschaft oder Sex! Es gab nicht beides! Wieder hörte ich Jeromes Worte: „Felix... Ich liebe dich!"
Er konnte ich nicht lieben, Felix würde ihn nicht...
Aber warum hatte er ihn nicht weggeschickt? Warum hatte er nicht... Warum...
Und dann Nils! Nils, der wollte, dass er mir wichtig ist! Dem ich wichtig war- Angeblich! Nils, der es abstoßend fand, dass sich zwei Jungs vor ihm küssten! Nils... Ich...
„Fuck!"
Immer schneller fuhr ich durchs Dunkle. Die Straßen waren so gut wie leer. Ich wollte einfach nur noch weg! Weg von all dem! Weg von Nils, Felix, Jerome und meinem eigenen nervenden Gedanken!
Was wollte ich eigentlich, wen wollte ich eigentlich?
Zum Schluss war ich einfach nicht besser als meine Mum, die sich jede Woche 'nen neuen Kerl suchte, ne neue Lebenseinstellung ... Die...
Wieder sah ich Felix! Wie hatte er sich von Jerome küssen lassen können? Warum wollte Nils, dass ich ihm wichtig war, warum...
Ein Ruck ging durchs Board! Ich strauchelte, verlor die Kontrolle...
„Was...", doch bevor ich mehr als einen erstaunten Ausruf machen konnte, bremste ich schon mit meinem Gesicht auf dem Asphalt.
Stockend holte ich Luft.
Zuerst spürte ich nichts außer meinem rasenden Herzen und den Alkohol, der immer noch wie verrückt durch meine Venen schoss. Zittrig hob ich den Kopf, versuchte auf zu stehen. Und: „Ah!" Ein stechender Schmerz.
Ich drückte mich erneut ab und spürte, wie sich etwas tief in meine Handgelenke bohrt. Glasscherben! Ich war genau in Scherben rein gerast.
Mit so viel Kraft, wie ich noch hatte, wollte ich mich auf den Rücken drehen, doch mein rechtes Bein lehnte den Vorschlag so radikal ab das mir die Tränen kamen. Ich konnte es kaum bewegen. Ich... Fuck! Sowas konnte doch auch nur mir passieren!
Weiter liefen die Tränen mir das Gesicht lang runter. Was mache ich den jetzt nur? Was?
Alles tat weh, die Scherben schnitten immer weiter in meine Hände.
Ich bin so lächerlich, zu nichts zu gebrauchen... Ich...
„LUI!" Das war doch... „Verdammt Lui!", sanfte Hände schoben sich unter mich und ich würde auf den Rücken gedreht. Mit Tränen verschleierten Blick sah ich in dunkelblaue Augen.
Umständlich setzte ich mich auf. „Kannst du mir mal erklären, was in dich gefahren ist?", schon fast tadelnd sah Felix mich an. Ich hob meine Hände und besah mir meine blutenden Handballen. „Scheiße...", fluchte er weiter und zog sie näher zu sich. Sanft pustete er darüber.
„Natürlich musstest du genau in Glas fallen! Wo auch sonst rein!", er schimpfte. „Ich hab' das nicht gesehen im Dunkeln...", sagte ich leise.
Er sah mich wütend und besorgt zu gleich. Er atmete schwer, und ein paar seiner lila Strähnen klebten ihm nass im Gesicht. „Du bist mir nachgerannt?", fragte ich leise. „Natürlich bin ich dir nachgerannt!", sagte Felix aufgebracht, „Du kannst doch nicht einfach stockbesoffen nachts mit dem Skateboard durch die Stadt gurken! Du kannst froh sein das, das hier kein Auto war..."
„Aber warum bist du mir nachgelaufen?" „Wir müssen dich hier wegkriegen, kannst du aufstehen ... Ich... Verfluchter Mist!" „Was?", ich folgte Felix Blick zu meinen Beinen. Das Knie meines rechten Beines war ein großer blutiger Kloß. „Oh..." „Oh?", Felix sah mich entsetzt an. „Hast du dir auch den Kopf gestoßen?"
Ernsthaft besorgt strich er mir die Haare aus der Stirn. „Kannst du dein Bein noch bewegen?" Ich versuchte es zu bewegen. Es wollte, wenn auch nur unter großen Protest. „Au..." „Aber es geht?!" Ich nickte. „Dann ist es wenigstens nicht gebrochen.
Felix stand auf und streckte mir die Hände hin, ich sah zu ihm hoch. Dieser Moment war das perfekte Beispiel für unsere Freundschaft...
Ich klein und kaputt am Boden und Felix über mir. Felix, ohne den ich nicht aufstehen könnte.
Selbst wenn es bei Felix Sex und Gefühle bei einer Person zusammengeben würde, würde ich niemals diese Person sein. Niemals...
„Bitte Lui!", erseufzte, „Bitte, nimm meine Hand..."
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Junk Love
RomanceWie viel ist man Wert? Wie viel ist man sich selber wert? Und woher weiß man, dass es genug ist? Lui ist sich absolut nicht sicher, was er im Leben will. Sei es in der Schule, wo sich seine Begeisterung und die Begeisterung über ihn ziemlich in Gren...