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"Ihr müsst aber noch in die Stadt um Würstchen oder so zu kaufen", meinte Kathi, zurück in der Herberge, und kratzte sich verlegen am Kopf. Simon stöhnte genervt auf. "Ich geh da nicht mehr hin", protestierte er. "Diesmal geht Tim mit Stegi zum Supermarkt. Die zwei brauchen eh mal Zeit alleine", forderte Simon uns auf. "Jaaa ok, du Spast", lachte ich und packte meine Geldtasche ein. Taddl schaute zu mir rüber und seine Augen funkelten. Ich kam auf ihn zu. "Wehe du ließt das Buch ohne mich", flüsterte ich ihm böse ins Ohr. Er grinste. "Würd ich nie machen", hauchte er herrausfordernd und grinste. Ich sah ihn nochmal warnend an und verließ dann mit Stegi das Zimmer.

Stegi und ich gingen schweigend zur Bushaltestelle und mussten ungefähr 20 Minuten warten. Stegi hatte sich auf die komplett andere Seite der Bank gesetzt. Ich schaute ihn immer wieder kritisch an. "Irgendwie ist es scheiße wenn niemand was redet", meinte ich und schaute ihn in die Augen. Er zuckte mit den Schultern. Ich seufzte. "Ich weiß das du reden kannst. Warum machst dus dann nicht? Willst du dein ganzes Leben lang schweigen? Dein ganzes Leben lang niemanden an dich ranlassen? Ist es dir das wert?", fragte ich ernst und schaute wieder auf die Straße. Auf der anderen Seite der Straße befanden sich Bäume und Büsche. Ein paar Vögel flogen umher und kreischten. Stegi hatte noch immer nicht darauf geantwortet. Er starrte nur auf den Betonboden. "Wir können dir helfen. Aber du musst uns sagen was los ist", sagte ich und schaute ihn wieder tief in die Augen. Er schüttelte den Kopf. Wir wurden von dem Bus unterbrochen.

In der Stadt angekommen suchten wir erstmal ungefähr 35 Minuten einen Lebensmittelladen. Als wir ihn endlich gefunden hatten brauchten wir nochmal 30 Minuten um das ganze Essen zu finden. Die ganze Zeit redeten wir kein Wort. Natürlich. Was hätten wir den reden sollen? Ich hätte Monologe führen können.
Schließlich sind wir dann nach 2 Stunden doch noch an der Herberge angekommen. "Da seid ihr ja endlich", lachte Taddl, nahm die Würstchen und hielt sie über das Feuer, welches die Jungs schon hinbekommen hatten. "Die zwei haben sicher noch ganz andere Sachen gemacht, als nur einzukaufen", meinte Simon mit einem perversen Unterton. "Ach komm. Halt doch die Fresse. Wir haben einfach so eine Stunden den beschissenen Laden gesucht", sagte ich genervt. "Jaja", seuselte Simon. "Respekt. Ihr habt es geschaft ein Lagerfeuer zu stande zu bringen, ohne das jemand verletzt wird", lachte ich, als ich mich ans Feuer setzte. Ardy hielt seine Hand hoch. "Ich hab einige Brandblasen von dem Scheißteil", sagte er lachend. Stegi setzte sich neben mich.

"Lol, lass mal ich habe noch nie spielen", lachte Taddl in die Runde, als wir schon aufgegessen hatten. Unsere Klassenkameraden hatten schon unzählige andere Lagerfeuer um die Herberge rum entzündet. "Haben wir nicht schon vorhin am Strand sowas änliches gespielt?", fragte Izzi nicht so überzeugt. "Das war Wahrheit oder Pflicht. Aber bei ich habe noch nie kommen so richtige Geheimnisse raus. Izzi stöhnte genervt auf. Taddl stellt jedem von uns einen Becher Cola hin. Stegi schüttelte den Kopf. "Ohhh doch du spielst auch mit", meinte Ardy mahnend. Stegi seufzte auf. "Jeder sagt einen Satz. Zum Beispiel: Ich habe noch nie Alkohol getrunken. Jeder der es schonmal gemacht hat muss trinken. Alles klar?", fragte Taddl in die Runde. Alle nickten. "Dann fangen wir einfach mal mit dem Beispiel an. Ich habe noch nie Alkohol getrunken", sagte Ardy lachend. Ich, Taddl, Felix und Izzi tranken. "Warte was? Izzi? Du machst NIE was illegales. Ich meine Felix, Taddl und Tim hät ich es zugetraut mit 16 Alkohol zu trinken. Aber Izzi?", fragte Simon erstaunt. Izzi zuckte mit den Schultern. "War nicht meine beste Nacht. Von Alkohol wird mir nämlich kotzübel", meinte Izzi und grinste. "Ihr müsst auch noch die Story erzählen", forderte Ardy uns auf. "Bei mir war es letztes Jahr. Die 11. Klässler hatten eine Party veranstaltet und alle die über 14 waren, waren eingeladen. Irgendein Spast hat dann Alkohol in die Getränke geschüttet. Ich hab jetzt nicht viel davon getrunken. Aber genug um am nächsten Tag nur noch zu kotzen", erzählte ich und die anderen lachten. "Bei mir war es so, dass ich einfach mal ausprobieren wollte. Ardy hat mich dann irgendwo auf der Straße aufgesammelt", grinste Taddl. "Ich schwörs euch. Der Typ war so voll. Er hat gedacht er wohnt in nem Buchladen und hat sich auch nicht davon überzeugen lassen dass das anders sei", lachte Ardy. "Ich habe nochnie einen guten Freund verloren, als ich mich geoutet habe", sagte Felix. Er selbst, Ardy und Stegi tranken. Alle schauten Stegi an. "Erzähl", meinte ich und schlug mir dafür kurz darauf selbst gegen den Kopf. "Sorry hab nicht mitgedacht", murmelte ich. Stegi zuckte nur mit den Schultern. "Ach komm bitte. Schreibs auf oder so", flehte Izzi ihn an. Stegi schüttelte den Kopf. Izzi seufzte. Wir schwiegen. "Ich habe noch nie jemanden anderen den Freund oder die Freundin ausgespannt", sagte Simon und brach die Stille. Keiner außer Ardy trank. Er grinste. "Also das war so: Mary und Taddl waren ein echt süßes Paar und so. Und dann kam ich auf das Internat und Taddl verliebte sich in mich. Also ich würde schon sagen, dass ich Mary Taddl ausgespannt habe", erzählte Ardy stolz. "Und überhaupt passt Taddl viel besser zu mir als zu Mary", fügte Ardy noch grinsend hinzu. Wir lachten. "Ich hatte noch nie einen perversen Traum mit jemanden aus meinem Umfeld", sagte Simon. Ich, Taddl und Izzi tranken. Die anderen lachten. "Ihr erzählt jetzt alle mal von wen und dann will ich Details", lachte Simon. "Naja bei mir is es eh Ardy. Wer sonst? Najaaa...Muss ich Details nennen?", fragte Taddl und grinste zu Ardy rüber. Simon schüttelte lachend den Kopf. "Bei mir war es Felix. Und ich hab geträumt das wir beide bei einer Pornofirma arbeiten und dann...", wollte Izzi erzählen, aber er wurde von Ardy unterbrochen. "Pssssssst. Wir wollen es garnicht wissen", lachte er. Izzi lachte auch. Stegi gähnte und lehnte sich gegen meine Schulter. Ich lächelte und legte einen Arm um ihn. Kurze Zeit später schlief er ein. Ich schaute in die Runde. Alle grinsten. Ich rollte mit den Augen und seufzte genervt auf. "Tim. Check es endlich. Der Typ mag dich mehr als er zugeben will. Er liebt dich..."  meinte Simon und schauze mir in die Augen. "Ich weiß", murmelte ich leise. Simon schaute mich verwirrt an. "Warum bist du dann nicht mit ihm zusammen?", fragte Simon. "Weil er das nicht will", flüsterte ich. "Hast du ihn gefragt?", fragte Izzi mit Hochgezogenen Augenbrauen. Ich schüttelte den Kopf. "Dann kannst du das nicht wissen", meinte er. "Ich weiß es ok?", meinte ich schon etwas wütender und lauter. "Nein. Du glaubst es", meinte Felix jetzt. Ich wurde wütend. "Nein. Ich weiß es. Ich weiß ein paar Sachen von Stegi die ihr nicht wisst. Okay?", sagte ich jetzt laut. Taddl stand auf und sah mich warnend an. Ich wusste was er meinte. Ich sollte nichts von dem Notizbuch erzählen. "Ich glaube die eine Sache die du meinst weiß ich auch. Also mach dich nicht so wichtig", meinte jetzt Simon. Ich sparng auf, wodurch Stegi wach wurde. "Nein! Du weist nur das was du gesehen hast! Aber ich sage dir: Das ist noch nichtmal das schlimmste!", schrie ich ihn jetzt an. Stegi runzelte die Stirn. Ich glaube er hat in dem Moment auch realisiert was ich alles wusste. Simon kam auf mich zu. "Hör zu Freundchen: Du schreist mich nicht an!", knurrte Simon. "Was wenn schon?", fragte ich provozierend. Er und ich wussten beide, dass ich viel stärker war als Simon. Simon kniff die Augen zusammen und setzte sich wieder. Stegi stand jetzt auf und zog mich an meinem Handgelenk weg von den anderen. Er hob das Notizbuch hocb und sah mich wütend an. Ich schaute auf den Boden.
Ich könnte es leugnen.
Ich könnte lügen und sage ich habe es nie auch nur berührt.
Oder ich könnte die Wahrheit sagen.
Leugnen oder Wahrheit?
Leugnen oder Wahrheit?
Leugnen oder Wahrheit?
Und dann machte ich einen Fehler. Ich leugnete es. "Nein. Ich hab dein Buch nicht gelesen. Das würde ich nie tun. Das ist deine Privatsphäre", meinte ich und schaute ihm in die Augen. Er sah mich kritisch an. So standen wir lange. Er schaute mich durchdringlich an und ich hielt seinen Blick stand. Er schien zu überlegen. Schließlich ging er wieder zu den anderen. Ich schaute ihn hinterher und beschloss dann schließlich selbst auch zurück zu gehen.

Schweigen // Stexpert ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt