Verliebt

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Seufzend stand ich an der gerade rot blinkenden Ampel und versuchte krampfhaft nicht so uncool zu wirken, wie ich mich gerade fühlte.

Mir war schlichtweg zum Heulen zumute und das Gefühl, der größte Trottel auf dieser tollen Welt zu sein half hervorragend meine zuvor aufgeregte, fast flatternde Nervosität in eine waschechte Depression zu verwandeln.

Es war ja klar gewesen, wie der ganze Mist ausgehen würde. Das kommt davon, wenn ich mir einmal Hoffnungen machte. Das kommt davon, wenn man einmal glaubt, man wäre halt mal irgendwie mehr für jemanden, der mehr für einen selbst ist ...

Blödes verliebt sein!

Was brachte der Mist den, außer verheulte Augen und vielleicht noch ein paar morbide Todessehnsüchte?

Nach dem Nils mir eindeutig verklickert hatte, dass er nichts von Schwulen hielt hatte ich nach dem er sein Surfbrett ausgesucht hatte fluchtartig das Weite gesucht, sein verwirrter, fast enttäuschter Blick als er ich von dannen gezogen war hatte ich nur sehr schwer ertragen ...

Warum sieht er mich überhaupt so an, wenn er den Gedanken von zwei Penissen nicht erträgt?

Die Ampel sprang auf grün und ich überquerte auf meinem Skatboard die Straße. Das rhythmische Rattern der Räder hatte etwas Beruhigendes und ich beschleunigte etwas mein Tempo als ich mich durch die Fußgänger, welche mir böse hinter hersahen, schlängelte in Richtung Altstadt.

10 Minuten später hatte ich mein Ziel am Rande des Nordparks erreicht und tapste betreten die kurze Auffahrt hoch zu der schweren alten Eichenholztür, die trotz des weißen Anstrichs und der Milchglasfenster etwas unüberbrückbares Massives hatte.

Mit dem Skateboard unter den Arm geklemmt drückte ich die Klingel über dem in filigraner Schrift Seifert stand, welche ein nasales Surren ertönen ließ und lehnte meine Stirn gegen die Oberfläche der Tür.

Es dauerte kaum drei Atemzüge lang, als die Tür aufgemacht wurde und ich einem dunkelblauen Augenpaar entgegensah, das einem ziemlich hübschen Mädchen gehörte.

Ich sah meine beste Freundin Lisa Seifert, die ich noch nie so, sondern immer nur Liz genannt hatte, an und sie zog eine ihrer schmalen, schwarzen Brauen hoch und musterte mich kurz, bevor ihren gepiercten Lippen ein „Oh weh ...", hervor brachten und sie schlicht einen Schritt zur Seite machte, damit ich rein kommen konnte.

Ihre kurzen glatten schwarzen Haare mit den orangeroten Strähnen vorne standen stilvoll ab und gaben den Blick auf ihre getunnelten Ohren frei. Sie trug noch das schwarze T-Shirt und die schwarze schlichte Hose, die sie auch in der Schule angehabt hatte, und richtete sich, als ich mir die schon ziemlich zerlatschten Turnschuh auszog, ihr drei Monate altes Septum. „Ich mach nur schnell was zu essen ... Ich komm gleich nach", meinte sie mit ihrer ruhigen Stimme und ich nickte schlicht und schlürfte den gewohnten Weg am Wohnzimmer vorbei in einen großen modernen und weißen Raum, ich machte mir nicht die Mühe zu klopfen, sondern lief einfach am riesigen weißen Kleiderschrank vorbei aufs Bett zu und ließ mich darauf fallen, das Gesicht tief in dem bunten Kissenhaufen vergraben, auf dem schon jemand saß.

„Und, wie ist es gelaufen?", kam es gut gelaunt neben mir und ich war zu deprimiert zum Kopf heben und quetschte daher nur einen erstickten Laut hervor. „Und das bedeutet jetzt was?", die Nachfrage hatte noch immer den gleichen fröhlichen Klang und ich nuschelte seufzend an dem Berg Kissen vorbei: „Er hasst Schwule!"

„Na das klingt doch schon mal ganz positiv!", erwiderte der Andere schwungvoll und ich sah nun doch pikiert auf um meinen besten Freund anzusehen.

Junk LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt