Familie Seifert

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„Du hast dich verliebt?", wiederholte ich vollkommen geflasht und richtete mich so schnell kerzengrade auf, dass Felix mit hochgedrückt wurde und sich sein zweites Stück Pizza auf die Brust klatschte.

„Ey!", fluchte er, doch ich ignorierte ihn und fixierte Liz, welche mit gleichgültiger Miene einen weiteren Schluck Eistee nahm.

„Ich fasse es nicht...", ungläubig legte ich mein Stück Pizza zurück auf den Teller, ich war immer davon ausgegangen, da Felix eindeutig zu viel sexuelles, ähm, nennen wir es einfach mal Bestreben, hatte würde Liz schlicht einfach keins haben. „Du...Ich fass es nicht...", ungläubig schüttelte ich den Kopf.

„Ich auch nicht!", murrte neben mir Felix, „Das war eins meiner Lieblingsshirts!" „Was?", verwirrt sah ich zur Seite. Ein riesiger roter Fleck war da, wo zu vor noch keiner gewesen war. „Du musst den Fleck einweichen...", meinte Liz schlicht, ihr Bruder zog sich also sein Shirt über den Kopf und zeigte seinen tätowierten und unverschämt gut gebauten Oberkörper.

Als ich Felix kennenlernte, hatte er schlicht ein kleines Eisenschloss auf dem Handgelenk tätowiert, wozu Liz den passenden Schlüssel an derselben Stelle tätowiert hatte.

In den drei Jahren unsere Freundschaft waren jedoch noch einiges an Tinte auf seinen Körper gekleckert wurden. Auf seinem Schlüsselbein entlang stand nun in schwarzen Lettern: „kiss kiss bang bang" und ein kleines Stück darunter, wo das Herz saß, hatte sich Felix in einer dünnen schwarzen Strichellinie ein Herz, wie aus einer Bastelanleitung stechen lassen, unter welchem eine kleine Schere zu sehen war.

„Reicht es, wenn ich einfach nur Wasser drauf kipp?", fragte er beim Aufstehen, betrachtete kritisch das Massaker auf dem davor blütenweißen Stoff und offenbarte ein weiteres Tattoo. In leicht krakligen Buchstaben stand schräg unter seinem Bauchnabel: „Are You Ready?" Mit einem dezent eindeutigen Pfeil Richtung unten...

„Mach noch etwas Waschmittel drauf!", Liz nahm sich nun auch ein zweites Stück der Pizza und ich sah Felix in Gedanken nach, seit einem Monat hatte er nun auch auf seinem Rücken ein Tattoo, was seinen Anker auf dem linken und sein Steuerrad auf dem rechten Oberarm reich verziert verband. Halb im Nacken war ein detaillierter Kompass zu sehen unter dem eine Schiffszenerie, die zu Moby Dick passen würde, abgebildet war, zusammen mit dem Spruch: „We cannot direct the wind, but we can adjust the sails" Ich musste ehrlich sagen, ich würde mir nie 'ne Nadel mit Farbe auf den Körper hauen... Aber das hatte schon irgendwie Stil!

Genauso wie die beiden Wörter „Fuck" und „You" auf seinen Fersen.

Liz schmunzelte, als sie ein schepperndes Geräusch aus dem Bad gepaart mit den verschiedensten Flüchen vernahm, wahrscheinlich hatte Felix die ganze Waschmittelpackung aufs T-Shirt gehauen.

„Du bist wirklich...", setzte ich an und ihre dunklen Augen sahen mich kurz an, bevor sie erneut einen Schluck Eistee nahm. „Ja, ich bin mir ziemlich sicher.", meinte sie schlicht. „Und in...", setzte ich an. „Marry Jane", sagte sie doch sofort und einer ihrer Mundwinkel zuckt leicht. „Oh, co... Marry Jane?", mir klappte der Mund runter.

Ich musste mich gerade verhört haben. Liz konnte nicht Marry Jane meinen, vielleicht kannte sie noch jemanden der diesen Namen hatte! Sie konnte nicht die Sambakönigin unsere Schule Marry Jane Lorenzo meinen! Das war einfach unmöglich, das war einfach...

„Ernsthaft?!", sagte ich und sie lächelte nun wirklich. „Bist du so überrascht?", fragte sie und brach ihren Pizzakanten in zwei Teile und begann an dem einen zu knabbern. „Marry Jane ist...", setzte ich an, wusste aber nicht wirklich wie ich Ausdrücken sollte das, naja... Marry Jane und Liz waren wie... wie Feuer und Wasser! Nein, wie Feuer und Eis! In irgendwie allem, was ich mir vorstellen konnte... „Marry Jane ist...", erneut setzte ich erneut an doch Liz beendete den Satz: „Ein Mädchen!"

Junk LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt