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11. Dezember, 2017 (Abreise)

Wir waren gerade dabei einzupacken, da wir in 20 Minuten beim Bus sein müssten. Die zwei Wochen waren für meinen Geschmack viel zu schnell vergangen.
"Kleiner? Hast du alles?", fragte Taddl und schaute Ardy an. Er grinste:"Ja Tüddl." "Ich hab dir doch schon so oft gesagt das du mich nicht Tüddl nennen sollst", meinte Taddl genervt. "Und ich hab dir schon Tausendmal gesagt das du mich nicht Kleiner nennen sollst", meinte Ardy und grinste. "Ardian Bora? Hast du alles?", fragte Taddl erneut, nur diesmal in einem seriösen Ton. "Naja obwohl", meinte Ardy und drückte sich an Taddl. "Ich mag es wenn du mich Kleiner nennst", fügte Ardy dazu und küsste Taddl. Dieser grinste in den Kuss hinein. "Leute wir müssen gehen", stresste Simon wiedermal. Ich schnaubte genervt auf. "Kannst du auch mal die Klappe halten?", fragte ich genervt.
Er funkelte mich böse an und verschwand dann ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Ich fing an zu lachen. "Was ist den mit dem Typen los?", frate ich lachend. "Er ist nur gestresst das er Sabine nicht mehr so oft sehen kann", grinste Felix und gab mir ein T-shirt, welches ich vergessen hatte einzupacken. "Danke", murmelte ich und stopfte es noch in meinen Rucksack.

"Da seid ihr ja endlich", stöhnte Kathi genervt auf, als wir unten am Hof waren und scheuchte uns in den Bus. Taddl schnaubte wütend auf. Wir setzten uns in den Bus und ich lehnte mich entspannend gegen die Sitzlehne. Stegi schaute mich sehnsüchtig an. Ich grinste und drehte mich zu Stegi. Seine grünen Augen zogen mich in einen Bann. Es war ein magischer Moment. Ich war gefesselt. Langsam bewegte er seinen Kopf zu meinem.
Wollte er mich jetzt wirklich küssen?
Eigentlich war doch eher die Frage:
Wollte ICH ihn wirklich küssen?
Wollte ich eine Beziehung mit ihm anfangen?
Wollte ich wirklich einen Jungen lieben?
Alle würden jetzt sagen: Natürlich willst du das.
Aber wollte ich das wirklich?
Überhaupt, würden Stegi und ich eine Zukunft haben?
Irgendetwas sagte mir, dass das viel zu schnell vorbei sein könnte.
Was ist wenn sich Stegi irgendwann umbringt?
Dann würde es mich doch komplett zerstören.
Oder?
Aber wenn er in einer Beziehung ist würde er sich doch nie umbringen.
Oder?
Wenn ich ihn jetzt küsse, könnte es ein Anfang sein.
Oder ein Ende.
Küssen oder nicht?
Küssen oder nicht?
Küssen oder nicht?
Dann machte ich einen Fehler. Einen großen Fehler. Ich bewegte meinen Kopf nach hinten und drehte mich wieder nach vorne. Ich hatte ihn nicht geküsst. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich von sehnsüchtig zu verwirrt zu traurig bis zu wütend. Er sah einfach nur wütend aus. Er kniff wütend seine Augen zusammen, verschränkte seine Arme auf seinwr Brust und drehte sich zum Busfenster. Es herschte komplette Stille. Es laberten nur ein paar Jungs hinter uns über hübsche Australische Mädchen. "Warum machst du das?", hauchte Stegi in die Stille. Ich schaute ihn verwirrt an. Er drehte sich zu mir. Eine einzelne Träne rannte seinem Gesicht runter. "Warum machst du mir so viele fucking Hoffnungen, um mich danach sowieso wieder abblitzen zu lassen? Warum tust du immer so als würdest du das gleiche fühlen, um mich dann sowieso zu verletzen, weil es nicht so ist?", fragte er leise. Ich wollte die Träne aus seinem Gesicht wischen, doch er hielt meinen Arm fest, bevor sie seine Wange erreichen konnte. "Genau das meine ich", meinte er jetzt etwas wütender. "Du bist genau wie alle anderen. Wie hätte ich nur denken können, dass du mich vielleicht verstehst? Wie hätte ich nur denken können, dass ich dir vertrauen kann? Wem hast du meine Geschichte erzählt? Vielleicht Ardy und Taddl? Oder Felix? Vielleicht Vik und Ju? Oder Izzi? Oder gar Simon? Wenn dus Simon erzählt hast kann ich dir genau sagen was damit passiert. Er hat Freundschaften überall. Einen großen Zweig zum Beispiel bei der Wissenschafts-Clique. Du weißt schon. Alesio, Tobi, Tim, Paul und so weiter. Die möchten mich noch nie. Er wirds ihnen erzählen und bald weiß es die ganze Schule. Weißt du was das dann heißt? Neunter Schulwechsel. Ich hasse dich...", zischte er mich an. Ein Schmerz durchfuhr meine Brust. Einen Schmerz als würde mir jemand ein Messer reinrammen. Nur ist dieser Schmerz anders. Negativ anders. Er ist viel heftiger. "Stegi...", flüsterte ich traurig, doch er drehte sich wieder zum Fenster. "Es tut mir leid...", flüsterte ich traurig. Jetzt ronnen mir Tränen  über die Wange.
Ich war so blöd.
So ein dummer kack Fehler.
Warum hab ich ihn nicht geküsst?
Jetzt wurde es mir Glasklar.
Natürlich liebe ich ihn.
Bin ich dumm?
Ja bin ich.
Ich liebe ihn mehr als alles andere.
Ich musste an seine Worte denken:
Ich hasse dich.
Ein Stich im Herzen.
Ich hasse dich.
Noch ein Stich.
Ich hasse dich.
Diese verfluchten drei Wörter.
Ich hasse dich.
Können die nicht aus meinem Kopf verschwinden?
Ich hasse dich.
Wie können drei Wörter so wehtun?

Nach zehn Minuten, welche sich anfühlten wie zehn Stunden, mussten wir aussteigen. Als wir unsere Sitzplatzkarten bekamen, sah ich das Stegi und ich wieder zusammen saßen. War ja eigentlich klar. "Simon? Willst du Sitzplatz tauschen?", fragte ich Simon hilfesuchend. Simon schaute mich geschockt an. Ich zeigte auf Stegi der wütend und traurig in einer Ecke stand. "Nein", meinte er dann kühl. Ich sah ihn bittend an. Er schüttelte hartnäckig den Kopf. "Wenn ihr Stress habt, dann klärt das und benehmt euch nicht wie Kinder", meknte Simon kühl. Ich seufzte.
Er hat Recht.
Ich versuche einfach im Flugzeug nochmal mit ihm zu reden.
Wird doch nicht so schwierig sein in 21 Stunden.
Oder?


Schweigen // Stexpert ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt